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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Industriegesellschaften mitunter abgreifen konnte. Vielleicht aber (den Gedanken serviert man am besten zum Nachtisch, wenn das Hühnchen fertig abgenagt ist) wird das einzelne Ding (Buch, lustiges Sexspielzeug, Kohlezeichnung, Salz- und Pfefferroboter) dann, wenn man es jenseits der Warenform als eine Art zuhandener Konkretion energetisch und informationell gerechter, solidarischer, eben humaner Verhältnisse in den Gebrauch nimmt, eben dadurch ja auch zugleich wertvoller, als das teuerste Prachtgut in der Warenwirtschaft hätte sein können.
     
    Vom Gemeinwesen als Ausdruck seiner Gewolltheit gesetzte Gebrauchswerte: Sagen wir abermals »Freiheit« dazu; es ist die höchste Verallgemeinerung dieses Begriffs. Man mag, wo sie erreicht ist und gepflegt wird, nicht nur dem Zusammenleben, sondern auch einander hübsche Namen schenken; ein Deichaufseher im Bremerland wird Fossegrim Dylan McSchnurrbart heißen, eine berühmte Lastwagenrennfahrerin Aphrodite Kleeblatt-Suzuki, und zwei Frauen, die zusammen einen Sohn großziehen, werden ihn Utu nennen, nach dem Sonnengott der Sumerer, den Nachnamen soll er sich dann von einer seiner zwei Mütter nehmen oder aus den Künsten, wenn er alt genug ist für so was. Man läßt den Kindern in Freiheit überhaupt mehr vorerwachsene Zeit, die Erwachsenen, seit sie nicht mehr so kindisch sein müssen wie im Kapitalismus, gönnen ihnen das. Die nächsten Menschen werden individuell länger Unfug treiben dürfen, inklusive Kriegspielen (der Streifen Land zwischen Garten und Straße wird regelmäßig von circa Zehnjährigen aller fünf Geschlechter mit Konfetti- und Candybomben vermint; sie toben mit dergleichen ihre aus äffischen Epochen übererbten Territorialneigungen aus; nennen also etwa den breiten Spielplatz – eigentlich ein Weizenfeld, das jetzt aber erst mal zwanzig Jahre geschont wird, die Bewirtschaftung rotiert wie überhaupt alles Bewegliche auf Erden – »Land« und das Fort aus drei miteinander per Leiterbrücken verbundenen Bäumhäusern »Stadt«, weil sie eine Schwäche für Archaisches haben; natürlich fehlt den unschuldigen Scherzen jedes soziale Substrat, Lenins großes Wort von der »Abschaffung sowohl der Öde, Weltabgeschiedenheit und Barbarei der Dörfer wie auch der widernatürlichen Zusammenballung gigantischer Massen in den großen Städten« ist so umfassend wahr gemacht worden, daß man über das Adjektiv »widernatürlich« im kommunistischen Rückblick sogar ein bißchen lächeln muß; schwer nur stellen sich die Freien vor, daß der Alte nicht gewußt haben soll: Das Glück ist etwas kunstreich Hergestelltes, nicht irgendeine wieder freigelegte Natur; Spinoza liegt richtiger als Rousseau).
VI.
Alles Vergängliche (noch ein Gleichnis)
    Vom Falschen zum Richtigen zu gelangen kostet Energie und verarbeitet Information, aber es generiert auch welche. Mit vergangenen und zukünftigen Zivilisationen zu kommunizieren, den Implex zu explizieren und ihn damit zu verändern, denn er bleibt, weil jede Lage ihre Möglichkeiten hat, dabei bestehen, ist so aufwendig, wie mit Zivilisationen zu kommunizieren, die auf andere Weise anders sind als die erledigten und die künftigen; zum Beispiel nichtmenschlich.
     
    1974 hat man vom Arecibo-Radioteleskop aus eine 210 Byte umfassende Radiobotschaft auf den Sternhaufen M13 gerichtet und abgestrahlt; dazu war ein Megawatt Energie nötig, und selbstverständlich gab es Leute, die ausrechneten, wie viele Eigenheime mittelständischer und mittelgroßer Familien in den reichen Ländern damit wie lange hätten beleuchtet werden können. Es war als Einwand gemeint; die Einwände gegen den Einwand lauten: a) gebt erst einmal den Armen ab, bevor ihr euch beschwert, daß euch die Außerirdischen etwas wegnehmen. b) daß immer nur an das gedacht wird, was hier drinnen, bei den Mittelständischen und Mittelgroßen gedacht und gewollt wird, und nie daran, wie groß die Räume sind, in denen kommuniziert, koordiniert werden könnte, in denen Probe- und wirkliche Handlungen vorkommen können, ist das schlechte Bestehende selbst.
    Ob uns intelligentes Leben aus dem interstellaren Raum je antworten wird, ist ungewiß.
    Daß es in den kausalen, rationalen und argumentativen Räumen, die einander implizieren, aber intelligentes Leben gibt, das nur darauf wartet, aus der Vergangenheit, der Zukunft und der Gegenwart auf die Fragen zu antworten, die wir haben, ist gewiß.
    Entdeckungsreisen, die niemanden erobern, berauben, sortieren, zur

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