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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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der Besserung bin, wird es das Klügste sein, einige Experten in Portugal zu Rate zu ziehen, die mich vollständig von meinem Leiden heilen können.«
    »Du willst zurück nach Portugal?! Das kannst du nicht machen! Ganz gleich, welche Gründe du vorgibst, es wird immer darauf hinauslaufen, dass du als die verschmähte Braut betrachtet wirst, die nicht einmal eine Verlobung hinbekommen hat. Das lasse ich nicht zu!«
    »Aber so ist es doch auch. Du verschmähst mich. Und ich habe nicht vor, mich dir an den Hals zu werfen, Miguel Ribeiro Cruz. Nicht, um dein Gewissen zu beruhigen, und erst recht nicht, um die Schandmäuler in der Heimat zum Schweigen zu bringen.«
    »Du begehst gesellschaftlichen Selbstmord, und ich werde nicht tatenlos dabei zuschauen. Bleib hier, Isabel. Lass uns diese Verlobung feiern. Danach kannst du tun und lassen, was du willst, ohne dass sich die Leute die Mäuler darüber zerreißen.«
    Wie sollte sie es ihm erklären? Hatte es überhaupt einen Sinn, ihm ihre komplizierte Seelenlage begreiflich zu machen? Männer waren in manchen Dingen so viel praktischer als Frauen, und diese Angelegenheit gehörte eindeutig zu ebenjenen Dingen. Wenn sie sich verlobte, dann wollte sie es tun, um ihre Vermählung vorzubereiten, und die Ehe wiederum würde sie nur mit dem Mann eingehen, den sie von Herzen liebte – und der ihre Liebe erwiderte. So einleuchtend die Gründe für die Verlobung auch geklungen hatten, nun, da sie wusste, dass seine Liebe einer anderen galt, wollte sie diese Farce nicht länger mitspielen. Sie mochte kein sentimental veranlagter Mensch sein, dennoch hegte sie die Hoffnung, dass ihr eines Tages der Richtige begegnen würde. Und je eher sie von Miguel fortkam, desto besser für sie.
    Die Distanz würde ein Übriges tun. Wenn sie erst wieder in Europa wäre, hätte sie Miguel schnell vergessen. Die ganze Goa-Episode würde ihr dann fern und unwirklich erscheinen, genauso wie ihr jetzt die kleinen Reibereien, die sie daheim mit ihren Schwestern gehabt hatte, weit entfernt und völlig unwichtig vorkamen. Und sie musste ja nicht in Lissabon bleiben und sich dem Klatsch ihrer Bekannten aussetzen. Madrid, Florenz und Paris warteten auf sie!
    »Nein«, kam ihre verzögerte Antwort. »Ich kann nicht. Ich will hier fort, und ich wünsche dir und Amba alles Gute. Denn ihr seid es doch in Wahrheit, die dem gesellschaftlichen Ruin entgegensehen – immer vorausgesetzt natürlich, du eroberst sie. Hattest du nicht gesagt, Amba ist verheiratet …?«
    »Hm«, grummelte Miguel. Das Ganze gefiel ihm nicht. Er wollte nicht, dass Isabel das Feld räumte. Wenn sie jetzt nach Hause zurückkehrte, würde sie nie wieder eine gute Partie machen können.
    »Ich kann deine Gedanken lesen. Aber mach dir keine Sorgen, Miguel. Die Männer, die daheim als gute Partie gelten, haben mich noch nie interessiert, insofern wäre es zu verschmerzen. So, und nun hör auf damit, dich wie mein Vormund zu benehmen. Ich werde, sobald du dieses Haus verlässt, urplötzlich von einer sehr seltenen und komplizierten Krankheit niedergestreckt. Die Verlobung fällt ins Wasser. Es ist an dir, die Gäste auf einen späteren Termin zu vertrösten, den festzulegen du dir angesichts der Schwere meiner Erkrankung nicht anmaßen möchtest.« Ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu. »Und nun raus mit dir. Du wirst mir in den kommenden Tagen und Wochen noch jede Menge Krankenbesuche abstatten müssen.« Sie erhob sich, so dass auch Miguel aufstehen musste. Dann schob sie ihn sanft durch die Tür ihres Salons auf den Flur und von dort zur Wohnungstür.
    Als Miguel auf der Straße stand, kam ihm die letzte Stunde vor wie ein schlechter Traum. Er fühlte sich schäbig und armselig. Eine junge Frau, ein Mädchen fast noch, gab ihren guten Ruf und ihre glänzende Zukunft auf, damit ihm, einem nichtsnutzigen reichen Kaufmannssohn, der Weg offen stünde für ein Abenteuer, dessen Ausgang mehr als ungewiss war. Das Einzige, was ihn tröstete, war die Einsicht, dass er eh nicht gut genug für Isabel de Matos war.
    War er es denn für Amba? Er beschloss, sofort zu ihr zu reiten und ihr endlich von Angesicht zu Angesicht von der Verlobung zu erzählen, die nun doch nicht stattfinden würde. Senhor Furtado, den er hatte aufsuchen wollen, um ihn in der Sache mit Beatriz und ihrem Betrug an der Firma ihres Schwiegervaters ins Vertrauen zu ziehen, würde warten müssen.
    Als er Ambas Haus erreichte, sah er, dass ein Festzelt im Garten aufgebaut worden

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