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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Bekannten, noch von der Schule her, er heißt Bachmutow, sein Onkel ist der Wirkliche Staatsrat Pjotr Matwejewitsch Bachmutow, der als Departementsdirektor...‹
    ›Pjotr Matwejewitsch Bachmutow!‹ rief mein Mediziner, zitternd vor Aufregung. ›Aber das ist ja gerade der Mann, von dem fast alles abhängt!‹
    Tatsächlich nahm die Geschichte meines Mediziners, an deren weiterer Entwicklung ich durch Zufall mitwirkte, nun einen so glücklichen Gang, als ob alles sorgsam vorbereitet gewesen wäre, ganz wie in einem Roman. Ich sagte diesen armen Leuten, sie sollten auf mich möglichst keinerlei Hoffnungen setzen, ich sei selbst nur ein armer Gymnasiast (ich setzte mich selbst absichtlich herunter; ich hatte das Gymnasium schon längst absolviert und war nicht mehr Gymnasiast), es habe keinen Zweck, ihnen meinen Namen anzugeben, aber ich würde mich sofort nach der Wassilij-Insel zu meinem Kameraden Bachmutow begeben, und da ich zuverlässig wisse, daß sein Onkel, der Wirkliche Staatsrat, ein kinderloser Junggeselle, an seinem Neffen, in dem er den letzten Sproß seines Geschlechtes sehe, außerordentlich hänge und ihn sehr in sein Herz geschlossen habe, so ›wird mein Kamerad vielleicht imstande sein, mir zu Gefallen bei seinem Onkel etwas für Sie durchzusetzen...‹
    ›Wenn mir nur gestattet würde, mich vor Seiner Exzellenz zu rechtfertigen! Könnte ich nur der Ehre teilhaftig werden, die Sache mündlich darzulegen!‹ rief er; er zitterte wie im Fieber, und seine Augen glänzten. So drückte er sich aus: ›Könnte ich nur der Ehre teilhaftig werden!‹ Nachdem ich noch einmal wiederholt hatte, die Sache werde wahrscheinlich mißlingen und alles sich als Torheit herausstellen, fügte ich hinzu, wenn ich morgen vormittag nicht zu ihnen käme, so sei die Sache aus und sie hätten nichts mehr zu erwarten. Sie begleiteten mich unter Verbeugungen hinaus und waren fast wie von Sinnen. Nie werde ich ihren Gesichtsausdruck vergessen. Ich nahm mir eine Droschke und fuhr sogleich nach der Wassilij-Insel.
    Mit diesem Bachmutow hatte ich auf dem Gymnasium mehrere Jahre lang auf gespanntem Fuß gelebt. Er galt bei uns als Aristokrat, wenigstens nannte ich ihn so: er war stets elegant gekleidet und kam in eigener Equipage angefahren, indessen renommierte er nicht, sondern benahm sich stets als guter Kamerad, war immer außerordentlich heiter und sogar manchmal recht witzig, obgleich es mit seinem Verstand nicht weit her war, wiewohl er in der Klasse immer den ersten Platz innehatte; ich dagegen war nie in irgendeinem Gegenstand der Erste. Alle Kameraden mochten ihn gern leiden, nur ich nicht. Mehrmals hatte er sich mir in jenen Jahren zu nähern versucht, aber ich hatte mich jedesmal mürrisch und gereizt von ihm abgewandt. Jetzt hatte ich ihn schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen; er besuchte die Universität. Als ich zwischen acht und neun Uhr abends zu ihm ins Zimmer trat (es war sehr offiziell zugegangen, indem man mich erst angemeldet hatte), empfing er mich zunächst erstaunt, auch nicht einmal eigentlich freundlich, dann aber wurde er sofort heiter und lachte, als er mich ansah, auf einmal laut auf.
    ›Wie sind Sie denn auf den Einfall gekommen, mich zu besuchen, Terentjew?‹ rief er mit seiner gewöhnlichen liebenswürdigen Ungeniertheit, die manchmal etwas Dreistes, aber nie etwas Verletzendes hatte, die mir an ihm so gefiel und um derentwillen ich ihn so haßte. ›Aber was ist das?‹ rief er erschrocken. ›Sie sehen ja ganz krank aus!‹
    Der Husten quälte mich wieder, ich sank auf einen Stuhl und konnte mich nur mit Mühe wieder erholen.
    ›Beunruhigen Sie sich nicht, ich habe die Schwindsucht‹, sagte ich. ›Ich komme mit einer Bitte zu Ihnen.‹
    Erstaunt setzte er sich hin, ich trug ihm sofort die ganze Geschichte des Arztes vor und bemerkte, er selbst könne bei dem großen Einfluß, den er auf seinen Onkel ausübe, vielleicht für den Unglücklichen etwas erwirken.
    ›Das werde ich tun, das werde ich unbedingt tun, gleich morgen werde ich meinen Onkel in dieser Angelegenheit überfallen, ich freue mich sogar sehr, Sie haben das alles so hübsch erzählt... Aber wie sind Sie denn eigentlich auf den Einfall gekommen, Terentjew, sich an mich zu wenden?‹
    ›Von Ihrem Onkel hängt hier so viel ab, und außerdem waren wir beide, Sie und ich, immer Feinde, Bachmutow, und da Sie ein anständig denkender Mensch sind, so dachte ich, daß Sie es einem Feind nicht abschlagen würden‹, fügte ich

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