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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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selbst war an diesem Abend erstaunlich schön. Alle drei Fräulein waren elegant, wenn auch nicht gerade luxuriös gekleidet und trugen sogar eine besondere Frisur. Aglaja saß neben Jewgenij Pawlowitsch, mit dem sie sich sehr freundlich unterhielt und scherzte. Jewgenij Pawlowitsch betrug sich etwas gesetzter als sonst, vielleicht ebenfalls aus Respekt vor den hohen Herren. Man kannte ihn übrigens in der vornehmen Welt schon längst, und er fühlte sich dort bereits heimisch, obwohl er noch ein junger Mensch war. An diesem Abend war er bei Jepantschins mit einem Trauerflor am Hut erschienen, und die alte Bjelokonskaja lobte ihn deswegen: manch ein anderer der vornehmen Welt angehörender Neffe hätte unter solchen Umständen wegen eines solchen Onkels vielleicht keinen Trauerflor angelegt. Lisaweta Prokofjewna billigte diese Handlungsweise ebenfalls, schien aber im allgemeinen recht sorgenvoll zu sein. Der Fürst bemerkte, daß Aglaja ein paarmal aufmerksam nach ihm hinblickte und, wie es schien, mit ihm zufrieden war. Allmählich fühlte er sich sehr glücklich. Die »phantastischen« Gedanken und Befürchtungen, die er kurz vorher nach dem Gespräch mit Lebedew gehegt hatte, erschienen ihm jetzt, wenn er plötzlich an sie zurückdachte, was er häufig tat, als ein lächerlicher Traum, der unmöglich in Erfüllung gehen konnte! (Und ohnehin hatte er sich gleich damals und dann den ganzen Tag über sehr, wenn auch unbewußt, gewünscht, es irgendwie so einzurichten, daß er an diesen Traum nicht glauben mußte!) Er redete wenig und nur, wenn er gefragt wurde, und verstummte schließlich ganz, saß da und hörte immer nur zu, schwamm aber offenbar in Wonne. Allmählich wuchs in ihm selbst eine Art von Begeisterung, die sich anschickte, im gegebenen Moment zum Ausbruch zu kommen ... Da wollte es der Zufall, daß er ins Reden kam, und zwar ebenfalls durch Beantwortung einer Frage und, wie es schien, ganz ohne besondere Absichten...
VII
    Während er mit Genuß Aglaja betrachtete, die munter mit dem Fürsten N. und Jewgenij Pawlowitsch plauderte, nannte auf einmal der bejahrte Anglomane, der in einer anderen Ecke den »Würdenträger« unterhielt und ihm mit großer Lebhaftigkeit etwas erzählte, den Namen Nikolai Andrejewitsch Pawlischtschew. Der Fürst wandte sich schnell nach ihrer Seite hin und begann zuzuhören.
    Es war von der neuen Ordnung der Dinge die Rede und von gewissen Tumulten auf Gütern im Gouvernement ***. Die Erzählungen des Anglomanen mußten wohl ein heiteres Element enthalten, da der Alte schließlich über den galligen Eifer des Erzählers zu lachen anfing. Dieser erzählte flüssig, die Worte griesgrämig in die Länge ziehend und auf die Vokale einen leisen Nachdruck legend, wie er sich, speziell durch die jetzige Ordnung der Dinge, genötigt gesehen habe, ein ihm gehöriges prächtiges Gut im Gouvernement *** für den halben Preis zu verkaufen, obwohl er sich gar nicht in Geldverlegenheit befunden habe, und gleichzeitig ein heruntergekommenes, ertragloses, mit einem Prozeß belastetes Gut zu behalten, bei dem er sogar noch zuzahlen müsse. »Um noch einem Prozeß auch wegen des Pawlischtschewschen Landes zu entgehen, habe ich Reißaus genommen. Noch eine oder zwei solche Erbschaften und ich bin ruiniert. Ich habe dort übrigens dreitausend Deßjatinen vorzüglichen Bodens hinzubekommen.«
    »Siehst du... Iwan Petrowitsch ist mit dem verstorbenen Nikolai Andrejewitsch Pawlischtschew verwandt... du suchtest ja wohl nach dessen Verwandten«, sagte Iwan Fjodorowitsch halblaut zum Fürsten; er hatte bemerkt, mit welcher Aufmerksamkeit der Fürst das Gespräch verfolgte, und war nun schnell zu ihm getreten. Er hatte bisher seinen Vorgesetzten, den General, unterhalten, aber schon längst die Isolierung Lew Nikolajewitschs bemerkt und wurde unruhig; nun wollte er ihn bis zu einem gewissen Grad in das Gespräch hineinziehen und ihn auf diese Weise zum zweitenmal den hohen Persönlichkeiten vorführen und präsentieren.
    »Lew Nikolajewitsch ist nach dem Tod seiner Eltern ein Zögling Nikolai Andrejewitsch Pawlischtschews gewesen«, schaltete er ein, als er Iwan Petrowitschs Blick auf sich gerichtet sah.
    »Se-ehr angene-ehm«, versetzte dieser, »ich erinnere mich sehr gut. Als Iwan Fjodorowitsch uns vorhin einander vorstellte, habe ich Sie sofort wiedererkannt, sogar am Gesicht. Sie haben sich wirklich äußerlich nur wenig verändert, obwohl Sie damals, als ich Sie sah, noch ein Kind waren; Sie

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