Der Idiot
eines Zeremonienmeisters und der beiden Marschälle und das
Bevorstehen der Hochzeit fast ganz vergaß, und daß, wenn er die Sache
durch Überlassung der Mühwaltung an andere möglichst schnell ordnete,
er es einzig und allein in der Absicht tat, nun selbst nicht mehr daran
denken zu müssen und dies alles vielleicht sogar so schnell wie möglich
ganz zu vergessen. Woran dachte er aber in diesem Fall selbst, woran
wollte er sich erinnern, und wonach strebte er? Es ist auch nicht zu
bezweifeln, daß hierbei keinerlei Zwang gegen ihn ausgeübt wurde, etwa
von seiten Nastasja Filippownas. Nastasja Filippowna hatte allerdings
den dringenden Wunsch, daß die Hochzeit möglichst bald stattfinden
möchte, und der Plan mit der Hochzeit ging auf sie zurück und ganz und
gar nicht auf den Fürsten; aber der Fürst hatte doch aus freien Stücken
eingewilligt, freilich in etwas zerstreuter Art, und wie wenn man von
ihm etwas ganz Alltägliches verlangte. Solcher merkwürdigen Tatsachen
liegen uns sehr viele vor; aber weit entfernt, zur Aufhellung zu
dienen, verdunkeln sie vielmehr unserer Ansicht nach die Erklärung des
Hergangs, auch wenn wir ihrer noch so viele beibringen würden; aber
doch wollen wir noch ein Beispiel hierhersetzen.
So ist es uns genau bekannt, daß während dieser beiden Wochen der
Fürst ganze Tage und Abende mit Nastasja Filippowna zusammen
verbrachte; daß sie ihn zum Spaziergang und zu den Konzerten mitnahm;
daß er täglich mit ihr in der Equipage ausfuhr; daß er anfing, sich um
sie zu beunruhigen, wenn er sie nur eine Stunde lang nicht gesehen
hatte (er liebte sie also nach allen Anzeichen aufrichtig); daß er mit
einem stillen, sanften Lächeln stundenlang, fast ohne selbst ein Wort
zu sagen, zuhörte, ganz gleich worüber sie zu ihm redete. Aber wir
wissen auch, daß er in diesen selben Tagen mehrmals, ja sogar recht
oft, zu Jepantschins ging, ohne dies vor Nastasja Filippowna
geheimzuhalten, worüber diese beinah in Verzweiflung geriet. Wir
wissen, daß er bei Jepantschins, solange sie noch in Pawlowsk blieben,
nicht empfangen und eine Unterredung mit Aglaja Iwanowna ihm beständig
verweigert wurde; daß er, ohne ein Wort zu sagen, wegging, aber gleich
am nächsten Tag wieder hinkam, wie wenn er die vorhergehende Abweisung
ganz vergessen hätte, und selbstverständlich eine neue Abweisung
erfuhr. Es ist uns auch bekannt, daß, nachdem Aglaja Iwanowna von
Nastasja Filippowna weggelaufen war, der Fürst eine Stunde darauf,
vielleicht sogar noch etwas früher, bei Jepantschins war, natürlich in
der Überzeugung, Aglaja dort vorzufinden, und daß sein Erscheinen
damals in der Familie Jepantschin die größte Bestürzung und Angst
hervor rief, weil Aglaja noch nicht nach Hause zurückgekehrt war und
sie von ihm zum erstenmal hörten, daß sie mit ihm zu Nastasja
Filippowna gegangen sei. Man erzählte, Lisaweta Prokofjewna, die
Töchter und sogar Fürst Schtsch. hätten damals dem Fürsten sehr harte,
strenge Worte zu hören gegeben und ihm gleich damals in scharfen
Ausdrücken alle Bekanntschaft und Freundschaft aufgekündigt, namentlich
da Warwara Ardalionowna auf einmal zu Lisaweta Prokofjewna gekommen sei
mit der Mitteilung, Aglaja Iwanowna befinde sich schon seit einer
Stunde bei ihr zu Hause, und zwar in schrecklichem Zustand, und scheine
nicht wieder nach Hause zurückkehren zu wollen. Diese Nachricht
erschreckte Lisaweta Prokofjewna am allermeisten, und sie war
vollkommen zutreffend; denn als Aglaja von Nastasja Filippowna
herauskam, wäre sie tatsächlich lieber gestorben, als daß sie sich
ihren Angehörigen gezeigt hätte, und war darum zu Nina Alexandrowna
hingestürzt. Warwara Ardalionowna aber war ihrerseits sofort der
Ansicht gewesen, Lisaweta Prokofjewna müsse unverzüglich von alledem in
Kenntnis gesetzt werden. So eilten denn die Mutter und die Töchter alle
zusammen sofort zu Nina Alexandrowna hin, und ihnen folgte das
Oberhaupt der Familie, Iwan Fjodorowitsch, selbst, der soeben nach
Hause zurückgekehrt war; hinter ihnen schlich auch Fürst Ljow
Nikolajewitsch her, trotz der gekündigten Freundschaft und der harten
Worte; aber auf Warwara Ardalionownas Anordnung wurde er auch dort
nicht zu Aglaja gelassen. Die Sache endete übrigens damit, daß Aglaja,
als sie sah, wie die Mutter und die Schwestern um sie weinten und ihr
keinerlei Vorwürfe machten, sich in ihre Arme warf und sogleich mit
ihnen nach Hause zurückkehrte. Man erzählte, obgleich diese Gerüchte
nicht sehr
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