Der Hurenkiller - Teil 1
sie da wohl nicht empfangen haben«, glaubte nun Stefan
Hauser zu wissen.
»So ist
es!«
Jetzt
beschrieb sie, wie sie Radus Vertrauen gewonnen und ihn nach und nach näher
kennengelernt hatte. Immer mehr Details über Löhne, Arbeitszeiten und die
ansonsten auch nicht weniger rauen Sitten im Schrottplatz-Milieu verriet ihr
der Rumäne in den darauffolgenden Wochen. Dann, ohne jede Vorwarnung, sei er
plötzlich verschwunden. Vera Meiser habe noch einige Tage nach ihm gesucht, in
jedem Betrieb nach ihm gefragt, aber gefunden hätte sie ihn nicht.
Erst
Monate später dann, durch einen Zufall, habe sie ihn am frühen Abend vor dem Billstedt-Center
getroffen. Bei seiner Statur konnte man ihn ja kaum übersehen. Als Vera Meiser
ganz offen auf Radu zuging und ihm die Hand schütteln wollte, hätte der Riese
beschämt, ja fast ängstlich reagiert. Eiligst hätte er sich kurz darauf von ihr
verabschiedet und in Richtung Billbrook davongemacht.
»Ich
habe solche Sachen schon häufig erlebt, aber so extrem war es selbst für mich
neu«, kommentierte die Frau ihren eigenen Bericht.
»Haben
sie ihn danach noch einmal gesehen«, wollte nun Wegner wissen.
»Nein
... nie wieder. Erst heute, auf ihren Fotos ... auf der Pressekonferenz.«
»Da
haben sie ja sicher einen ordentlichen Schrecken bekommen!?«
»Allerdings.«
Noch
fast eine Stunde lang erzählte Vera Meiser den beiden Kommissaren von allen
Einzelheiten, die ihre Recherchen im Schrottplatz-Milieu ergeben hatten. Eine
ganz eigene und über alle Maßen seltsame Welt, so erschien es Allen am Ende
ihrer Vorträge. Auf Wegners Frage hin, ob Frau Meiser ihm mit einer Liste der
damals besuchten Firmen helfen könne, lud ihn die Dame zu einem Besuch in ihrer
Redaktion ein. Freudestrahlend willigte er zum Abschied ein und brachte sie
sogar noch an die Tür.
»Was war
das denn«, wollte Stefan Hauser wissen, als Wegner strahlend ins Büro
zurückkehrte. »Ich habe dich bis jetzt für ein geschlechtsloses oder impotentes
Arschloch gehalten.«
Wegner
zog seine Dienstwaffe, lud durch und sprang auf seinen Kollegen zu. Als er den
Lauf an Hausers Stirn drückte, sah er die nackte Panik in seinen Augen
aufflammen.
»Sag mal
... spinnst du?!«
»Klick«,
machte es hohl, als Wegner nun den Abzug betätigte.
»Ich hab
es gewusst! Du bist völlig wahnsinnig ...«
»Jetzt
beruhig dich mal. Meine Waffe ist doch fast nie geladen ... aber ganz sicher
war ich mir nicht.«
Kapitel 8
Zwei
Wochen waren vergangen, seitdem man den Riesen tot in seiner Zelle gefunden
hatte. Die Presse widmete sich schon seit Tagen ganz anderen Themen und so
kehrte Ruhe in die Arbeit der Mordkommission ein.
Ein
Familienvater, der nach einem Streit mit der Ehefrau den Sinn des Brotmessers
fehlinterpretiert hatte und eine Schießerei auf dem Kiez brachten nichts als
Routinearbeit für die Beamten mit sich.
Einziges
Highlight der letzten beiden Wochen war Wegners Besuch beim Abendblatt: Vera
Meiser hatte ihn so freundlich und zuvorkommend empfangen, dass es ihm fast die
Sprache verschlug. Kaffee gab es, sogar leckeren Kuchen, den sie angeblich
selbst gebacken hatte. Schon von seiner Mutter hatte er gelernt, dass ab einem
Gewissen Alter die hoffentlich vorhandenen Kochkünste der Frauen mehr und mehr
in den Vordergrund rückten. »Essen«, so pflegte sie es gerne zu sagen, »ist
doch der Sex des Alltags.«
Bereitwillig
hatte ihm Frau Meiser alle Ergebnisse ihrer Recherchen überreicht. Bei den
weiteren Erklärungen war sie so dicht an ihn herangerückt, dass ihm schon kurz
darauf der Schweiß auf der Stirn stand.
»Nervös,
Herr Hauptkommissar?«, fragte sie ihn lächelnd.
»Nur ein
Virus ... ich bekomme leicht Fieber.«
»Aha!«
Manfred
Wegner saß an seinem Schreibtisch und blätterte gedankenversunken in einer
Sportzeitschrift, als ihn das Telefon unsanft wachrüttelte. Die Nummer kannte
er, aber woher, das konnte er nicht sagen.
»Wegner«,
bellte er in den Hörer. Seine freundliche Art öffnete Herzen.
»Vera
Meiser ... guten Morgen Herr Hauptkommissar.«
Es
verschlug ihm fast die Sprache. Wieder und wieder hatte er sich seit letzter
Woche gefragt, ob er sie anrufen solle. Immer wieder ging danach sein Griff zum
Telefon, um regelmäßig von seinen Bedenken ausgebremst zu werden.
»Frau
Meiser«, begann er fast flötend, »das ist aber mal `ne Freude.«
»Ich
hatte mit einem Anruf, vielleicht sogar einer Einladung gerechnet, Herr
Hauptkommissar.«
»Jetzt
lassen sie mal den
Weitere Kostenlose Bücher