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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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von
einzelnen Lampen erhellt wurde.
      Rogan konnte sich plötzlich
nicht mehr beherrschen. Er rannte laut lachend übers Moor davon.
Nach einer Viertelstunde hatte er den Steinbruch passiert und stand vor
dem vom Regen angeschwollenen Fluß.
      Mitten auf dem Eisensteg blieb er
stehen und warf Seil, Schraubenzieher und Kneifzange ins Wasser. Das
war eine abschließende Geste. Diesmal würden sie ihn nicht
wieder erwischen. Rogan lief weiter, erreichte das andere Ufer und sah
ein beleuchtetes Haus unter einigen Bäumen stehen.

    4

      Es war kalt in der Küche mit dem
Steinboden, und Jack Pope hatte eine Gänsehaut, als er sich
Holzscheite auf den linken Arm stapelte. Er ging durch den Flur in den
Wohnraum des kleinen Hauses zurück.
      Der Feuerschein tanzte über die
Deckenbalken und malte seltsame Schatten an die Wände, als er Holz
auf das bereits hell brennende Feuer im Kamin warf.
      Er trat an einen Schrank, nahm eine Flasche Whisky heraus und schenkte sich ein Glas halb voll.
      Draußen pfiff der Wind ums Haus
und trieb den Regen gegen die Fenster. Pope fuhr zusammen, als er sich
an ein anderes Gebäude in der Nähe erinnerte, in dem er
fünf Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Er leerte das Glas in
einem Zug, hüstelte und griff wieder nach der Flasche.
      Er hörte keinen Laut, aber er
spürte plötzlich einen kalten Luftzug an der rechten Backe.
Seine Nackenhaare sträubten sich. Er drehte sich langsam um.
      Rogan stand auf der Schwelle. Seine
durchnäßte Kleidung klebte ihm am Körper und
unterstrich dadurch noch seinen athletischen Bau. Er war unglaublich
schmutzig. Der feine Staub aus den Lüftungsschächten
vermischte sich mit dem Regenwasser zu einer schmierigen Schicht, die
sein Gesicht, seine Kleidung und seine Hände bedeckte.
      Jack Pope fürchtete sich vor
diesem schwarzen Riesen; er hatte Angst wie ein Kind, das einen
unheimlichen Fremden vor sich sieht, und mußte sich beherrschen,
um nicht laut aufzuschreien.
      Er fuhr sich mit der Zungenspitze
über die Lippen und rang sich ein mühsames Lächeln ab.
»Du hast's also geschafft, Ire. Prima!«
      Rogan durchquerte wortlos den Raum,
nahm Pope das Glas aus der Hand und schüttete den Whisky in sich
hinein. Er schloß die Augen, holte tief Luft und sah Pope an.
      »Wie spät ist es?«
      Pope sah auf seine Uhr. »Kurz nach halb neun.«
      »Gut«, sagte Rogan. »Ich muß spätestens um neun weiter. Kann ich hier baden?«
      Pope nickte eifrig. »Ich habe den Boiler schon nachmittags angestellt.«
      »Kleidung?«
      »Im Schlafzimmer auf dem Bett. Willst du etwas essen?«
      Rogan schüttelte den Kopf.
»Keine Zeit. Hast du eine Thermosflasche? Gib sie mir voll Kaffee
mit und mach mir ein paar Sandwiches. Ich kann unterwegs essen.«
      »Okay, Ire, wie du willst. Das Bad ist im Flur links.«
      Rogan wandte sich ab und ging schweigend hinaus. Popes
      Lächeln verschwand schlagartig.
»Was bildet er sich eigentlich ein, dieser Affe?« murmelte
er vor sich hin. »Wenn ich ihn bloß verpfeifen könnte
...«
      Er ging in die Küche und setzte
den Wasserkessel auf. Dann nahm er das Brotmesser aus der Schublade,
griff nach einem Laib Brot und begann wütend, dicke Scheiben
herunterzusäbeln.
      Das Bad war erst nachträglich
eingebaut worden, und die Wanne war klein. Aber das spielte keine
Rolle. Rogan ließ heißes Wasser einlaufen, zog sich aus und
kletterte hinein. Einen Augenblick lang blieb er ruhig sitzen, um die
Wärme zu genießen; dann begann er sich zu waschen. Fünf
Minuten später stieg er aus der Wanne, trocknete sich rasch ab und
ging mit einem Handtuch um die Hüften den Flur entlang ins
Schlafzimmer.
      Dort fand er alle
Kleidungsstücke, die er brauchte, auf dem Bett ausgebreitet.
Unterwäsche, ein Hemd mit Krawatte, Socken, Schuhe in seiner
Größe und ein gutsitzender Tweedanzug. Auf dem Bett lagen
auch ein abgetragener Regenhut und ein alter Trenchcoat. Das bewies
sorgfältige Planung, wie er widerstrebend zugeben mußte. Er
nahm Hut und Mantel mit, als er in den Wohnraum zurückkehrte.
      Pope kam aus der Küche herein.
Er stellte eine Thermosflasche und eine Keksschachtel aus Blech auf den
Tisch. »Das sind die Sandwiches. Auf diese Weise brauchst du
unterwegs nicht zu halten.«
      »Wohin soll ich überhaupt?«
      »O'More will dich sprechen.«
      »Und wo finde ich ihn?«
      Pope zuckte mit den Schultern.
»Weiß der Teufel! Ich kenne nur eine Deckadresse in

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