Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
verfährst. Keine Umwege über
Holyhead, wo das Fährschiff nach Irland abgeht.«
      Rogan drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht langsam nach ihm um. »Und was meinst du damit?«
      Pope rang sich ein Lächeln ab.
»Nichts, Ire, wirklich nichts. Aber der Große Mann hat
einen Haufen Geld für dich ausgegeben. Diese Investition muß
sich auch lohnen, kannst du das verstehen?«
      Im nächsten Augenblick
fühlte er sich von einer starken Hand im Kragen gepackt. Er rang
nach Luft, wurde hochgehoben und grob geschüttelt und bekam einen
roten Kopf.
      »Wenn ich etwas tue, muß
ich es auch tun wollen«, sagte Rogan halblaut. »Merk dir
das, Pope. Sean Rogan läßt sich keine Vorschriften
machen.«
      Pope wurde losgelassen, stolperte
rückwärts gegen die Garagenwand und sackte keuchend zusammen.
Er kauerte dort, rang nach Atem und nahm kaum wahr, daß der Ford
in den Hof hinausfuhr und davonrollte.
      Dann hörte er Schritte hinter
sich. »Freund Rogan ist gewalttätig, was?« fragte eine
ruhige Stimme. »Ein gefährlicher Mann, wenn er sich
hereingelegt fühlt.«
      Pope sah zu Henry Soames auf und
fluchte. »Hoffentlich wissen Sie, was Sie tun!« Er kam
stöhnend auf die Beine. »Wenn ich vernünftig wäre,
würde ich mich aus dieser Sache heraushalten.«
      »Und auf das ganze schöne
Geld verzichten?« Soames klopfte ihm auf die Schulter.
»Kommen Sie, wir gehen hinein und reden miteinander. Sie sehen
bestimmt ein, daß ich recht habe.«
      Rogan stellte den Ford nach der
ersten Kurve an einem Gatter ab und ging zu Fuß zurück.
Dafür hatte er mehrere Gründe. Erstens konnte er Pope nicht
leiden. Zweitens traute er ihm nicht. Und drittens waren die Reifen
beider Wagen naß gewesen, obwohl der Ford seit dem Vortag im
Trockenen gestanden haben sollte.
      Als Rogan sich dem Haus näherte,
verließ er die Straße, durchquerte ein Wäldchen und
erreichte die Rückseite des kleinen Gebäudes. Die
Vorhänge im Wohnzimmer waren zugezogen, aber Rogan fand einen
Spalt, durch den er hineinsehen konnte.
      Henry Soames und Pope saßen am
Tisch, hatten die Whiskyflasche zwischen sich und sprachen ernsthaft
miteinander. Rogan beobachtete sie nur kurz. Dann wandte er sich ab und
ging zu seinem Auto zurück.
      Merkwürdig. Aber am
merkwürdigsten war es eigentlich, daß Colum O'More sich mit
solchen Leuten abgab. Aber diese Fragen ließen sich erst in
Kendal beantworten. Rogan gab Gas und konzentrierte sich auf die
Straße.

    5

    Nach Mitternacht hatte Rogan die Straße für sich allein, aber
    zwischen Bristol und Birmingham und nördlich davon in Richtung Lancashire waren viele Lastwagen unterwegs.
    Gegen zwei Uhr morgens tankte er in der Nähe von Stoke und
    blieb dabei im Wagen sitzen, so daß der Tankwart sein Gesicht nicht deutlich sehen konnte.
      Er kam gut voran, obwohl er sich
überall peinlich genau an die vorgeschriebenen
Höchstgeschwindigkeiten hielt, und bei Tagesanbruch fuhr er
über die M 6 östlich von Lancaster nach Norden.
      Der Morgen war trübselig.
Schiefergraue Regenwolken zogen niedrig über den Himmel. Im Westen
sah Rogan die weißen Wogenkämme auf dem Wasser der Morecambe
Bay. Er kurbelte sein Fenster herunter, atmete die salzhaltige Luft
tief ein und fühlte sich zum erstenmal seit Jahren wieder richtig
lebendig.
      Er erreichte Kendal kurz nach sieben. Die kleine Stadt wachte
    um diese Zeit erst auf, so daß auf den
Straßen noch wenig Verkehr herrschte. Rogan fand den Woolpack Inn
in Stricklandgate ohne Schwierigkeiten, fuhr auf den dazugehörigen
Parkplatz und stellte den Motor ab.
      Es war seltsam, nach so langer Zeit
wieder in einem Wagen zu warten - wie damals in Frankreich, als er die
Widerstandskämpfer unterstützt hatte. Er erinnerte sich an
einen regnerischen Morgen in Amiens und den Verbindungsmann, der sich
als Abwehragent erwiesen hatte. Aber man konnte sich eben auf niemand
verlassen ...
      Rogan wollte sich eine Zigarette
anzünden und stellte fest, daß seine Packung leer war. Er
knüllte die leere Packung zusammen. In diesem Augenblick sagte
eine ruhige Stimme: »Ein schöner Morgen, Mr. Rogan.«
      Sie war ungefähr zwanzig,
bestimmt nicht älter. Sie trug einen alten Trenchcoat, dessen
Gürtel sie achtlos zusammengeknotet hatte. Einige schwarze
Haarsträhnen, die unter ihrem Kopftuch hervorkamen, waren feucht
vom Regen.
      Sie ging um den Wagen herum,
öffnete die Tür und setzte sich neben Rogan. Er warf ihr
einen prüfenden Blick zu und sah

Weitere Kostenlose Bücher