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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Fürst?«
    »Nein, das hat er nicht getan.«
    »Er schämt sich. Er wollte es schon tun; er hat mir sogar gestanden, daß er Sie mit seiner Bitte belästigen wolle; aber er schämt sich, weil Sie ihm erst unlängst behilflich gewesen sind und er überdies glaubt, Sie würden ihm nichts geben. Er hat mir als seinem Freund sein Herz ausgeschüttet.«
    »Und Sie geben ihm kein Geld?«
    »Fürst! Hochgeehrter Fürst! Diesem Menschen würde ich nicht nur Geld geben, sondern ich würde für ihn sozusagen sogar mein Leben hingeben ... übrigens nein, ich will nicht übertreiben, das Leben nicht; aber wenn es sich darum handelte, etwa ein Fieber oder ein Geschwür oder sogar einen Husten zu ertragen, so bin ich, weiß Gott, bereit, das zu tun, vorausgesetzt, daß es sehr nötig ist; denn ich halte ihn für einen bedeutenden, aber heruntergekommenen Menschen! So steht es; also es handelt sich nicht nur um Geld!«
    »Also Geld geben Sie ihm?«
    »N-nein, Geld habe ich ihm nicht gegeben, und er weiß selbst, daß ich ihm keines geben werde; aber das geschieht einzig und allein, um ihn an Enthaltsamkeit zu gewöhnen und ihn zu bessern. Jetzt hat er sich an mich gehängt, um mit mir nach Petersburg zu fahren; ich fahre nämlich nach Petersburg, um Herrn Ferdyschtschenko abzufassen, solange die Fährte noch warm ist; denn ich weiß sicher, daß er schon dort ist. Mein General kocht nur so vor Entrüstung; aber ich vermute, daß er sich in Petersburg von mir wegschleichen wird, um die Hauptmannsfrau zu besuchen. Ich gestehe, ich will ihn sogar absichtlich von mir weggehen lassen, und wir haben auch schon verabredet, bei der Ankunft in Petersburg uns sogleich zu trennen und nach verschiedenen Seiten zu gehen, um Herrn Ferdyschtschenko leichter zu fangen. In dieser Weise werde ich ihn also von mir weggehen lassen und ihn dann plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel bei der Hauptmannsfrau überraschen ... eigentlich um ihn als Familienvater und, allgemein gesagt, als Menschen zu beschämen.«
    »Führen Sie nur keinen Skandal herbei, Lebedjew, um Gottes willen keinen Skandal!« sagte der Fürst halblaut in starker Unruhe.
    »O nein, mein Zweck ist ja nur, ihn zu beschämen und zu sehen, was er für ein Gesicht macht; denn aus dem Gesicht kann man auf vieles schließen, hochgeehrter Fürst, und besonders bei einem solchen Menschen! Ach, Fürst! Obgleich mein eigener Schade groß ist, kann ich doch auch jetzt nicht umhin, an ihn und an die Besserung seiner Moral zu denken. Ich habe eine außerordentliche Bitte an Sie, hochgeehrter Fürst; ich bekenne sogar, daß ich eigentlich nur deswegen hergekommen bin: Sie sind schon mit seiner Familie bekannt und haben dort sogar schon gewohnt; wenn also Sie, hochgeehrter Fürst, sich entschließen wollten, mir hierbei zu helfen, eigentlich nur um des Generals und seines Glückes willen ...«
    Lebedjew faltete sogar die Hände wie beim Gebet.
    »Was meinen Sie denn? Wie soll ich denn helfen? Seien Sie überzeugt, daß ich lebhaft wünsche, Sie ganz zu verstehen, Lebedjew!«
    »Einzig und allein in dieser Überzeugung bin ich ja auch zu Ihnen gekommen! Man könnte durch Nina Alexandrowna auf ihn einwirken, indem man Seine Exzellenz im Schoß seiner eigenen Familie beständig beobachtet und ihm sozusagen auf den Fersen bleibt. Ich selbst bin unglücklicherweise dort nicht bekannt ... Und außerdem könnte da auch Nikolai Ardalionowitsch vielleicht mithelfen, der Sie sozusagen mit allen Fibern seiner jungen Seele vergöttert ...«
    »N-nein ... Nina Alexandrowna dürfen wir in diese Sache nicht hineinziehen, um Gottes willen nicht! Und Kolja ebensowenig ... Ich verstehe Sie übrigens vielleicht noch nicht ganz, Lebedjew.«
    »Aber es ist ja dabei eigentlich gar nichts zu verstehen!« rief Lebedjew und sprang sogar ein wenig auf seinem Stuhl in die Höhe. »Gefühlvolle und zarte Behandlung, das ist die einzige Arznei für unsern Kranken. Sie erlauben mir wohl, Fürst, ihn für einen Kranken anzusehen?« »Das zeugt sogar von Ihrem Zartgefühl und von Ihrem Verstand.«
    »Ich möchte es Ihnen durch ein Beispiel klarmachen, das ich der Deutlichkeit wegen aus der Praxis entnehme. Sehen Sie, was das für ein Mensch ist: da hat er nun jetzt eine Schwäche für diese Hauptmannsfrau, bei der er sich ohne Geld nicht blicken lassen darf, und bei der ich ihn heute zu seinem eigenen Besten abzufassen beabsichtige; aber nehmen wir an, er habe nicht nur dieses Verhältnis mit der Hauptmannsfrau, sondern er

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