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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Kendal.
Ist dir klar, wo Kendal liegt?«
      »Im Seengebiet? Westmorland, nicht wahr?«
      »Richtig. Du hast eine lange
Fahrt vor dir, Dreihundertfünfzig Meilen, schätze ich, und du
mußt bis sieben Uhr morgens dort sein.«
      Also genau dann, wenn die
Häftlinge geweckt werden, dachte Rogan und lächelte
unwillkürlich. In Kendal würde ihn niemand suchen. Sie
würden einige Tage brauchen, um zu erkennen, daß er aus dem
Moor entkommen war - und sogar das ließ sich nicht genau
feststellen.
      »Warum bis sieben Uhr?«
      »Weil dort jemand auf dich
wartet. Du fährst einfach auf den Parkplatz des Woolpack Inn in
Stricklandgate und bleibst dort, bis du abgeholt wirst.«
      »Von wem?«
      »Das weiß ich nicht. Ich
kenne nur die Deckadresse in Kendal. Vielleicht sollst du von dort aus
weiterfahren.«
      Rogan schüttelte den Kopf.
»Erzähl mir mehr, Pope. In meiner Lage kann man nicht
vorsichtig genug sein.«
      »Das ist die Wahrheit, Ire, die
reine Wahrheit! Ich gebe zu, daß ich nach meiner Entlassung
manchmal von deinem ersten Fluchtversuch erzählt habe. Das
muß irgendwie herumgekommen sein. Du weißt selbst, wie das
ist.«
      »Was ist mit Soames, diesem Anwalt?«
      »Er hat schon seit fünf
Jahren Berufsverbot. Ein Erzgauner vom Scheitel bis zur Sohle. Er ist
vor ein paar Wochen zu mir gekommen. Einer seiner Klienten soll von
deinem ersten Fluchtversuch gehört haben, und Soames hat erfahren,
daß ich davon wußte. Er hat mich gleich angeworben.«
      »Und was bekommst du dafür?«
      »Daß ich hier die Stellung halte? Ein paar Hunderter und meine Spesen.«
      Rogan zündete sich eine
Zigarette aus der Packung auf dem Tisch an. Das klang alles sehr
verwirrend. Aber Colum war ein alter Fuchs, der es verstand, seine
Fährte zu verwischen.
      »Okay, vorläufig nehme ich dir das ab«, entschied er. »Wie komme ich nach Kendal?«
      Pope nahm grinsend einen weißen
Umschlag aus der Jackentasche. »Ich wollte nichts falsch machen
und hab' dir deshalb einen Streckenplan besorgt. Er fängt in
Exeter an und führt geradeaus nach Kendal.«
      Er sprach die Strecke mit Rogan
durch. In Exeter sollte Rogan der A 38 folgen, die durch Bristol und
Gloucester führte, wo er auf der M 5 an Worcester und Birmingham
vorbei nach Norden weiterfahren konnte. Schließlich würde er
auf die M 6 abbiegen, die durch Lancashire zum Seengebiet führte.
      »Auf den Autobahnen wird
teilweise noch gebaut«, sagte Pope, »aber im allgemeinen
müßtest du gut vorankommen.«
      »Was für einen Wagen bekomme ich?«
      »Nichts Besonderes. Einen zwei
Jahre alten Ford Kombi. Aber der Motor ist in Ordnung. Hinten im Wagen
liegen Futterproben - du bist nämlich Vertreter einer Fabrik
für Viehfutter.« Er legte eine Aktentasche auf den Tisch und
öffnete sie. »Hier sind Geschäftskarten mit dem Namen
Jack Mann und ein Führerschein. Du kannst doch noch fahren?«
      Rogan zuckte mit den Schultern. »Keine Angst, ich komme schon zurecht.«
      Auch die Versicherungspapiere und das
Fahrtenbuch trugen den gleichen Namen. Rogan bekam selbst einen
Mitgliedsausweis der Automobile Association. Er steckte alles ein.
      »Ausgezeichnet«, murmelte er.
      »Freut mich.« Pope gab ihm ein abgeschabtes
    Lederportemonnaie. »Da drin sind vierzig
Pfund. Es hat keinen Zweck, dir mehr mitzugeben. Falls du angehalten
und durchsucht wirst, erregt das nur Mißtrauen.«
      »Ah, da spricht der ehemalige Polizist aus dir, was?«
      Pope rang sich ein Lächeln ab. »Das ist alles.« Er sah auf die
    Uhr. »Schon fast neun. Du mußt los, Ire.«
      Rogan zog den Mantel an und griff
nach dem Hut. Sie verließen das Haus durch die Küche. Pope
öffnete das Garagentor, und Rogan sah zwei Wagen: einen grauen
Kombi und eine grüne Limousine. Er starrte sie an.
      »Zwei?« fragte er.
      »Wie soll ich sonst um diese
Zeit von hier wegkommen?« fragte Pope zurück. »Mir hat
es schon gereicht, daß ich gestern nachmittag fünf Meilen
weit zur nächsten Bushaltestelle laufen mußte, nachdem ich
den Ford hierher gebracht hatte. Die Limousine habe ich heute morgen
aus Plymouth mitgebracht.«
      Das wäre eine gute Story
gewesen, wenn die Räder beider Fahrzeuge nicht noch naß und
schmutzig gewesen wären, als seien sie erst vor einigen Stunden
über regennasse Straßen gefahren.
      Aber Rogan ignorierte diese Tatsache. »Okay, ich verschwinde jetzt lieber.«
      Pope nickte. »Paß auf,
daß du dich nicht

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