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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gleichen Weise aufgebahrt hat.« Er machte eine kurze Pause, lehnte sich an die Tür, die Beine über Kreuz, und zeigte mit einer Hand in Richtung Fenster. »Ich glaube, wir haben zumindest einen Ansatzpunkt. Der ausgestreckte Arm und Zeigefinger deuten in allen Fällen ziemlich genau nach Südosten, wobei wir natürlich absolut keine Ahnung haben, was es mit Südosten auf sich hat. Mehr gibt es im Augenblick nicht zu berichten.«
    »Südosten?«, fragte Durant und sah Hellmer an. »Augenblick, als wir vorhin die Kassner gefunden haben, lag sie … Frank, hilf mir doch mal. Kelsterbacher Straße … Der Main fließt von Ostnach West … Ihre Wohnung ist im zweiten Stock, das Schlafzimmer geht … zur Südseite, vom Main weg. Sie lag aber nicht genau in Richtung Süden, sondern … ja … Südosten! Wir haben uns schon gewundert, warum der Täter sie nicht in die Mitte des Bettes gelegt, sondern diese bestimmte Stellung gewählt hat. Südosten, Südosten, was ist im Südosten?«
    »Tausende von Kilometern«, bemerkte einer der Beamten lakonisch, woraufhin einige andere lachten.
    »Hören Sie«, sagte Durant scharf, und das Lachen verstummte sofort, »wenn Sie Witze machen wollen, bitte schön, aber nicht hier. Ich bin heute alles andere als gut gelaunt, damit das klar ist. Wir haben es mit vier bestialisch ermordeten Frauen zu tun. Sie wurden gequält, weil irgendjemand Lust am Quälen hat. Sie wurden mit Nadeln gefoltert, sie wurden brutal geschlagen, ihre Körper waren von Hämatomen nur so übersät, und zu guter Letzt wurden ihnen bei lebendigem Leib die Brustwarzen abgebissen. Und wenn jetzt noch einer lachen kann, dann hat er hier nichts mehr verloren!« Sie schaute in die Runde – betroffene Gesichter. In gemäßigterem Ton fuhr sie fort: »Gut, keine hat, soweit wir das bis jetzt wissen, zu irgendeiner Zeit etwas mit einer andern zu tun gehabt. Es gibt bislang keine sichtbare Verbindung zwischen den Frauen. Es muss aber eine geben, davon bin ich überzeugt. Und genauso bin ich überzeugt, dass der Täter seine Opfer nicht wahllos, sondern gezielt aussucht. Was aber haben diese Frauen gemeinsam? Worin ähneln sie sich, oder worin sind sie sich sogar gleich?«
    Sie machte eine Pause, zündete sich eine Zigarette an und sah in die Runde.
    »Derselbe Liebhaber?«, fragte einer, der eben noch gelacht hatte, zögernd.
    Durant wiegte den Kopf nachdenklich hin und her. »Das ist eine Frage, die uns schon seit letztem Jahr beschäftigt und der wir auch weiter nachgehen werden. Die Vita der Opfer jedenfallsgleicht sich in keiner Weise. Juliane Albertz war dreißig, geschieden, aschblondes Haar, grüne Augen, einszweiundsiebzig groß, dreiundsechzig Kilo. Sie hatte eine zehnjährige Tochter und eine kranke Mutter, die bei ihr wohnte und um die sie sich kümmerte. Eine äußerlich eher unauffällige Erscheinung, die von ihren Kollegen und Kolleginnen als freundlich und fleißig, aber auch als sehr zurückhaltend beschrieben wurde. Laut Aussage ihrer Mutter hatte sie seit der Scheidung im April 98 keinen Freund. Sie war Finanzbeamtin, ging morgens um sieben aus dem Haus und kam nachmittags immer pünktlich um vier zurück. Eine überaus korrekte, disziplinierte Frau. Einmal in der Woche ging sie ins Fitnesscenter, und zwar immer am Samstagnachmittag. Nur ganz selten traf sie sich mit Freunden und Bekannten. Sie verließ am 11. November 98, das war ein Mittwoch, gegen neunzehn Uhr das Haus, angeblich, um mit einer Freundin essen zu gehen. Ab da wurde sie nicht mehr lebend gesehen. Und jetzt kommt das Rätsel – alle Freundinnen, die wir befragt haben, behaupten, keine Verabredung mit ihr gehabt zu haben. Mit wem war sie also verabredet?«
    »Könnte es jemand aus dem Fitnesscenter gewesen sein? Oder aus dem Finanzamt?«, fragte ein junger Beamter in Jeans und einem rot karierten Holzfällerhemd, der normalerweise im Drogendezernat arbeitete. Er hatte einen Dreitagebart, lange, dunkle, bis auf die Schultern fallende Haare und trug einen großen Ohrring mit einem Kreuz. Die meiste Zeit war er als Undercoveragent tätig, ein Grund für sein etwas heruntergekommenes Äußeres. Durant kannte ihn seit zwei Jahren und wusste, dass er ein überaus korrekter Polizist war, der schon einige große Dealer hinter Gitter gebracht hatte.
    »Nein«, erwiderte Durant kopfschüttelnd. »Wir haben damals mit allen in Frage kommenden Personen des Studios gesprochen und keinen einzigen brauchbaren Hinweis erhalten. Auch dort war sie, wie auf

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