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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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immer noch in derselben affektvollen Weise, daß sie die Herrschaften nicht angetroffen hätten und daß dem Fürsten eine so entzückende Bekanntschaft entgangen sei.
    »Wissen Sie, mein Lieber, es liegt eine gewisse gefühlvolle Schwärmerei in meinem Wesen, haben Sie das wohl schon bemerkt? Übrigens... übrigens scheint mir, daß wir an die falsche Adresse gekommen sind«, schloß er auf einmal ganz unerwartet. »Jetzt erinnere ich mich: Sokolowitschs wohnen in einem andern Hause, und mir scheint, jetzt sogar in Moskau. Ja, ich habe mich ein bißchen geirrt, aber... das tut nichts.«
    »Ich möchte nur eines wissen«, bemerkte der Fürst niedergeschlagen. »Ist es nicht das beste, wenn ich auf Ihre Hilfe ganz verzichte und lieber allein hingehe?«
    »Verzichten? Allein hingehen? Aber wieso denn, da das doch für mich ein äußerst wichtiger Schritt ist, von dem so viel in dem Schicksal meiner ganzen Familie abhängt? Aber da kennen Sie Iwolgin schlecht, mein junger Freund! Wer ›Iwolgin‹ sagt, der sagt ›Mauer‹. ›Auf Iwolgin kann man sich wie auf eine Mauer verlassen‹, so hieß es schon in der Schwadron, in der ich meine Laufbahn begann. Ich muß nur noch unterwegs in einem Hause vorsprechen, in dem meine Seele schon seit mehreren Jahren ihre Erholung findet von all der Unruhe und den schweren Prüfungen, die...«
    »Sie wollen erst noch nach Hause gehen?«
    »Nein, ich will... zu der Frau Hauptmann Terentjewa, der Witwe des Hauptmanns Terentjew, meines früheren Untergebenen, ja Freundes... Hier, bei der Frau Hauptmann, lebe ich seelisch wieder auf, hierher trage ich all das Leid, das das Leben und meine Familie mir bereiten ... Und da gerade heute ein schwerer Druck auf meiner Seele lastet, so möchte ich...«
    »Ich glaube«, murmelte der Fürst, »ich habe so schon eine große Torheit begangen, als ich Sie vorhin mit meiner Bitte belästigte. Und außerdem wollen Sie ja jetzt... Leben Sie wohl!«
    »Aber ich darf Sie jetzt nicht weggehen lassen, mein Der Fürst und Kolja gingen sogleich weg. Aber leider hatte der Fürst kein Geld, um eine Droschke zu nehmen, und so mußten sie den Weg zu Fuß machen.
    »Ich hätte Sie gern mit Ippolit bekannt gemacht«, sagte Kolja, »er ist der älteste Sohn dieser Hauptmannsfrau in der Jacke und war im andern Zimmer, er ist krank und hat heute den ganzen Tag im Bett gelegen. Aber er ist so sonderbar, er hat ein sehr feines Gefühl, und ich glaube, er hätte sich vor Ihnen geschämt, weil Sie gerade zu einer solchen Szene gekommen waren... Aber ich, ich schäme mich nicht so wie er, weil es sich bei mir um den Vater handelt und bei ihm um die Mutter, und das ist doch ein Unterschied, weil für das männliche Geschlecht in solchen Dingen nichts Entehrendes liegt. Übrigens hat diese Ansicht von einem Vorrang des männlichen Geschlechts auf diesem Gebiete vielleicht keine innere Begründung. Ippolit ist ein prächtiger Mensch, aber ein Sklave mancher vorgefaßten Meinungen.«
    »Sie sagen, er ist schwindsüchtig?«
    »Ja, ich glaube, daß es für ihn das beste wäre, wenn er bald stürbe. Ich würde mir an seiner Stelle jedenfalls den Tod wünschen. Ihm tun aber sein Bruder und seine Schwestern leid, die Kleinen, die Sie gesehen haben. Wenn es möglich wäre, wenn wir nur das nötige Geld hätten, dann würden wir beide, er und ich, uns eine besondere Wohnung mieten und uns von unseren Familien trennen. Das ist unser Ideal. Aber wissen Sie was? Als ich ihm vorhin von Ihrer Affäre mit Ganja erzählte, da wurde er ganz ärgerlich und sagte, wer eine Ohrfeige hinnehme und den Beleidiger nicht zum Duell herausfordere, der sei ein Lump. Er ist übrigens schrecklich reizbar; ich lasse mich nie mehr darauf ein, mit ihm zu disputieren. Also da hat Nastasja Filippowna Sie gleich zu sich eingeladen?«
    »Das ist es ja eben, daß sie das nicht getan hat.«
    »Aber wie können Sie dann zu ihr hingehen?« rief Kolja erstaunt und blieb sogar mitten auf dem Gehsteig stehen. »Und... und in diesem Anzug? Es ist doch da heute eine Abendgesellschaft nur für geladene Gäste!«
    »Ich weiß auch tatsächlich nicht, wie ich Einlaß finden werde. Empfängt sie mich, gut; wenn nicht, nun, so ist die Sache eben mißglückt. Und was den Anzug angeht, was ist da zu machen?«
    »Führt Sie denn eine besondere Angelegenheit dorthin? Oder gehen Sie nur hin, pour passer le temps in ›feiner Gesellschaft‹?«
    »Nein, ich habe eigentlich... das heißt, ich habe allerdings eine besondere

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