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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schlimme Dinge gewesen sein. Plötzlich hat mein Vater erklärt, er mache das nicht mehr mit. Er hat meine Mutter bei der Schulter gepackt und ihr gesagt, wie sehr er sie geliebt und es nie für möglich gehalten habe, dass sie ihn betrüge. Und sie und dieser verfluchte Saukerl haben nur gelacht und gelacht und gelacht! Ihr verdammtes Lachen dröhnt noch heute in meinen Ohren, dieses verfluchte Lachen.
    Dann hat mein Vater ganz ruhig gesagt, er springe vom Balkon, wenn dieser Mann nicht auf der Stelle gehen würde. Und weißt du, was meine Mutter erwidert hat? Komischerweise kann ich mich daran erinnern. Sie hat gesagt: Du bist doch ein Feigling, ein jämmerlicher Waschlappen. Du traust dich doch eh nicht.Mit Worten bist du schon immer groß gewesen, aber mit deinem Schwanz ein Versager. Spring doch, wenn du unbedingt willst. Ich werde dich nicht davon abhalten.
    Es war wie in einem schlechten Film, aber mein Vater ist wie in Zeitlupe ins Wohnzimmer gegangen, hat die Balkontür aufgerissen, und dann habe ich nur diesen Schrei und kurz darauf diesen dumpfen Aufprall gehört. Die Kinder auf dem Spielplatz haben geschrien, meine Mutter hat auf einmal auch geschrien. Nur ich war wie gelähmt. Ich war unfähig, mich zu bewegen. Ich glaube, ich habe nicht einmal geweint. Es war einfach wie ein böser Traum. Es ist, als ob man durch einen finsteren Wald geht und überall lauern dunkle Gestalten und wilde Tiere und es gibt nirgendwo etwas, wo man sich verkriechen kann.
    Das Letzte, was ich bewusst mitbekommen habe, war, dass der andere Mann sich blitzschnell angezogen hat und abgehauen ist. Ab da weiß ich nichts mehr.
    Ein Jahr später hat sie wieder geheiratet, einen stinkreichen Kerl, der mich sogar adoptiert hat. Ich wurde aufs Internat geschickt, und als ich achtzehn war und mein Abitur gemacht hatte, hat er mir drei Häuser geschenkt, drei von fünfzig oder sechzig Häusern, die er besitzt. Er ist so unglaublich reich. Aber meine Mutter hat sich von ihm scheiden lassen, als ich zwanzig war. Sie lebt jetzt wie die berühmte Made im Speck. Seltsamerweise habe ich zu ihm einen besseren Kontakt als zu ihr. Eigentlich habe ich gar keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich will ihn auch nicht. Nun ja, das ist die Geschichte. Du weißt jetzt fast alles von mir. Und das ist mein Problem. Ich habe meinen Vater über alles geliebt, aber er hat sich aus Scham und Verzweiflung das Leben genommen. Und ich liebe meinen Mann über alles, und dieser Mann ist ebenfalls verzweifelt. Aber ich möchte ihm das Schicksal meines Vaters ersparen und ihm alle Liebe schenken, zu der ich fähig bin. Ich ertrage es nicht, wenn er leidet. Sein Leid ist auch meines.Und ich weiß nicht, wie ich es ihm erleichtern kann. Weißt du einen Rat?«
    Richter blickte auf, seine Kehle war wie ausgetrocknet, er schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast viel durchgemacht. Ich kann dir nur sagen, dass ich dich bewundere. Ich bewundere dein Durchhaltevermögen.«
    »Ich habe vergessen zu erwähnen, dass Alexander mir angeboten hat, dass wir uns trennen. Er sagt, ich sei noch so jung und solle doch endlich leben, er komme schon allein zurecht. Dabei weiß ich, dass er allein in tausend kleine Stücke zerbrechen würde. Er ist wie eine kostbare Vase, die man auf Stein fallen lässt. Und das kann ich nicht zulassen. Ich werde bei ihm bleiben, egal, was auch immer kommt. Er muss mich schon umbringen, um mich loszuwerden. Nur gemeinsam sind wir stark.« Sie streckte sich und gähnte. »Ich bin jetzt müde und will nach Hause. War diese Geschichte es wert, aufgeschrieben zu werden?«
    »Warum hast du sie mir erzählt?«, fragte Richter.
    »Ich dachte nur, sie würde dich interessieren. Nun, vielleicht habe ich mich ja in dir getäuscht. Mach’s gut, und bis zum nächsten Mal, wo auch immer.«
    Sie zog ihre Jacke über, nahm ihre Tasche und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, Richter begleitete sie zur Tür. Mit einem Mal fragte er: »Sag mal, welches Sternzeichen ist deine Mutter?«
    Carmen Maibaum tippte ihm auf die Nase, lächelte und sagte: »Du interessierst dich für Astrologie?«
    »Ja.«
    »Es gibt zwölf Sternzeichen. Rate mal, was für eins meine Mutter ist.«
    »Skorpion?«
    »Der Kandidat hat neunundneunzig Punkte.«
    »Und wer sind die Frauen, die deinen Mann demütigen oder gedemütigt haben?«, fragte er.
    »Namen sind Schall und Rauch, genau wie diese erbärmlichen Kreaturen. Ciao.«
    »Eine Frage noch – könntest
du
einen Menschen umbringen?«
    »Hab ich das

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