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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Stelle und zu der Stunde, da er den Tod fand. Die andere ergab, daß der Mann, der sich im Moor versteckt hielt, in einer der Steinhütten aufgespürt werden konnte. In Kenntnis dieser beiden Tatsachen müßte es schon komisch zugehen, wenn es mir nicht gelänge, endlich etwas Licht in diese dunkle Angelegenheit zu bringen. Ich hatte am Abend vorher keine Gelegenheit gehabt, dem Baronet zu erzählen, was ich über Mrs. Lyons erfahren hatte. Denn er saß bis tief in die Nacht mit Dr. Mortimer beim Kartenspiel. Beim Frühstück jedoch informierte ich ihn über meine Entdeckung und fragte ihn, ob er Lust hätte, mich nach Coombe Tracey zu begleiten. Im ersten Augenblick war er Feuer und Flamme. Aber dann waren wir doch der Meinung, daß ich bessere Resultate erzielen würde, wenn ich allein ginge. Je förmlicher unser Besuch sein würde, desto weniger Informationen würden wir bekommen. Nicht ohne einige Gewissensbisse ließ ich also Sir Henry allein und zog aus auf ein neues Abenteuer.
    Als wir Coombe Tracey erreicht hatten, befahl ich Perkins, diePferde auszuspannen. Ich erkundigte mich nach der Dame, die ich befragen wollte, und hatte keine Schwierigkeiten, ihre Wohnung zu finden, denn sie war zentral gelegen und durch Hinweisschilder kenntlich gemacht. Ein Dienstmädchen ließ mich ohne große Umstände herein. Im Wohnzimmer fand ich eine Dame, die vor einer Remington-Schreibmaschine saß. Sie sprang mit einem freundlichen Willkommenslächeln auf. Ihr Lächeln verschwand allerdings, als sie sah, daß ich ein Unbekannter war. Sie setzte sich wieder und fragte nach meinem Begehr. Auf den ersten Blick fand ich Mrs. Lyons sehr schön. Ihr Haar und ihre Augen hatten die gleiche satte Haselnußfarbe. Ihre Wangen, obgleich mit Sommersprossen übersät, besaßen den exquisiten Teint der Brünetten und waren von einem zarten Rosa überhaucht, wie man es tief im Herzen der gelben Rose findet. Bewunderung war, wie gesagt, mein erster Eindruck. Aber der zweite Blick war kritischer. Irgend etwas war mit diesem Gesicht nicht in Ordnung, eine winzige Kleinigkeit: etwas Unschönes im Ausdruck, eine gewisse Härte in den Augen vielleicht, ein leichtes Hängenlassen der Lippe, als ob sie schmollte, was der perfekten Schönheit Abbruch tat. Aber das habe ich natürlich erst nach und nach festgestellt. In diesem Augenblick war mir bewußt, daß ich mich einer sehr schönen Frau gegenüberbefand. Bis zu dem Augenblick, als sie mich nach dem Grund meines Besuches fragte, hatte ich mir gar nicht klargemacht, wie delikat mein Auftrag war.
    »Ich habe das Vergnügen, Ihren Herrn Vater zu kennen«, sagte ich. Das war eine plumpe Vorstellung, und die Dame ließ es mich fühlen.
    »Zwischen meinem Vater und mir bestehen keine Beziehungen«, sagte sie. »Ich schulde ihm nichts, und seine Freunde sind nicht meine Freunde. Wären nicht der verstorbene Sir Charles Baskerville und andere freundliche Menschen gewesen, dann hätte ich verhungern können, und meinen Vater hätte es nicht gekümmert.«
    »Es geht um den verstorbenen Sir Charles, seinetwegen komme ich zu Ihnen.« Die Sommersprossen auf ihrem Gesicht wurden deutlicher.
    »Was kann ich Ihnen von ihm erzählen?« fragte sie, und ihre Finger spielten nervös auf den Tasten ihrer Schreibmaschine.
    »Sie kannten ihn, nicht wahr?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich seiner Freundlichkeit sehr viel verdanke. Wenn ich mich mit eigener Hände Arbeit durchbringen kann, so habe ich das vor allem der Anteilnahme zu verdanken, die er mir in einer unglücklichen Situation entgegengebracht hat.«
    »Haben Sie mit ihm korrespondiert?«
    Die Dame sah schnell auf, und in ihren braunen Augen war ein ärgerliches Funkeln. »Was sollen diese Fragen?« erwiderte sie scharf.
    »Sie sollen einen öffentlichen Skandal vermeiden helfen. Es ist doch besser, wenn ich Sie hier frage, unter vier Augen, als daß die Sache in aller Öffentlichkeit verhandelt wird und unserer Einflußnahme entzogen ist.«
    Sie schwieg und war sehr blaß geworden. Schließlich sah sie auf und sagte mit herausforderndem Trotz in der Stimme: »Gut ich werde Ihnen antworten. Wie lauten Ihre Fragen?«
    »Haben Sie mit Sir Charles korrespondiert?«
    »Gewiß habe ich ihm ein- oder zweimal geschrieben, um mich für sein Zartgefühl und seine Großzügigkeit zu bedanken.«
    »Wissen Sie noch, an welchem Datum Sie diese Briefe geschrieben haben?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn nie persönlich getroffen?«
    »Doch, ein- oder zweimal,

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