Der Hund von Welt
diesem Morgen einen unstylishen Regenmantel angezogen oder einen besonders ungünstigen Haarschnitt verpasst hat. Man kann es jedenfalls ohne Weiteres morgen erneut versuchen – oder einfach seine eigene Gruppe gründen.
Sehr nützlich ist es übrigens, wenn der Hund umwerfend riecht. Wer richtig stinkt, hat schon gewonnen. Wälzen gehört historisch gesehen zur biologischen Natur des Hundes und ist etwas, wogegen der Mensch nichts tun kann. Wer stinkt, zeigt damit, dass er sich mit Etikette auskennt und ein ganzer Kerl ist, der sich von seinem Menschen nicht dreinreden lässt. Durch sorgfältiges Wälzen über bedeutende Flächen der Körperbehaarung verteilt, überdecken stinkige Gerüche den eigenen Körpergeruch. In öffentlichen Parks gibt es meist zahllose Möglichkeiten, die olfaktorische Erscheinung in allerkürzesterZeit zu verbessern: Der Mensch muss es vorläufig nicht einmal merken; mit Schwung die rechte Schulter in einen fliegenübersäten Müllhaufen geworfen, und die Chancen, allgemein als Star anerkannt zu werden, steigen um 200 %. Die wölfischen Vorfahren des Hundes wälzten sich in Aas, um dem entfernten Rudel zu zeigen, dass etwas Interessantes gefunden wurde. Selbst heute würde sich doch wohl jeder Hund hinter den stellen, der weiß, wo man die besten alten Fischköpfe findet, oder etwa nicht?
Es gibt immer in irgendwelchen Büschen frische Exkremente. Natürlich wälzt sich ein anständiger Hund nicht in Exkrementen der eigenen Art, aber Hunde wissen ja, dass diese gewöhnlich von Menschen stammen – sonst wären sie ja längst in kleinen Plastikbeuteln entsorgt worden. Außerdem ist Hundeexkrement selten so besonders feucht, breiig und gut haftend.
Sehr zu empfehlen ist immer Aas. Die beste Qualität findet man an warmen, feuchten Tagen; normalerweise handelt es sich um ehemals lebende Tiere, die vor mindestens fünf Tagen das Leben aufgegeben haben. Besonders wirkungsvoll sind nestjunge Vögel, überfahrene Frösche oder vergammelte Mäuse. Außerdem ist Aas in praktisch jedem Zustand gewöhnlich eine schmackhafte Zwischenmahlzeit.
Nach den ersten Frühlingsnächten findet man in Parks eine nicht unbedeutende Ansammlung von Müll, häufig nachlässig in Plastiktüten gepackt, aber nicht von den Liegewiesen entfernt. Ein großartiges Potpurri scheußlicher Gerüche, weiß man doch nie, was sich in diesen Tüten alles verbirgt – von benutzten Windeln über alte Eier, verdorbene Wurst oder zerquetschte Döner ist alles möglich. Nach den ersten warmen Abenden, an denen es möglich war zu grillen, ist die Ausbeute besonders ergiebig.
Hündinnen
Hündinnen sind komplizierte, hochsensible Wesen. Gegenüber den meisten von ihnen muss man sich ein wenig anders benehmen als mit den anderen Hundekumpels. Manche Hündinnen lassen sich beispielsweise kaum davon beeindrucken, wie hoch der Hund springen kann beim Fangen des Frisbees, oder wie kreativ das Pinkelmuster ist, das man hinterlässt (die meisten schätzen es aber, wenn man das Bein möglichst hoch hebt!).
Alle Hündinnen sind unterschiedlich und wollen auch so behandelt werden.
Keine von ihnen kann es leiden, wenn der Hund einfach zu ihnen rennt und sie bespringt: Die Reaktion auf so ein Vorgehen wird sein, dass die Hündin sich rasant schnell umdreht und zuschnappt. Stattdessen sollte man sie mit Zuvorkommenheit behandeln, ihr beim Trinken oder beim Stöckchenspielen den Vortritt lassen. Sollte sie Interesse am Futter des Hundes haben, macht es einen guten Eindruck, ihr mit abgewandtem Blick das Abendessen ganz zu überlassen. Auch sportliche Leistungsfähigkeit wird sie beeindrucken: man muss ja kein Agility- oder Flyball-Champion sein, aber den Ball direkt im Anflug zu fangen, schadet dem Ansehen sicher nicht.
Luise sagt:
Man muss Jungs rechtzeitig und von Anfang an beibringen, aus welcher Richtung der Wind weht. Divas werden nicht geboren, sondern dazu gemacht. Glauben Sie mir: Ich bin ein unwiderstehlicher Männer-Magnet. Schon seit ich ein unschuldiger, wolliger Welpe war, haben Jungs aller Rassen versucht, mich auf den Holzweg zu führen. Ich weiß ganz einfach ein- oder zwei Dinge, die Rüden zum Knurren, Winseln oder Jammern bringen. Und ich habe schon vor langer Zeit verstanden, dass das Zeichen für wahre Liebe ein Stück Wurst unter dem Kissen ist.
Immer gut macht es sich, die Hündin vor anderen Hunden zu verteidigen, die ihr ungebeten zu nahe kommen. Niemals darf man eine Hündin anpinkeln. Solche Dinge können
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