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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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war bei der Rückkehr nach Pawlowsk noch gereizter als vor dieser Fahrt, und alle bekamen sofort gehörig etwas ab, vor allem, weil sie »ganz verrückt« geworden seien. In keiner Familie gehe es so zu wie bei ihnen. »Warum habt ihr es so eilig gehabt? Was ist denn vorgegangen? Soviel ich mich umsehe, ich kann nicht finden, daß wirklich etwas vorgegangen ist! Wartet erst einmal ab, bis sich etwas ereignet! Was Iwan Fjodorowitsch nicht alles vorschwebt! Aus einer Mücke soll man nicht gleich einen Elefanten machen.« Und so weiter.
    Es lief darauf hinaus, man müsse sich beruhigen, kaltblütig beobachten und abwarten. Aber leider hielt die Ruhe keine zehn Minuten vor. Den ersten Stoß erhielt die Kaltblütigkeit durch die Nachrichten über das, was sich zugetragen hatte, während die Mama auf dem Kamennyj Ostrow gewesen war. (Lisaweta Prokofjewnas Fahrt hatte an dem Tag stattgefunden, an welchem der Fürst statt um zehn Uhr um ein Uhr gekommen war.) Die Schwestern antworteten auf die ungeduldigen Fragen der Mama sehr ausführlich. Es sei in ihrer Abwesenheit absolut nichts vorgefallen. Der Fürst sei gekommen; Aglaja sei lange, wohl eine halbe Stunde lang, nicht zu ihm hereingekommen; als sie dann endlich hereingekommen sei, habe sie dem Fürsten sofort eine Partie Schach angeboten; aber vom Schachspiel verstehe der Fürst so gut wie nichts, und Aglaja habe ihn sogleich besiegt; sie sei sehr lustig geworden, habe den Fürsten wegen seiner Unkenntnis schrecklich verspottet und ihn dermaßen ausgelacht, daß er einem habe leid tun können. Dann habe sie ihm den Vorschlag gemacht, mit ihr Karten zu spielen, und zwar Schafskopf. Aber dabei sei das Resultat gerade das umgekehrte gewesen: der Fürst habe bei diesem Spiel eine solche Stärke bewiesen wie... wie ein Professor dieser Kunst und habe ganz meisterhaft gespielt; Aglaja habe sogar gemogelt und Karten vertauscht und ihm vor seinen Augen Stiche gestohlen, aber er habe sie trotzdem jedesmal zum Schafskopf gemacht, fünfmal hintereinander. Aglaja sei furchtbar wütend geworden und habe alle Selbstbeherrschung verloren; sie habe dem Fürsten solche Anzüglichkeiten und Unartigkeiten gesagt, daß er nicht mehr gelacht habe, und als sie ihm schließlich gesagt habe, sie würde sich in diesem Zimmer nicht aufhalten, solange er darin sitze, und er müsse sich eigentlich schämen, daß er nach allem Vorgefallenen noch zu ihnen gekommen sei, und noch dazu zwischen zwölf und ein Uhr nachts, da sei er ganz blaß geworden. Darauf sei sie hinausgegangen und habe die Tür hinter sich zugeschlagen. Der Fürst sei fortgegangen wie von einem Begräbnis, obwohl sie ihn auf alle Weise zu trösten gesucht hätten. Auf einmal, ungefähr eine Viertelstunde, nachdem der Fürst weggegangen sei, sei Aglaja von oben nach der Veranda heruntergelaufen gekommen, so eilig, daß sie sich nicht einmal die Augen habe trocknen können, und sie sei ganz verweint gewesen; heruntergelaufen sei sie aber deswegen, weil Kolja gekommen sei und einen Igel gebracht habe. Sie hätten sich nun alle den Igel angesehen; auf ihre Fragen habe Kolja erklärt, der Igel gehöre nicht ihm; er, Kolja, sei mit einem Kameraden, einem andern Gymnasiasten, nämlich Kostja Lebedew, zusammen ausgegangen, der jetzt auf der Straße geblieben sei und sich geniere, hereinzukommen, weil er ein Beil trage; sowohl den Igel als auch das Beil hätten sie soeben von einem ihnen entgegenkommenden Bauern gekauft. Den Igel habe der Bauer ihnen angeboten und fünfzig Kopeken dafür genommen, das Beil zu verkaufen, hätten sie ihn jedoch selbst überredet, weil es sich gerade so gut getroffen habe, und es sei wirklich ein sehr gutes Beil. Nun habe Aglaja angefangen, Kolja mit Bitten zu bestürmen, er möchte ihr sogleich den Igel verkaufen; sie sei ganz außer sich gewesen und habe ihn sogar »lieber Kolja« genannt. Kolja habe lange nicht einwilligen wollen, schließlich aber doch nicht widerstehen können und Kostja Lebedew hereingerufen, der wirklich mit dem Beil hereingekommen sei und sich sehr verlegen benommen habe. Aber nun habe sich auf einmal herausgestellt, daß der Igel überhaupt nicht ihnen gehörte, sondern einem dritten Knaben, namens Petrow, der ihnen beiden Geld gegeben hatte, damit sie für ihn Schlossers Weltgeschichte von einem vierten Knaben kauften, der sich in Geldverlegenheit befand und dieses Werk billig losschlagen wollte; sie seien nun unterwegs gewesen, um Schlossers Weltgeschichte zu kaufen, hätten aber der

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