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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Mutter verheimlichen.
    Weidmann, verlobt, Vater stinkreicher Unternehmer, der ihr auch die Boutique gekauft hat. Wahrscheinlich ebenfalls eher konservativ erzogen, zumindest war sie vom zehnten bis achtzehnten Lebensjahr auf einem englischen Internat, will ausbrechen, lernt einen
netten
Mann kennen, muss aber auch hier dieses Verhältnis geheim halten, weil sie ja verlobt ist. Und alle drei haben ein Rendezvous mit unserem mysteriösen Unbekannten. Und weil er ihnen so gut gefällt, haben sie sich speziell für dieses Rendezvous diese Reizwäsche zugelegt …«
    »Schön und gut«, unterbrach ihn Durant, »und was ist mit Judith Kassner? Wir wissen nichts über ihre Herkunft und schon gar nichts über ihre Erziehung. Aber ganz gleich, wie die gewesen ist, sie hat neben ihrem Studium als Hure gearbeitet, und damit passt sie nicht in das Bild. Sie hätte niemals einen Grund gehabt, eine Liaison zu verheimlichen, sie hätte vermutlich niemals eine angefangen. Sie wollte frei sein, und als Hure, die fast immer zur Verfügung steht, muss man frei sein. Es tut mir Leid, Ihre Theorie über den Haufen zu werfen, aber alles, was Sie über die anderen drei gesagt haben, trifft auf die Kassner nicht zu. Außer vielleicht, sie wollte vor ihrer Freundin derart keusch erscheinen, dass sie eine Affäre … Nein, das geht nicht zusammen.« Sie überlegte, schüttelte den Kopf.
    »Unter Umständen aber doch«, sagte Berger und beugte sich nach vorn, »vorausgesetzt, sie hat ihr Gewerbe seit längeremnicht betrieben und sich von einem reichen Typen aushalten lassen, musste aber auch das geheim halten, weil der Typ vielleicht verheiratet ist. Möglicherweise musste sie einen heiligen Schwur leisten, nie irgendjemandem gegenüber etwas über diese Beziehung verlauten zu lassen. Dann würde es doch ins Bild passen.«
    »Was ist mit den Telefonnummern?«, wollte Durant wissen, ohne auf die letzte Bemerkung von Berger einzugehen, weil ihr seine Ausführungen zu hypothetisch erschienen.
    »Es sind einige interessante Namen darunter. Moment, hier hab ich’s. Wir haben nur die Personen herausgefiltert, die in Frankfurt und Umgebung wohnen. Zu ihrer Klientel zählten unter anderem Peter van Dyck, Filmproduzent, wohnhaft in Königstein. Jetzt kommt ein sehr bekannter Mann, Max Kleiber, Schriftsteller, wohnhaft in Bad Soden. Professor Alfred Richter, Psychologe, Psychoanalytiker und -therapeut, wohnhaft in Frankfurt und uns nicht ganz unbekannt, da er in der jüngsten Vergangenheit einige Male bei der Erstellung von Täterprofilen behilflich war. Mal sehen, wenn er mit der Kassner nur ab und zu gebumst hat, könnten wir ihn unter Umständen zu Rate ziehen, ansonsten müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. Alexander Maibaum, Dekan der Uni Frankfurt, wohnhaft in Bockenheim, ein Siemens-Manager, ein Bankdirektor, zwei Schauspieler, ein Priester, mehrere Topmanager et cetera pp. Nun ja, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, wir haben auf jeden Fall etwa sechzig Männer, die im Rhein-Main-Gebiet ansässig sind. Unter den im Telefonverzeichnis aufgeführten Personen befindet sich im Übrigen keine Frau. Ich habe eine Kopie der Liste für alle hier Anwesenden anfertigen lassen. Es ist natürlich selbstverständlich, dass diese Daten absolut vertraulich zu behandeln sind.«
    Julia Durant überflog die Liste, und mit einem Mal überzog ein breites Grinsen ihr Gesicht. Berger merkte es, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme über dem Bauch und sagte lächelnd: »Ich weiß genau, was Sie jetzt denken. Ja, Richter Wenzel steht auchauf der Liste. Ich bin aber überzeugt, wir können ihn streichen. Oder wollen Sie ihn der kompromittierenden Situation aussetzen und ihn mit Fragen über sein Sexualleben behelligen?«
    »Nur, wenn uns nichts anderes übrig bleibt …«
    »Lassen Sie ihn in Ruhe, er ist verheiratet und in einem Alter, das sehr untypisch für einen Serienmörder wäre. Aber Sie sehen, nichts ist unmöglich. Eine hübsche junge Frau bringt auch einen alten Kerl wie den noch mal auf Trab.« Er hielt kurz inne, dann sagte er: »Noch irgendwelche Fragen oder Anmerkungen?«
    »Was ist mit dieser Nadel?«, fragte ein junger Beamter, den Durant nicht einmal vom Sehen kannte.
    »Das wissen wir noch nicht. Wir hoffen aber, mit Ihrer aller Hilfe das so schnell wie möglich herauszufinden. Ab morgen bilden wir eine Sonderkommission mit insgesamt sechzig Beamten. Wir müssen in den nächsten Tagen sehr viele Befragungen durchführen, und

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