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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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einmal wegen der gestrigen Vase und ... wegen des erregten Anstoßes um Verzeihung zu bitten.
    »Na, es hat nichts auf sich«, antwortete Lisaweta Prokofjewna. »Um diese Vase ist es nicht weiter schade, sondern um dich. Also merkst du jetzt selbst, daß du Anstoß erregt hast; da sieht man, was es bedeutet: ›sich eine Sache beschlafen‹. Aber auch das macht nichts, da jeder jetzt sieht, daß du dafür nicht verantwortlich gemacht werden kannst. Nun aber auf Wiedersehen; wenn du dazu imstande bist, so geh ein bißchen spazieren und lege dich dann wieder schlafen; das ist mein Rat. Und wenn du magst, so besuche uns wie früher; sei ein für allemal versichert, daß, was sich auch ereignen und begeben mag, du doch immer ein Freund unseres Hauses bleibst, wenigstens mein Freund. Für mich wenigstens kann ich einstehen ...«
    Auf diese Herausforderung reagierten alle und schlossen sich den von der Mama ausgesprochenen Empfindungen an. Sie gingen fort; aber in Lisaweta Prokofjewnas gutmütiger Eile, etwas Freundliches und Ermutigendes zu sagen, hatte doch eine arge Grausamkeit verborgen gelegen, was ihr gar nicht zum Bewußtsein gekommen war. In der Einladung, »wie früher« zu kommen, und in den Worten »wenigstens mein Freund« hatte wieder ein Art Voraussagung gelegen. Der Fürst rief sich Aglajas Verhalten ins Gedächtnis zurück; gewiß, sie hatte ihm sehr freundlich zugelächelt, beim Kommen und beim Abschied, hatte aber kein Wort gesagt, nicht einmal da, als alle ihm ihre Freundschaft versicherten, obgleich sie ihn zweimal unverwandt angesehen hatte. Ihr Gesicht war ungewöhnlich blaß gewesen, wie wenn sie in der Nacht schlecht geschlafen gehabt hätte. Der Fürst nahm sich vor, am Abend unbedingt »wie früher« zu ihnen zu gehen, und blickte in fieberhafter Erregung nach der Uhr.
    Da trat, gerade drei Minuten, nachdem Jepantschins weggegangen waren, Wjera ins Zimmer.
    »Ljow Nikolajewitsch, Aglaja Iwanowna hat mir soeben heimlich eine Bestellung an Sie aufgetragen.«
    Der Fürst begann stark zu zittern. »Ein Billett?«
    »Nein, eine mündliche Bestellung; auch dazu hatte sie nur knapp Zeit. Sie läßt Sie dringend bitten, heute den ganzen Tag das Haus auch nicht eine Minute zu verlassen, bis sieben Uhr abends, oder sogar bis neun Uhr; das habe ich nicht ganz deutlich gehört.«
    »Ja ... warum denn? Was bedeutet das?«
    »Das weiß ich nicht; aber sie hat mir aufs strengste befohlen, es auszurichten.«
    »Hat sie den Ausdruck ›aufs strengste‹ gebraucht?«
    »Nein, so geradezu hat sie es nicht gesagt; sie hatte kaum Zeit sich umzudrehen und es mir zu sagen; zum Glück sprang ich selbst noch schnell zu ihr heran. Aber schon an ihrem Gesicht war zu sehen, wie sie es befahl: ob aufs strengste oder nicht. Sie sah mich so an, daß mir beinah das Herz stehenblieb ...«
    Der Fürst richtete noch einige Fragen an Wjera, und obgleich er nichts weiter erfuhr, beunruhigte er sich nun noch mehr. Als er allein geblieben war, legte er sich auf das Sofa und fing wieder an nachzudenken. »Vielleicht ist heute jemand bis neun Uhr bei ihnen, und sie fürchtet wieder, daß ich in Gegenwart der Gäste etwas anrichte«, dachte er endlich und begann wieder ungeduldig auf den Abend zu warten und nach der Uhr zu sehen. Aber die Auflösung des Rätsels erfolgte erheblich früher als am Abend, und ebenfalls in Form eines neuen Besuches, und diese Auflösung hatte die Gestalt eines neuen qualvollen Rätsels: genau eine halbe Stunde, nachdem Jepantschins weggegangen waren, trat Ippolit bei ihm ein, dermaßen müde und erschöpft, daß er beim Eintritt, ohne ein Wort zu sagen, wie besinnungslos auf einen Sessel niederfiel und sofort einen entsetzlichen Hustenanfall bekam. Er hustete so, daß er Blut auswarf. Seine Augen funkelten, und rote Flecken brannten auf seinen Backen. Der Fürst murmelte ihm etwas zu; aber er antwortete nicht und winkte noch lange, ohne zu antworten, nur mit der Hand ab, der Fürst möchte ihn vorläufig in Ruhe lassen. Endlich kam er wieder zu sich.
    »Ich werde gleich davongehen!« brachte er endlich unter großen Anstrengungen mit heiserer Stimme heraus.
    »Wenn Sie wollen, werde ich Sie nach Hause bringen«, sagte der Fürst und erhob sich von seinem Platz; aber er verstummte schnell, da ihm einfiel, daß ihm soeben verboten war, das Haus zu verlassen.
    Ippolit lachte.
    »Ich meine nicht, daß ich von Ihnen weggehen will«, fuhr er, beständig hüstelnd und mit Atemnot kämpfend, fort. »Ich habe es

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