Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
kroch sie dann auf David zu, um ihn zu sich auf den Boden zu ziehen.
„Lass das!“, zischte David, ohne den Blick von den Jugendlichen zu lassen. „Ich muss mich da um den Hund kümmern!“
„Was ist mit mir? Wieso kümmerst du dich nur um Hunde? Bin ich vielleicht weniger wert als ein Hund?“, hörte er Sonja hinter seinem Rücken maulen. Doch er zuckte bloß mit den Schultern und lief bereits auf die Jugendlichen zu.
„Stopp! Hört sofort auf!“, brüllte David, als er sah, dass einer der Jungs versuchte, den Schwanz des Hundes mit einer zur Fackel gedrehten Zeitung anzuzünden. Doch Davids Rufe zeigten keinerlei Wirkung, unter dem Gelächter der Jugendlichen entflammte das Fell, der Hund drehte sich hektisch im Kreis, versuchte unter panischem Jaulen, die Flammen an seinem Schwanz zu ersticken. Dann war David auch schon mitten unter ihnen.
„Was willst du, Alter?“ Der älteste der Jungs, wahrscheinlich der Anführer, stellte sich David in den Weg, doch dieser schob den marokkanisch aussehenden Jungen einfach zur Seite, schaufelte mit beiden Händen Sand von einer Düne und löschte damit den brennenden Schwanz des Hundes, der geschockt und mit zitternden Flanken unfähig war, sich zu bewegen.
„Ich habe dich was gefragt, Mann!“ Erst als David die Hand an seinem Arm spürte, wurde ihm plötzlich wieder die Anwesenheit des Jungen bewusst.
„Sollen wir deinen Schwanz auch anbrennen?“ Allgemeines Gelächter und der Kreis um David und den zitternden Hund zog sich enger.
„Hört zu, Jungs. Ich will keinen Ärger. Ich nehme jetzt den Hund mit und damit ist alles erledigt, habt ihr verstanden?“
„Nichts haben wir verstanden, Alter! Das ist mein Hund. Für den will ich Geld. Viel Geld.“ Der Anführer machte eine kurze Pause, schien nachzudenken. „100 Euro. Dann gehört der verpisste Köter dir.“ Der Junge verzerrte sein mit Pusteln übersätes Gesicht, so als wäre das Denken eine unglaubliche Anstrengung für ihn. „Wenn nicht, dann verbrennen wir den Köter und dich gleich mit.“ Er lachte laut auf und bleckte seine vergoldeten Eckzähne, die ihm ein unheimliches Aussehen verliehen und sicher dafür verantwortlich waren, dass ihn seine Kumpane als Anführer akzeptierten.
„Ich wiederhole mich nicht gerne“, sagte David mit sanfter Stimme und atmete tief durch. Mit dem Daumennagel strich er sich über die Narbe und sein rechtes Augenlid begann zu flattern. Er wusste, was das zu bedeuten hatte: Ein Konflikt war unausweichlich. „Ich nehme jetzt den Hund mit und ihr haut ab! Keiner hat Ärger und der Tag verläuft weiter harmonisch“, versuchte er trotzdem noch ein versöhnliches Ende herbeizuführen.
„Hört ihr das?“ Der Anführer drehte sich zu seinen Freunden um. „Hört ihr das? Der Alte will uns Vorschriften machen!“ Wieder machte er eine Pause, um sein wohl vom Crack zersetztes Hirn in Gang zu setzen.
„Los, ersäuft den Scheißhund!“, befahl er dann zwei schmächtigen Jungs aus seiner Gang und gab dem zitternden Hund blitzschnell einen Fußtritt, dass dieser aufjaulend zu Boden ging.
Noch bevor die beiden dürren Jungen den Hund hochheben konnten, war David auch schon bei ihnen, packte sie links und rechts am Genick und knallte ihre Köpfe so fest zusammen, dass sie wie leblose Holzklötze in den Sand fielen.
„Schluss jetzt“, sagte er ganz leise zu dem Anführer und blickte ihm starr in die Augen, ohne mit den Wimpern zu zucken. „Ende des Spiels! Verschwindet!“
Als der Anführer Davids Blick nicht mehr standhalten konnte und unruhig zur Seite schielte, wusste David, dass er diese Partie für sich entschieden hatte. Er zog sein T-Shirt aus und wickelte es um den zitternden Hund, der zwar knurrte, aber zu kraftlos war, sich zu wehren. Sanft hob er ihn hoch und trug ihn zu seinem Landrover, wo er ihn vorsichtig auf die Ladefläche bettete.
„Wird heute wohl nichts mehr mit einem netten Strandausflug“, sagte Sonja, die an der Kühlerhaube lehnte und trotzig die Hände in den Taschen ihrer abgeschnittenen Jeans vergraben hatte.
„Nein, tut mir leid, Sonja! Heute wird es nichts mit unserem Strandtag.“ Er hob die Hand, um dem Hund über den Kopf zu streicheln, doch dieser zuckte zusammen und fletschte die Zähne in Panik. Langsam zog David die Hand zurück. „Er braucht viel Liebe, um wieder Vertrauen zu den Menschen zu bekommen“, sagte er leise und wies auf den Hund, der knurrend und zitternd auf der Ladefläche lag.
„Ich weiß, ich weiß“,
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