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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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für einen Zweck verfolgt! Du mußt selbst zugeben, Bruder, ich bin schließlich der Vater, aber obwohl ich der Vater bin, verstehe ich überhaupt nichts mehr. Also gib wenigstens du mir eine Erklärung!«
    »Ich liebe Aglaja Iwanowna; das weiß sie und... ich meine, sie weiß es schon lange.«
    Der General zuckte mit den Achseln.
    »Seltsam, seltsam... du liebst sie sehr?«
    »Ja, ich liebe sie sehr.«
    »Das alles kommt mir so seltsam vor, so seltsam! Ich meine, es ist eine solche Überraschung, etwas so Unerwartetes, daß... Siehst du, mein Lieber, ich will nicht von deinem Vermögen reden (obwohl ich geglaubt hatte, daß du mehr besäßest), aber... das Glück meiner Tochter muß mir... und schließlich... bist du denn imstande, sie sozusagen... glücklich zu machen? Und... und... was war das? War das von ihrer Seite Spaß oder Ernst? Ich meine nicht von deiner Seite, sondern von ihrer Seite?«
    Hinter der Tür ließ sich Alexandra Iwanownas Stimme vernehmen; sie rief den Papa.
    »Warte einen Augenblick, Bruder, warte! Warte und denke über die Sache nach, ich komme gleich wieder...«, »Verzeihen Sie einem dummen, schlechten, verzogenen Mädchen« (sie ergriff seine Hand) »und seien Sie überzeugt, daß wir alle Sie außerordentlich hochschätzen! Und wenn ich Ihre schöne... gütige Herzenseinfalt zu verspotten wagte, so bitte ich Sie, es mir zu verzeihen, wie man einem Kind eine Unart verzeiht; verzeihen Sie, daß ich so auf einer Dummheit beharrte, die natürlich nicht die geringsten Folgen haben darf...«
    Die letzten Worte sprach Aglaja mit besonderem Nachdruck.
    Der Vater, die Mutter und die Schwestern kamen alle noch früh genug in den Salon, um dies alles zu sehen und mit anzuhören, und waren alle überrascht von der »Dummheit, die nicht die geringsten Folgen haben dürfe«, und noch mehr von der ernsten Stimmung, in der Aglaja von dieser Dummheit sprach. Alle sahen einander fragend an, aber der Fürst schien diese Worte gar nicht verstanden zu haben und war auf dem Gipfel der Glückseligkeit.
    »Warum reden Sie so?« murmelte er. »Warum bitten Sie... um Verzeihung?...«
    Er wollte sogar sagen, er sei dessen nicht würdig, um Verzeihung gebeten zu werden. Wer weiß, vielleicht hatte er auch den Sinn der Worte »eine Dummheit, die nicht die geringsten Folgen haben darf«, verstanden und freute sich, ein sonderbarer Mensch, wie er nun einmal war, über diese Worte. Unstreitig bildete es für ihn schon den Gipfel der Seligkeit, daß er wieder ungehindert zu Aglaja kommen, mit ihr reden, mit ihr Spazierengehen durfte, und wer weiß, vielleicht wäre er damit sein ganzes Leben lang zufrieden gewesen! (Gerade diese Genügsamkeit war es wohl, was Lisaweta Prokofjewna im stillen fürchtete; sie erriet sie und hegte im stillen viele Befürchtungen, die sie selbst nicht deutlich auszusprechen wußte.)
    Man kann sich nur schwer eine Vorstellung davon machen, wie lebhaft und munter sich der Fürst an diesem Abend zeigte. Er war so heiter, daß man bei seinem Anblick selbst heiter wurde, wie sich nachher Aglajas Schwestern ausdrückten. Er war gesprächig, und das hatte sich bei ihm seit jenem Vormittag, an dem er vor einem halben Jahre zuerst die Bekanntschaft der Familie Jepantschin Die freudige Stimmung der Familie hielt nicht lange an. Schon am folgenden Tag zankte sich Aglaja wieder mit dem Fürsten, und das setzte sich ohne Unterbrechung an allen folgenden Tagen fort. Ganze Stunden machte sie den Fürsten lächerlich und behandelte ihn beinah wie einen Hanswurst. Allerdings saßen sie manchmal eine oder zwei Stunden lang zusammen in der Laube des Hausgärtchens, aber die andern beobachteten, daß der Fürst während dieser Zeit Aglaja fast immer aus der Zeitung oder einem Buche vorlas.
    »Wissen Sie«, sagte Aglaja einmal zu ihm, indem sie ihn beim Vorlesen der Zeitung unterbrach, »ich habe bemerkt, daß Sie furchtbar ungebildet sind; wenn man Sie nach etwas fragt, nichts wissen Sie ordentlich: weder wer was getan hat, noch in welchem Jahr etwas geschehen ist, noch auf Grund welches Vertrages. Das ist kläglich.«
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich keine große Gelehrsamkeit besitze«, erwiderte der Fürst.
    »Was bleibt denn dann noch an Ihnen übrig? Wie kann ich Sie dann achten? Lesen Sie weiter; übrigens, es ist nicht nötig, hören Sie auf damit!«
    Und an demselben Abend veranstaltete sie wieder ein für alle rätselhaftes Intermezzo. Fürst Schtsch. war zurückgekehrt. Aglaja benahm sich ihm

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