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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Sie denn, daß er sich irgendwo im Moor versteckt hält?«
    »Ich weiß es, weil ich mit meinen eigenen Augen den Boten gesehen habe, der ihm das Essen bringt.«
    Im Gedanken an Barrymore bekam ich Herzklopfen. Diesem zudringlichen Prozeßmacher ausgeliefert zu sein, der sich ständig in fremde Angelegenheiten mischte, war eine sehr ernste Sache. Aber seine nächste Bemerkung ließ mich wieder aufatmen.
    »Es wird Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, daß ihm sein Proviant von einem Kind hinausgebracht wird. Durch das Teleskop auf meinem Dach sehe ich es jeden Tag. Es geht jeden Tag zur gleichen Stunde den gleichen Weg. Wohin sollte es sonst gehen, wenn nicht zu dem Sträfling?«
    Dies war tatsächlich Glück. Und doch unterdrückte ich jedes Zeichen von Interesse. Ein Kind! Barrymore hatte gesagt, daß unser Unbekannter von einem Jungen versorgt würde. Über seine Spur war Frankland gestolpert, nicht über die des Sträflings. Wenn ich noch ein bißchen mehr aus ihm herausbekommen konnte, würde mir das eine lange, mühsame Suche ersparen. Doch hier den Ungläubigen und wenig Interessierten zu spielen, schien meine beste Karte zu sein.
    »Was Sie da sagen! Viel wahrscheinlicher, würde ich meinen, ist es der Sohn eines Moorhirten, der seinem Vater das Mittagessen hinausbringt.«
    Selbst der geringste Anschein eines Widerspruchs ließ den alten Autokraten in Feuer geraten. Seine Augen funkelten bösartig, und seine grauen Barthaare standen aufrecht, wie die einer wütenden Katze.
    »Was Sie nicht sagen, Sir!« rief er und wies mit dem Arm über das weitgestreckte Moor. »Sehen Sie den schwarzen Granitfelsen dort drüben? Gut. Sehen Sie die niedrigen Hügel dahinter mit all dem Dornengestrüpp? Das ist der steinigste Teil des ganzen Moores. Würde dort ein Schäfer seine Herde hintreiben? Ihre Meinung, Sir, ist völlig absurd.«
    Ich antwortete bescheiden, daß ich dahergeredet hätte, ohne die Umstände auf dem Moor recht zu kennen.
    Meine Fügsamkeit freute ihn, und das führte zu einem neuen Vertrauensbeweis.
    »Sir, Sie können sicher sein, daß ich meine Gründe habe, bevor ich mir ein Urteil bilde. Ich habe den Jungen mit seinem Bündel immer wieder und wieder gesehen. Jeden Tag und manchmal zweimal am Tag war es mir möglich — aber warten Sie doch einen Moment, Dr. Watson. Trügen mich meine Augen oder bewegt sich gerade in diesem Augenblick dort etwas den Hügel hinauf?«
    Die Entfernung betrug mehrere Meilen, aber ich konnte deutlich einen kleinen dunklen Punkt wahrnehmen, der sich von dem grauen und dunkelgrünen Grund abhob.
    »Kommen Sie, Sir, kommen Sie!« rief Frankland. »Sie sollen es mit eigenen Augen sehen und sich selbst ein Urteil bilden.«
    Das Teleskop, ein wirklich furchteinflößendes Instrument auf einem dreibeinigen Gestell, stand auf dem flachen Dach des Hauses. Frankland sah hindurch und stieß einen Ruf der Befriedigung aus. »Schnell, Dr. Watson, bevor er verschwunden ist!«
    Und richtig, da war er auch, ein kleiner Knirps mit einem Bündel auf dem Rücken, der sich langsam den Hügel hinaufquälte. Als er den Kamm erreicht hatte, hob sich die kleine Gestalt einen Augenblick lang deutlich vom blauen Himmel ab. Er sah sich verstohlen und heimlich um wie einer, der fürchtet, verfolgt zu werden. Dann verschwand er hinter dem Hügel.
    »Na, hatte ich recht?«
    »Gewiß, da war ein Knabe, der scheint's auf einem geheimen Botengang ist.«
    »Und was das für ein Botengang ist, müßte selbst die Grafschaftspolizei erraten können. Aber denen erzähle ich auch nicht ein einziges Wort. Ebenso binde ich Sie an die Schweigepflicht, Dr. Watson. Kein einziges Wort! Haben Sie verstanden!«
    »Ganz wie Sie wünschen!«
    »Sie haben mich schändlich behandelt, einfach schändlich! Wenn im Prozeß Frankland gegen Regina die Wahrheit ans Tageslicht kommt, dann, denke ich mir, wird eine Welle der Empörung durch das Land gehen. Nichts kann mich dazu bringen, der Polizei in irgendeiner Weise zu helfen. Die hätte es nicht einmal gekümmert, wenn diese Lumpen mich selber statt einer Strohpuppe auf dem Scheiterhaufen verbrannt hätten. Sie wollen doch sicherlich noch nicht gehen? Sie müssen mir helfen, zu Ehren dieses großen Tages die Karaffe zu leeren!«
    Aber ich widerstand seinem Zureden. Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abhalten, mich nach Hause zu begleiten. Ich blieb auf der Straße, so lange er mir nachsehen konnte. Dann ging ich quer durch das Moor in dieselbe Richtung, in die der Junge

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