Der Hund von Welt
anderen seiner Art unterscheidet.
Der Hund sollte seinem Menschen zuliebe also bei dem Verkleide-Spiel gute Miene zum seltsamen Spiel machen und sich nicht zu sehr sträuben. Dennoch gilt es, Würde zu bewahren: Die wenigsten Hunde können beispielsweise Glitzerschmuck tragen, es sei denn, sie sind rosa Pudel. Tiaras und Strass-Barettes stehen nur menschlichen vierjährigen Nachfolgerinnen von Britney Spears: Hunde sehen damit häufig aus wie vergessener Weihnachtsschmuck. Und würde man sie fragen, sähen sich die meisten Hunde wahrscheinlich lieber als den Gary Cooper denn als die Mariah Carey der Hundewelt.
Der Hund im Park
Der Park ist der Ort, an den man möglichst wenigstens zweimal täglich geht, um zu sehen und gesehen zu werden, wo man Freunde trifft, sich über Neuigkeiten austauscht und testet, wer am höchsten pinkeln kann. Es gibt die coolen Hunde, die bei allen beliebt sind, es gibt Rowdies oder solche, die von ihren Menschen sofort auf den Arm genommen werden, wenn man sich ihnen zu stürmisch nähert. Es gibt andere, die so besessen von ihrer sportlichen Leistung sind, dass sie für andere praktisch nicht ansprechbar sind. Meistens handelt es sich bei diesen Hunden um Border Collies oder Australian Shepherds. Sie tragen häufig bunte Halstücher und sind Profis im Frisbee- oder Ballfangen und konzentrieren sich ausschließlich auf ihre körperlichen Möglichkeiten und die ihres begleitenden Menschen.
Wenn ein Hund in eine neue Gruppe kommt, nimmt er sich am besten erst einmal zurück und testet vorsichtig das gesellschaftliche Umfeld. In einem einzigen Park können ganz unterschiedliche Gruppierungen vorkommen, sogar auf der gleichen Wiese. Der erste Schritt ist, die eigenen Optionen abzuschätzen und zu entscheiden, in welche Gruppe hund gehört. Wenn der Hund selbst zu den Spitzensportlern gehört, macht es wenig Sinn, sich unter die Gruppe der Buddler zu mischen, die alle anderen mit Sand bewerfen und Ameisen zwischen die Zehen bekommen: Lieber sollte er sich der Gruppe mit dem Ball oder Stock anschließen oder denen, die Fangen spielen.
Wenn der Hund sich für eine Gruppe entschieden hat, muss er möglichst schnell erkennen, wer der Anführer der Truppe ist. Das ist keineswegs grundsätzlich ein Rüde, dessen Ausstrahlung schon von Weitem „Dominanz!“ signalisiert – es kann auch eine wunderbar riechende Hündin sein mit gutsitzendem Haar, souveräner Haltung und klarem Blick. Trotzdem erkennt ein Hund das Alpha, wenn es ihm begegnet, obwohl die meisten zuhause in ziemlich unnatürlich kleinen Rudeln leben: Ein Hund und sein Mensch, manchmal auch ein Hund und zwei oder drei Menschen. Wer die Erziehungsmaßnahmen aus Kapitel 1 ernst genommen hat, ist zuhause selbstverständlich Topdog oder „Alpha“, wie es klassisch bezeichnet wird. Im Park dagegen sieht die Sache schon anders aus. Wer ist hier Alpha? Wie sieht die Hierarchie auf der morgendlichen Wiese aus? Wie verhält man sich, wenn man zum ersten Mal eine brandheiße Hündin trifft? Dies sind häufig verstörende Fragen, die es möglichst, ohne zu zögern, zu beantworten gilt, um das Beste aus dem Morgen zu machen. Hat man Alpha erst einmal erkannt, sollte man deutlich signalisieren, dass man in dieser Gruppe gerne mitmischen würde, indem man überschwänglichen Enthusiasmus mit einer kleinen Prise Unterwürfigkeit zeigt.
Wenn es ein Rüde ist, kann das Status-Gehabe einigermaßen anstrengend und nach rigorosen Regeln durchgeführt werden, und er wird die Gelegenheit nutzen, den neuen Hund von vorne bis hinten ausgiebig zu beschnüffeln. Im Zweifelsfall stellt er sich sogar mit dem Kopf über den Rücken des anderen Hundes, nur um auszuprobieren, wie viel ihm das Mitmachen wirklich bedeutet, oder ob das alles möglicherweise nur Show ist. An diesem Punkt wird der Neue entweder eingeladen mitzuspielen, oder er wird ganz offen abgewiesen.
Eine Zurückweisung kann natürlich vernichtend sein, aberman nimmt es am besten nicht persönlich. Es gibt unzählige, kaum vorhersehbare kleine Gründe, die dazu führen können, dass man abgewiesen wird; der Hund sabbert im falschen Moment, er hatte – möglicherweise sogar angeboren! – eine Bürste im falschen Augenblick oder – ebenfalls vielleicht angeboren! – seine Mimik war nicht erkennbar, weil das ganze Gesicht von langen Haaren verhängt war (ihr Briards, Bobtails, Bearded Collies oder Lhasa Apsos wisst Bescheid!).
Manchmal ist auch der Mensch schuld, der seinem Hund just an
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