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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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erwartet; sie wurden ganz verlegen. Aglaja Iwanowna wurde dunkelrot und, mögen Sie es nun glauben oder nicht, kam sogar aus der Fassung, ob nun deswegen, weil ich da war, oder einfach weil sie Gawrila Ardalionowitsch sah, der ja ein sehr schöner Mann ist. Jedenfalls wurde sie dunkelrot und brachte die Sache in einem Augenblick auf eine sehr komische Art zum Abschluß: sie stand auf, erwiderte Gawrila Ardalionowitschs Verbeugung und Warwara Ardalionownas schmeichlerisches Lächeln und sagte kurz: ›Ich bin nur deshalb hergekommen, um Ihnen meine persönliche Befriedigung über Ihre aufrichtigen freundschaftlichen Gefühle gegen mich auszusprechen, und wenn ich derselben bedürfen sollte, so seien Sie überzeugt ...‹ Hier machte sie ihnen eine Abschiedsverbeugung, und beide gingen weg, ich weiß nicht, ob mit dem Gefühl, zum Narren gehalten zu sein, oder mit einem Gefühl des Triumphes; Ganja jedenfalls mit dem ersteren; er hatte von der Sache noch nichts begriffen und war rot wie ein Krebs geworden (er hat manchmal einen ganz wunderlichen Gesichtsausdruck!); aber Warwara Ardalionowna hatte wohl verstanden, daß sie sich möglichst schnell davonmachen mußten und von Aglaja Iwanowna nichts mehr zu erwarten hatten, und zog den Bruder mit sich fort. Sie ist klüger als er und triumphiert jetzt; davon bin ich überzeugt. Ich meinerseits war zu dem Gespräch mit Aglaja Iwanowna hingegangen, um mit ihr alles wegen ihrer Zusammenkunft mit Nastasja Filippowna zu verabreden.«
    »Mit Nastasja Filippowna!« rief der Fürst.
    »Aha! Jetzt, scheint es, verlieren Sie Ihre Kaltblütigkeit und fangen an, sich zu wundern? Ich freue mich sehr, daß Sie einem Menschen ähnlich werden wollen. Zum Lohn dafür will ich Ihnen auch etwas Interessantes erzählen. Das hat man davon, wenn man jungen, hochgesinnten Mädchen Dienste erweist: ich habe heute von ihr eine Ohrfeige bekommen!«
    »Im ... im übertragenen Sinne?« fragte der Fürst unwillkürlich.
    »Ja, nicht im physischen. Ich glaube, gegen einen solchen Menschen, wie ich, kann niemand die Hand aufheben; nicht einmal eine Frau wird jetzt nach mir schlagen; nicht einmal Ganja wird es tun! Wiewohl ich gestern eine Zeitlang dachte, er werde sich auf mich stürzen ... Ich möchte wetten, daß ich weiß, woran Sie jetzt denken. Sie denken: ›Schlagen darf man ihn allerdings nicht; aber dafür könnte man ihn mit einem Kissen ersticken oder im Schlaf mit einem nassen Lappen ... und das müßte man sogar tun ...‹ Es steht Ihnen auf dem Gesicht geschrieben, daß Sie das denken, in eben dieser Sekunde.«
    »Das habe ich nie gedacht!« versetzte der Fürst voll Widerwillen.
    »Ich weiß nicht, mir hat heute nacht geträumt, daß mich jemand mit einem nassen Lappen erstickte ... na, ich will Ihnen auch sagen, wer: denken Sie sich – Rogoschin! Was meinen Sie, kann man einen Menschen mit einem nassen Lappen ersticken?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich habe gehört, daß das möglich sei. Nun gut, verlassen wir dieses Thema! Na, wieso bin ich eine Klatschschwester? Warum hat sie mich heute eine Klatschschwester gescholten? Wohlgemerkt: erst nachdem sie alles bis auf das letzte Pünktchen angehört und sogar ihrerseits Fragen gestellt hatte ... Aber so sind die Weiber! Ihr zu Gefallen bin ich zu Rogoschin in Beziehung getreten, zu diesem interessanten Menschen; in ihrem Interesse habe ich eine persönliche Zusammenkunft zwischen ihr und Nastasja Filippowna arrangiert. Vielleicht trägt sie es mir nach, daß ich ihr Ehrgefühl verletzt habe, indem ich darauf hindeutete, daß sie sich an einem von Nastasja Filippowna abgenagten Knochen vergnüge. Und ich will nicht leugnen, daß ich ihr das in ihrem eigenen Interesse die ganze Zeit über klarzumachen suchte, indem ich ihr zwei Briefe dieses Inhalts schrieb und dann an dritter Stelle dieses Rendezvous mit ihr hatte ... Ich habe auch bei dem Rendezvous mit ihr das Gespräch mit dem Hinweis begonnen, daß dies für sie erniedrigend sei ... Und dabei rührt die Wendung vom abgenagten Knochen eigentlich nicht von mir her, sondern von einem andern; wenigstens bedienten sich bei Ganja alle dieses Ausdrucks; und sogar sie selbst hat ihn in den Mund genommen. Na also, warum nennt sie mich da eine Klatschschwester? Ich sehe, ich sehe: es ist Ihnen jetzt bei meinem Anblick sehr lächerlich zumute, und ich möchte darauf wetten, daß Sie auf mich die dummen Verse anwenden:
     
    ›Und auf mein Ende glänzt, obgleich es trübe,
    Vielleicht ein holder

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