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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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von drei Kämpfen verloren, Bruder«, bemerkte Raba.
    »Frauen sind schon recht seltsam«, fügte Luo hinzu. »Der große Gasam, der ruhmreiche Krieger, gewinnt den Wettstreit allein durch seine Abwesenheit.«
    Hael schwieg. Sie näherten sich dem Tor in der Palisade. Wenige Schritte vor dem Eingang stand der Geisterpfahl des Dorfes. Er war uralt und mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Alljährlich schmückten ihn die Ältesten mit den Schwänzen geopferter Kaggas. Neben dem Pfahl saß Tata Mal, der Geisterbeschwörer, auf seinem Hocker und nickte den jungen Männern und Frauen zu, die an ihm vorübergingen. Ein breitkrempiger Hut aus geflochtenen Binsen beschattete sein von vielen Falten durchfurchtes Gesicht.
    Tata Mals Augen folgten Hael, der ihn im Vorübergehen höflich gegrüßt hatte. Es war ein furchtbarer Schlag gewesen, dass der Junge so früh Waise geworden war, denn kein zweiter Knabe im Dorf hatte eine so große Begabung für die Kunst der Geisterbeschwörung gezeigt wie er. Bei einem der jährlichen Treffen der Geisteranrufer hatte Tata Mal den Vorschlag gewagt, man könne doch eine Ausnahme machen und ihm gestatten, Hael in die Lehre zu nehmen. Nach heftigen Debatten kam die Versammlung überein, nicht mit den althergebrachten Sitten zu brechen. Wo mochte es hinführen, wenn man einem Waisenknaben erlaubte, Einblick in die Geheimnisse der ehrwürdigen Künste zu nehmen?
    Es schmerzte Tata Mal, dass es ihm seither nicht gelungen war, einen geeigneten Anlernling zu finden. Der Junge, den er schließlich hatte zu sich nehmen müssen, zeigte wenig Begabung. Tata Mal war sicher, dass auch die Geister großes Interesse an Hael hatten. Leider wurde der Junge vom Pech verfolgt. Zuerst verlor er beide Eltern, dann nahm ihn eine Familie auf, die ihn als Last empfand, und sein Pflegebruder Gasam quälte ihn ständig. Und zum guten Schluss hatte er auch noch das Pech, in der gleichen Bruderschaft wie Gasam zu landen.
    Der Alte dachte nur ungern über Gasam nach. Er spürte, dass Böses in dem jungen Mann schlummerte, obwohl es sich bisher nur beim Einschüchtern und Herumschubsen Jüngerer bemerkbar gemacht hatte. Da die Aufnahmezeremonien in die Kriegerbruderschaften nur alle paar Jahre stattfanden, waren immer einige Knaben dabei, die nur ein wenig zu jung waren – ein Jahr oder gar wenige Monate –, um sich fortan zu den Kriegern gehörig zählen zu dürfen. Sie mussten also warten, bis sie zwanzig Jahre oder älter waren, ehe sie auch nur der Bruderschaft der jungen Krieger beitreten konnten.
    Die meisten trugen es mit Fassung, wie zum Beispiel Kampo. In dem Alter, in dem andere schon kurz vor der Verheiratung standen, zählte man sie noch zu den Knaben. So wollte es der Brauch. Wenn sie dann jedoch in eine Bruderschaft eintraten, wurde die lange Wartezeit belohnt. Sie wurden zu den Anführern der Kriegergruppen, deren jüngste Mitglieder oftmals erst fünfzehn Jahre alt waren. Die Älteren mussten keine Nachtwache halten und verbrachten ihre Zeit mit Kampfübungen und der Fürsorge für die Herden. Wenn sie dann irgendwann zu den älteren Kriegern überwechselten, zählten sie zu den erfahrensten Männern, führten die Überfälle und Schlachten an und waren die begehrtesten Junggesellen des Stammes.
    Es geschah jedoch hin und wieder, dass die lange Wartezeit einen Jungen vergiftete. So war es bei Gasam geschehen. Zu einer Zeit, als er sich danach sehnte, die geflochtenen Zöpfe der erwachsenen Krieger zu tragen, musste er seine Haare offen herabhängen lassen. Er trug nur den Hütestab für die Quils bei sich, während fast Gleichaltrige schon einen Speer ihr Eigen nannten. Wenn er den Jungen lauschte, die kaum mehr als ein Jahr älter waren, wie sie von blutigen Speerspitzen und eroberten Kaggaherden redeten, drohte ihn der Neid zu zerfressen.
    Das alles war nicht ungewöhnlich, aber Tata Mal spürte, dass sein Misstrauen gegenüber dem Jungen nicht unbegründet war. Nachdenklich kratzte sich der Alte am Knie und starrte auf einen kleinen Erdhügel wenige Fuß weit entfernt. Nach einer Weile erschien der schmale, pelzige Kopf eines Horngräbers über dem Rand des Hügels. Auf der Nase des Tieres wuchs ein kurzes Horn, das in mehreren Spitzen endete. Winzige Augen spähten wachsam nach allen Seiten. Jetzt kamen die kräftigen Pranken zum Vorschein, und schließlich der Rest des Körpers. Ihm folgte eine ganze Horngräberfamilie. Eifrig machten sich die Tiere, die von der gleichen braunen Farbe waren

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