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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Fürst leise und anscheinend nur ungern, indem er fortfuhr, mit gesenkten Augen auf einen Punkt des Fußbodens zu blicken. »Es ist erforderlich, daß auch Sie bereit sind, von ihm Verzeihung anzunehmen.«
    »Aber was habe ich denn damit zu tun? Was habe ich ihm denn zuleide getan?«
    »Wenn Sie das nicht verstehen, so... aber Sie verstehen es ja; er wollte damals... Sie alle segnen und Ihren Segen empfangen, weiter nichts...«
    »Lieber Fürst«, fiel Fürst Schtsch. schnell mit einer gewissen Behutsamkeit ein, nachdem er mit einem und dem andern von den Anwesenden einen Blick gewechselt hatte, »das Paradies läßt sich auf Erden nicht so leicht wiederherstellen, und doch rechnen Sie gewissermaßen mit einer Wiederherstellung des Paradieses; das ist ein schweres Ding, Fürst, weit schwerer, als es Ihrem prächtigen Herzen erscheint. Wir wollen lieber davon aufhören, sonst geraten wir alle am Ende wieder ins Streiten, und dann...«
    »Wir wollen zur Musik gehen«, sagte Lisaweta Prokofjewna in scharfem Ton und erhob sich ärgerlich von ihrem Platz.
    Alle schlossen sich ihr an.

II
    Der Fürst trat plötzlich an Jewgenij Pawlowitsch heran.
    »Jewgenij Pawlytsch«, sagte er mit auffälliger Wärme, indem er seine Hand ergriff, »seien Sie überzeugt, daß ich Sie trotz allem für den edelsten, besten Menschen halte; das versichere ich Ihnen...«
    Jewgenij Pawlowitsch war so erstaunt, daß er sogar einen Schritt zurücktrat. Einen Augenblick lang hatte er die größte Mühe, einen starken Lachreiz zu unterdrücken; aber bei näherem Hinsehen bemerkte er, daß der Fürst kaum seiner selbst mächtig war und sich jedenfalls in einem ganz eigenartigen Zustand befand.
    »Ich möchte wetten, Fürst«, rief er, »daß Sie eigentlich etwas ganz anderes sagen wollten und vielleicht gar nicht zu mir... Aber was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Möglich, sehr möglich, und Sie haben sehr richtig bemerkt, daß ich mich vielleicht gar nicht an Sie wenden wollte!«
    Nach diesen Worten lächelte er ganz seltsam und sogar komisch, aber plötzlich schien er in starke Erregung zu geraten und rief:
    »Erinnern Sie mich nicht an mein Benehmen vor drei Tagen! Ich habe mich diese drei Tage sehr geschämt... Ich weiß, daß ich schlecht gehandelt habe...«
    »Aber... aber was haben Sie denn so Schreckliches getan?«
    »Ich sehe, daß Sie sich vielleicht mehr für mich schämen, als es die andern alle tun, Jewgenij Pawlowitsch. Sie erröten, und das ist das Zeichen eines guten Herzens. Ich gehe sogleich weg, glauben Sie mir!«
    »Aber was hat er denn nur? Fangen etwa die Anfälle bei ihm so an?« wandte sich Lisaweta Prokofjewna erschrocken an Kolja.
    »Beachten Sie das nicht weiter, Lisaweta Prokofjewna, ich bekomme keinen Anfall; ich werde gleich weggehen. Ich weiß, daß ich... von der Natur stiefmütterlich behandelt bin. Ich bin vierundzwanzig Jahre krank gewesen, bis zu meinem vierundzwanzigsten Lebensjahr. Fassen Sie auch jetzt meine Worte und Handlungen als die eines Kranken auf. Ich werde gleich weggehen, gleich, seien Sie dessen versichert. Ich erröte deswegen nicht, denn es wäre ja wunderlich, wenn ich darüber erröten wollte, nicht wahr? Aber für die Gesellschaft tauge ich nicht... Ich sage das nicht aus gekränktem Ehrgefühl... Ich habe in diesen drei Tagen viel nachgedacht und bin zu der Einsicht gekommen, daß ich Ihnen bei erster Gelegenheit meinen Entschluß offen und ehrlich mitteilen muß. Es gibt Ideen, hohe Ideen, von denen ich nicht zu reden anfangen darf, weil ich unfehlbar alle zum Lachen bringen würde; eben dies hat mir Fürst Schtsch. soeben ins Gedächtnis zurückgerufen... Ich besitze kein schickliches Benehmen, und meine Gefühle sind maßlos; meine Worte entsprechen meinen Gedanken nicht, sondern kommen anders heraus, darin aber liegt eine Herabwürdigung dieser Gedanken. Und daher habe ich kein Recht... Außerdem bin ich mißtrauisch, ich ... ich bin überzeugt, daß mich in diesem Hause niemand kränken will und daß ich hier mehr geliebt werde, als ich verdiene, aber ich weiß, weiß zuverlässig, daß nach einer vierundzwanzigjährigen Krankheit notwendigerweise etwas zurückbleiben mußte, so daß die Menschen manchmal... nicht umhinkönnen, über mich zu lachen... nicht wahr?«
    Er blickte um sich und schien eine Erwiderung, eine Antwort auf seine Frage zu erwarten. Alle standen stumm da, peinlich berührt durch dieses unerwartete, krankhafte und, wie es schien, jeder Ursache

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