Der Jakobsweg - El camino.
segnete.
Dieses Buch ist Louise und unserem noch ungeborenen Baby gewidmet! Ich liebe Euch!
31. August 2011 und 1. September 2011 – Paris und St. Jean-Pied-de-Port
Heute ging es am Abend für mich von Gießen nach Frankfurt am Main. Ich hatte mich entschieden, einen Eurolines-Bus um 21:30 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof zu nehmen, um am nächsten Morgen halbwegs ausgeschlafen in Paris um 7:00 Uhr einzutreffen. Natürlich spielte auch der Kostenfaktor eine wichtige Rolle, denn so bezahlte ich für die komplette Hinfahrt nach St. Jean-Pied-de-Port knapp 80 Euro. Das Rauchen in Frankfurt vor dem Einsteigen in den Bus aufzugeben hat nicht so ganz geklappt, denn bei der Ankunft in Paris um 6:30 Uhr holte ich mir schon wieder ein neues Päckchen.
Ich hatte noch etwas Zeit und schlenderte in der Nähe des Jardin du Luxembourg, da ich zum Gare Montparnasse musste, wo der TGV nach Bayonne abfahren sollte. Als ich gegen 7:00 Uhr vor der Kathedrale von Notre-Dame stand, erkannte ich sie zunächst nicht wieder. An einem Werktag, um 7:00 Uhr in der Früh, war Paris wie ausgestorben. Vor der Kathedrale befanden sich keinerlei Menschen und so hätte ich sie fast passiert, ohne von ihr Kenntnis genommen zu haben. Das Jakobsweg-Feeling begann schon am Jardin du Lux, wo ich mir nach der Busfahrt am Morgen die Zähne mit Mineralwasser im Park putzte.
Gegen 10:00 Uhr lief der TGV nach Bayonne aus dem Bahnhof aus. Vor mir stand eine fünf Stunden lange Zugfahrt. Es war schon etwas langweilig, da ich mich entschlossen hatte, keine elektronischen Gegenstände – außer einer Taschenlampe – mitzunehmen. Jedoch verging auch diese Zeit. Nach einer knapp einstündigen Fahrt in einer Bummelbahn von Bayonne nach St. Jean kam ich dort gegen 16:30 Uhr am 1. September an. Noch im Zug und auf dem Weg zum Pilgerbüro lernte ich Mauro, einen braungebrannten, muskulösen, 37-jährigen Italiener kennen, der nur Italienisch und gefühlte zehn Wörter Englisch sprach.
Das Pilgerbüro in St. Jean stoppte Mauros und meinen Plan, noch hoch bis nach Orisson zu laufen, da dort bereits alles voll sei, genauso wie in Hunto. So entschlossen wir uns, in St. Jean zu bleiben und am nächsten Tag früh aufzubrechen. Wir fanden eine süße kleine Herberge mit Blick auf die Pyrenäen und kauften uns noch ein kleines Abendessen in einem Supermarkt ein. Bevor wir um 21 Uhr schlafen gingen, schauten wir uns noch ein wenig St. Jean an. Wir stießen jedoch schnell an seine Grenzen, denn dieser Ort lebte nur von den dort beginnenden Pilgern, von denen wir beide selbstredend auch zwei waren. Trotzdem befanden sich dort ein riesiges Sportzentrum, vier Tennisplätze und ein Schwimmbad.
Die erste Nacht war gut, da niemand schnarchte und die Mitbewohner die Nachtruhe respektierten. Die Herbergsmutter ähnelte übrigens sehr der Rolle „Schwester Hildegard“ aus der ARD-Fernsehserie „Um Himmels Willen“.
Tipp: Nach Bordeaux fliegen!
2. September 2011 – Bizkarreta-Gerendiain
Mauro und ich standen heute um 5:00 Uhr zu unserer ersten Etappe auf. Gegen 5:30 Uhr verließen wir St. Jean-Pied-de-Port in Richtung Roncesvalles. Wir verließen also St. Jean über eine kleine Brücke, die wir uns am Vortag angesehen hatten und die sich auch in mehreren Reiseführern befindet. Zunächst war es noch dunkel, so dass wir mit Taschenlampe liefen. Ich startete mit langen Hosen und Fleece-Jacke, da es doch etwas kühl war, aber schon nach weniger als zwei Stunden konnten wir die Jacken ausziehen.
Der Aufstieg in die Pyrenäen war fantastisch! Die Wolken hingen tief unten im Tal und wir konnten über sie hinweg schauen. Als wir uns noch knapp unterhalb der Wolkendecke befanden, sahen wir überall die mehr und mehr beleuchteten Dörfer.
Der Anstieg auf den Gipfel war zeitweise sehr steil und uneben, aber auch auf einer Asphaltstraße (bis zum Gipfel nur selten unterbrochen). Zwischen St. Jean und Orisson wird die körperliche Fitness gleich auf die Probe gestellt. Zweifeln ist erlaubt, aber wer zu sehr mit dem Weg hadert, wird Schwierigkeiten haben, den Rest des Caminos zu bestehen.
In Orisson frühstückten wir dann. Wir hatten uns am Vortag Croissants und Aprikosen-Marmelade gekauft und bestellten uns dort in der Herberge zwei Milchkaffees.
Als wir weitergingen, fing der Wind langsam an, immer stärker zu blasen. Mauro hörte sowieso mit seinem Musikspieler einige Songs von Freddy Mercury und ABBA. Hier muss ich einschieben: Mauro konnte kaum einen Satz Englisch
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