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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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allen Dingen derselben Ansicht wie Sie. Leben Sie wohl! Ich gehe wieder dahin zurück und werde es Ippolit erzählen. Daß sie Sie empfangen wird, daran ist gar nicht zu zweifeln, da brauchen Sie keine Sorge zu haben. Sie ist eine höchst eigenartige Frau. Diese Treppe hier hinauf, in der ersten Etage, der Portier wird Ihnen Bescheid sagen.«
XIII
    Der Fürst befand sich, als er die Treppe hinaufstieg, in großer Unruhe und suchte sich mit aller Kraft Mut zu machen.›Das Schlimmste‹, dachte er, ›kann doch nur sein, daß sie mich nicht empfängt und irgend etwas Schlechtes von mir denkt, oder auch vielleicht, daß sie mich empfängt und mir ins Gesicht lacht... Ach was! Daraus will ich mir nichts machen!‹ Und in der Tat ängstigte ihn dies nicht so besonders, aber die Frage, warum er eigentlich dorthin ging und was er dort wollte, auf diese Frage fand er schlechterdings keine befriedigende Antwort. Selbst wenn es ihm irgendwie gelänge, eine günstige Gelegenheit abzupassen und zu Nastasja Filippowna zu sagen: ›Heiraten Sie diesen Menschen nicht, und richten Sie sich nicht zugrunde; er liebt Sie nicht, er liebt nur Ihr Geld, das hat er mir selbst gesagt, und auch Aglaja Jepantschina hat es mir gesagt, und ich bin hergekommen, um Sie davon in Kenntnis zu setzen‹, so würde, sagte er sich, auch das nicht in jeder Beziehung korrekt sein. Und noch eine andere ungelöste Frage trat ihm vor die Seele, eine so wichtige Frage, daß der Fürst sich sogar fürchtete, an sie auch nur zu denken, daß er gar nicht wagte, sie als zulässig zu betrachten und zu formulieren, sondern bei dem bloßen Gedanken an sie errötete und zu zittern begann. Aber das Ende war doch, daß er trotz all dieser Befürchtungen und Zweifel eintrat und nach Nastasja Filippowna fragte.
    Nastasja Filippowna hatte eine nicht sehr große, aber wirklich prachtvoll ausgestattete Wohnung. In den fünf Jahren ihres Petersburger Aufenthalts hatte es zuerst eine Zeit gegeben, wo Afanassij Iwanowitsch ganz besonders viel Geld für sie aufwandte; er rechnete damals noch auf ihre Liebe und hoffte, sie namentlich durch Komfort und Luxus zu betören, denn er wußte, wie leicht man sich an den Luxus gewöhnt und wie schwer es einem nachher fällt, auf ihn zu verzichten, wenn er allmählich zum Bedürfnis geworden ist. In dieser Hinsicht blieb Tozkij den alten, guten Traditionen treu und änderte nichts an ihnen, da er die unüberwindliche Macht der sinnlichen Eindrücke außerordentlich hoch anschlug. Nastasja Filippowna verhielt sich gegen den Luxus nicht ablehnend, sie liebte ihn sogar, aber – und dies erschien sehr merkwürdig – sie ließ sich von ihm nicht unterjochen, sondern machte den Eindruck, als könne sie ihn auch jederzeit entbehren; sie sprach das sogar mehrmals absichtlich aus, wodurch Tozkij sich unangenehm berührt fühlte. Übrigens hatte Nastasja Filippowna gar manches an sich, wovon Afanassij Iwanowitsch nicht sonderlich erbaut war, ein Gefühl, das sich in der Folgezeit sogar bis zur Verachtung steigerte. Ganz abgesehen davon, daß sie manchmal, und offenbar aus persönlicher Neigung, Leute an sich heranzog, die das Gegenteil von elegant waren, traten bei ihr auch noch einige andere ganz seltsame Neigungen hervor: es zeigte sich eine barbarische Vermischung zweier verschiedener Geschmacksrichtungen, ferner eine Fähigkeit, auf gewisse Genüsse zu verzichten und sich statt dessen mit andern zu begnügen, die ein anständiger, feingebildeter Mensch als gar nicht vorhanden betrachtet. In der Tat, hätte – um ein Beispiel anzuführen – Nastasja Filippowna irgendeine liebenswürdige, vornehme Unwissenheit bekundet, etwa eine Unkenntnis der Tatsache, daß Bäuerinnen nicht weißen Batist tragen können, wie sie ihn trug, so wäre Afanassij Iwanowitsch damit wohl ganz zufrieden gewesen. Auf solche Resultate zielte ursprünglich nach Tozkijs Programm, der auf diesem Gebiet ein großer Sachverständiger war, Nastasja Filippownas ganze Erziehung ab, aber leider kamen statt dessen ganz sonderbare Resultate zutage. Trotzdem jedoch lagen in Nastasja Filippownas Wesen noch manche Eigenschaften, die mitunter sogar Afanassij Iwanowitsch selbst durch ihre ungewöhnliche, reizvolle Originalität und ihre urwüchsige Kraft anzogen und ihn bisweilen auch jetzt noch entzückten, wo schon all seine früheren Spekulationen auf Nastasja Filippowna zusammengestürzt waren.
    Dem Fürsten öffnete ein Mädchen (Nastasja Filippowna hielt sich stets nur

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