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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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ersten drei Monate die ganze Schuld bis auf die letzte Kopeke zurückzuzahlen. Ich werde mein Wort halten. Ich bin imstande, monatelang von Brot und Kwas 3 zu leben; denn ich habe einen festen Charakter. Für drei Monate werde ich fünfundsiebzig Rubel Gehalt bekommen. Mit dem Früheren zusammen werde ich ihm im ganzen fünfunddreißig Rubel schuldig sein; somit werde ich genug Geld haben, um ihm alles zu bezahlen. Na, mag er mir Prozente abnehmen, soviel er will; hol's der Teufel! Kennt er mich denn etwa nicht? Fragen Sie ihn selbst, Fürst: habe ich ihm nicht jedesmal, wenn er mir früher geholfen hatte, das Geld zurückbezahlt? Warum will er denn nun diesmal nicht? Er ist ärgerlich darüber, daß ich an diesen Leutnant meinen Spielverlust bezahlt habe; das ist der einzige Grund! So ein Mensch ist das; er gönnt weder sich noch einem andern etwas!«
    »Und nun geht er nicht weg!« schrie Lebedjew. »Er hat sich hier hingelegt und geht nicht weg!«
    »Das habe ich dir ja gesagt. Ich gehe nicht weg, ehe du mir nicht das Geld gibst. Warum lächeln Sie, Fürst? Sie finden wohl, daß ich unrecht habe?«
    »Ich lächle nicht; aber meiner Ansicht nach haben Sie in der Tat bis zu einem gewissen Grad unrecht«, antwortete der Fürst mit Widerstreben.
    »So sagen Sie doch geradeheraus, daß ich ganz und gar unrecht habe, und machen Sie keine gewundenen Redensarten! Was soll das heißen: ›bis zu einem gewissen Grad‹?«
    »Nun, wenn Sie wollen, so will ich auch sagen, daß Sie ganz und gar unrecht haben.«
    »Wenn ich will! Lächerlich! Denken Sie denn, ich weiß nicht selbst, daß meine Handlungsweise etwas Bedenkliches hat, daß das Geld ihm gehört, daß er seinen freien Willen hat, und daß das, was ich tue, auf Erpressung hinausläuft? Sie kennen das Leben nicht, Fürst. Wenn man auf diese Leute nicht einen Druck ausübt, erreicht man nichts bei ihnen. Man muß einen Druck auf sie ausüben. Mein Gewissen ist ja rein; ich kann mit gutem Gewissen sagen: ich werde ihn nicht zu Schaden bringen; ich werde ihm sein Geld mit Zinsen zurückerstatten. Er hat ja auch schon eine gewisse seelische Befriedigung gehabt, indem er gesehen hat, wie ich mich vor ihm erniedrigte. Was will er nun noch mehr? Wozu ist er denn gut auf der Welt, wenn er niemandem nützt? Und ich bitte Sie, was tut er denn selbst? Erkundigen Sie sich nur einmal, wie er andere behandelt, und wie er die Leute betrügt! Wie ist er denn zu diesem Haus gekommen? Ich lasse mir den Kopf abschneiden, wenn er Sie nicht schon betrogen hat und nicht überlegt, wie er Sie noch weiter betrügen kann! Sie lächeln? Sie glauben mir nicht?«
    »Mir scheint, daß das alles mit Ihrer Sache nichts zu tun hat«, bemerkte der Fürst.
    »Ich liege hier nun schon den dritten Tag, und was habe ich nicht alles zu sehen bekommen!« rief der junge Mann, ohne auf ihn zu hören. »Stellen Sie sich vor, daß er diesen Engel hier, dieses junge, jetzt mutterlose Mädchen, meine Kusine, seine Tochter, verdächtigt und in ihrem Schlafzimmer jede Nacht nach Liebhabern sucht! Auch zu mir pflegte er leise hereinzukommen und unter dem Sofa, auf dem ich liege, nachzusehen. Er ist vor Mißtrauen verrückt geworden; in jedem Winkel sieht er Diebe. Die ganze Nacht über springt er jeden Augenblick aus dem Bett, sieht nach den Fenstern, ob sie auch gut geschlossen sind, faßt die Türen an, guckt in den Ofen, und so treibt er es jede Nacht etwa siebenmal. Vor Gericht verteidigt er Gauner, und er selbst verrichtet dreimal in jeder Nacht seine Gebete, hier im Salon; er liegt dabei auf den Knien und schlägt halbe Stunden lang mit der Stirn auf den Fußboden. Und für wen betet er nicht alles! Was redet er dabei nicht alles in seiner Trunkenheit her! Er hat schon für das Seelenheil der Gräfin Dubarry gebetet; ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört; Kolja hat es auch gehört; er ist ganz verrückt geworden!«
    »Sehen Sie nur, hören Sie nur, wie er mich beschimpft, Fürst!« schrie Lebedjew, der ganz rot geworden und wirklich außer sich war. »Aber das weiß er nicht, daß ich, der Trunkenbold und Liederjan, der Räuber und Übeltäter, ihn, diesen Spötter, als er noch ein ganz kleines Kind war, in Windeln gewickelt und in der Wanne gebadet habe, und daß ich bei meiner verwitweten, bettelarmen Schwester Anisja, selbst ein bettelarmer Mensch, die Nächte über ohne zu schlafen, aufgesessen und sie beide in ihren Krankheiten gewartet und dem Hausknecht unten Holz gestohlen und ihm Lieder

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