Der Jäger
Ich hatte in den letzten Jahren einige Affären, aber keiner dieser Männer hat mir auch nur im Geringsten etwas bedeutet. Wir haben gefickt, und irgendwann habe ich sie zum Teufel gejagt. Und wie gesagt, es war nur eine Hand voll. Alexander weiß übrigens davon.« Sie lachte auf, erhob sich, stellte sich in auffordernder Pose vor Richter und setzte sich breitbeinig auf seinen Schoß. »Ich würde jetzt gerne mit dir ficken. Danach erzähle ich dir mehr. Viel mehr.«
Richter sah sie ernst an, legte den Block zur Seite, griff unter ihren Rock. Es war ein mechanisches Spiel, sie knöpfte seine Hose auf, küsste ihn, ihre Zungen spielten miteinander. Er drang in sie ein, sie sah ihn unentwegt an, während er seinen Unterleib bewegte. Es dauerte zwanzig Minuten, bis er ejakulierte. Sie blieb noch eine Weile auf ihm sitzen, streichelte seine Hoden, küsste ihn. Schließlich stand sie auf, holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und klemmte es zwischen die Beine.
»Wie lange hast du heute Zeit für mich?«, fragte sie. »Können wir etwas essen gehen? Ich habe Hunger.«
»Ich habe alle Zeit der Welt. Und fünf Minuten von hier ist ein Italiener«, sagte Richter. »Er liefert auch ins Haus.«
»Dann bestell uns etwas. Ich überlasse dir die Auswahl. Du siehst, ich vertraue dir – in allen Dingen.«
Richter griff zum Telefon, bestellte zweimal Spaghetti Bolognese, zwei Salatteller und eine Flasche Rotwein. Carmen Maibaum war wieder am Fenster, die makellosen Beine eng geschlossen, eine Zigarette in der Hand.
»Warum erzählst du mir diese Geschichte?«, fragte er, stellte sich hinter sie und umfasste ihre Brüste mit den erigierten Warzen.
»Das wirst du noch früh genug erfahren«, sagte sie geheimnisvoll lächelnd.
Das Essen wurde eine halbe Stunde nach dem Anruf geliefert. Alfred Richter und Carmen Maibaum aßen, unterhielten sich über das Wetter und andere Belanglosigkeiten. Es war Viertel vor eins.
Montag, 13.45 Uhr
»Scheiße!«, sagte Julia Durant und zündete sich eine Zigarette an. »Das kann ja Tage dauern, bis wir da durch sind. Geht das nicht ein bisschen schneller?«
»Sie sind zu ungeduldig, junge Frau«, entgegnete Seiler. »Wir sind jetzt bei zwölf Uhr am Donnerstag. Und Sie suchen nach einem Ford KA. Wenn Sie wollen, kann ich das Band auch ein klein wenig schneller laufen lassen, allerdings müssen Sie sich dann sehr konzentrieren. Die Nummernschilder verschwimmen ein wenig.«
»Nein, auf gar keinen Fall. Wir machen so weiter wie bisher. Kann man hier etwas zu trinken bekommen?«
»Draußen im Flur steht ein Getränkeautomat.«
»Wollt ihr auch was?«
Sie holte vier Flaschen Cola und setzte sich wieder. Eine weitere Stunde verging, noch eine. Das Bild flimmerte vor ihren Augen, die zu brennen anfingen, sie rieb mit einer Hand darüber. Mit einem Mal sagte Hellmer mit Erregung in der Stimme: »Stopp! Hier, da ist sie. Fahren Sie noch mal ein kleines Stück zurück. Da, HG-MD 1211. Sie ist um 14.36 Uhr ins Parkhaus Hauptwache gefahren. Bingo! Und die Frau hinterm Steuer ist eindeutig Maria van Dyck.«
»Mein Gott, der Typ hatte Recht«, stieß Julia Durant fassungslos hervor. »Ich schulde ihm wirklich was«, murmelte sie.
»Bitte?«, fragte Hellmer verwirrt.
»Vergiss es. Sie hat tatsächlich ihren Wagen im Parkhaus abgestellt. Jetzt müssen wir nur noch sehen, wann der Wagen das Parkhaus wieder verlassen hat. Und vor allem, wer ihn gefahren hat. Frank, wir haben ihn bald.«
»Augenblick, vielleicht ist ja sogar direkt hinter ihr jemand reingefahren, den wir kennen. Wir müssen jetzt ganz genau aufpassen.«
Noch eine Stunde verging, ohne dass sie eine ihnen bekannte Person eindeutig identifizieren konnten. Julia Durant blickte zur Uhr, Viertel vor fünf. Nichts. Sie warteten.
Montag, 13.10 Uhr
Richter und Carmen Maibaum hatten ihr Essen beendet, sie war ins Bad gegangen, um sich etwas frisch zu machen. Als sie zurückkam, duftete sie nach Chanel No. 5. Sie setzte sich wieder hinter den Schreibtisch, legte die Beine darauf, nahm einen Bleistift und drehte ihn zwischen den Fingern.
»Wo war ich noch mal stehen geblieben? Ach ja, mit welch stoischer Gelassenheit Alexander die Demütigungen hingenommen hat. Ich hätte das nicht geschafft, ich wäre entweder völlig zusammengebrochen oder ausgerastet. Ich hätte mich an allen gerächt, die mir diese Demütigungen zugefügt haben. Aber er, nein, er wäre nie fähig, einem Menschen körperlich wehzutun. Er schluckt lieber alles,
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