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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Arbeit pressen sollen, die nicht Landnahmen sind noch Bekehrungsfeldzüge, stehen bevor.
    Die Natur der drei Räume gibt nicht viel darauf, wie es Menschen gerne hätten – das ist selbst noch keine Entdeckung, sondern bloß eine Definition von »Natur«, mit der sich seit Erfindung der neuzeitlichen Wissenschaften viel hat ausrichten lassen. Die Fabriken, die mit dem, was man auf diesem Weg herausgefunden hatte, gebaut wurden, traten den Menschen schließlich selbst als eine Art Natur gegenüber; das lag daran, daß sie um des Profits willen eingerichtet wurden und der sich, als Konsequenz des Tauschwerts, um Gebrauchswerte nicht schert, also auch nichts darauf gibt, wie ihn Menschen gerne hätten. Die Eigengesetzlichkeit von Abläufen, ihr Vermögen, von den Vorstellungen weit abzuweichen, die sich die Menschen von ihnen machen, mußten die Menschen erst lernen; zur animistischen Zeit wußten sie gar nichts davon, daß die Natur nicht mit ihren Köpfen redet, zur mythischen begannen sie, sich das vorzustellen (und meinten, daß sie dann zumindest mit den Köpfen der Götter redeten), zur naturwissenschaftlichen und aufgeklärten ging diese Vorstellung allmählich in ihre Praxis und Hexis ein; erst jetzt wird ihnen klar, daß Praxis und Hexis selbst ebenfalls Eigengesetzlichkeiten kennen, die sich um Wünschen und Wollen nur insoweit scheren, wie man die beiden mit ihnen vermittelt. Eigengesetzlichkeiten der Art, die wir meinen – also das, was noch Marx auch aufs Gesellschaftliche bezogen »Naturgesetze« nennt, womit er aber nichts Metaphysisches behauptet, sondern einfach eine Dankesschuld anerkennt gegenüber Galilei, Newton, Darwin, was den Respekt davor angeht, daß die Dinge sich regelmäßig (!) nicht danach richten, was wir von ihnen wollen; seine zusätzliche Einsicht war ja nur, daß das auch für die menschengeschaffenen Dinge gilt –, sind nur als Wahrscheinlichkeiten erschließbar, nur als etwas, was man mehr oder weniger glaubhaft finden kann, nie als Gewißheiten. Daß man das Wahrscheinlichkeitslernen mal subjektiv, mal objektiv aufgefaßt hat, ist eine Form von epistemischer Armut – noch im zwanzigsten Jahrhundert erlebt die Entdeckung des Thomas Bayes Deutungen in diese beiden Richtungen, als wären sie die einzig möglichen, bei Bruno De Finetti die subjektive: Wahrscheinlichkeiten sind Grade des Glaubens von Personen an Sachverhalte und zu erwartende Ereignisse, bei Keynes die objektive: Wahrscheinlichkeiten sind logische Folgebeziehungen, daß b sich aus a ergibt, hängt an dem Grad, in dem b in a bereits enthalten ist; wir favorisieren zwar Keynes, weil er uns, wie diejenigen, die den Naturrechtsirrtum begingen, auf etwas hinweist, das herstellbar ist, statt auf Befindlichkeiten, aber die Armut der binären Gegenüberstellung Subjektiv/Objektiv sollte man zurücklassen, sobald man Davidsons Idee der Triangulation (subjektiv/intersubjektiv/objektiv) oder Floridis Idee der drei Räume (kausal/logisch/normativ) an ihre Stelle zu setzen gelernt hat. Dieses Buch ist eine Maschine, die versucht, diverse derartige Eigengesetzlichkeiten als Bauelemente von Lese-, Kopier- und Ersetzungsapparaten des Geschichtsdenkens aufzufassen und auszuprobieren; dabei greifen Dinge ineinander, die man wissenschaftlich finden kann, andere, die philosophische Züge haben, und ein bißchen Konzeptkunst könnte auch noch darin stecken. Ein Wunsch, den wir nicht weiter begründen wollen, war es, etwas zu bauen, das nur von denen überhaupt benutzt werden kann, die unsere eigenen Zwecke schon teilen; das ist natürlich im Sinne Hacks’ ein Ideal und nicht durchzuhalten, aber die eine oder andere Passage wird um so dunkler gefunden werden, je weniger man sich vorstellen mag oder kann, daß das, was wir erstrebenswert finden, überhaupt zu machen ist (die Verschlüsselung ist sozusagen keine absichtliche; sie folgt einem Verhältnis zu Hexis und Praxis, der Kurve einer Willensbildung).
    Die Leute verlassen die Fabriken, die sie als zweite Natur mißverstehen mußten. Sie arbeiten jetzt schon mehrheitlich anderswo (und anders), ein Hoffnungszeichen, wie vor hundert Jahren die Umschichtung von Leuten, die in der Landwirtschaft arbeiten mußten und dort ein kurzes Leben hatten, auf industrielle Produktion eines war – die Zerstörungen aber, die in diesen Fabriken hergestellt wurden, wo eigentlich Waren, Energie, Information hergestellt werden sollten, wird man sich ansehen, gegen sie wird man arbeiten müssen. Auf

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