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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Menschengedenken nicht mehr gekannt haben.«
    Marta Lang stockte die Stimme, und sie verstummte.
    Sie war es offensichtlich nicht gewöhnt, ihre Gefühle so deutlich zu zeigen, und Janson gab ihr Gelegenheit, die Fassung wiederzugewinnen, während er zu reden begann. »Ich wäre der Letzte, der dem widersprechen würde, was Sie gerade gesagt haben. Novak ist ein Mann, der den Frieden um des Friedens willen sucht, die Demokratie um der Demokratie willen. Das ist alles richtig. Und genauso richtig ist, dass sein persönliches Vermögen etwa die gleiche Größenordnung wie das Bruttosozialprodukt vieler Länder aufweist, mit denen er zu tun hat.«
    Lang nickte. »George Orwell hat einmal gesagt, dass man Heilige so lange als schuldig betrachten soll, bis sie ihre Unschuld bewiesen haben. Novak hat immer wieder unter Beweis gestellt, wer er wirklich ist. Ein Mann für alle Jahreszeiten und ein Mann für alle Menschen. Es ist schwierig geworden, sich eine Welt ohne ihn vorzustellen.«
    Jetzt suchte ihr Blick den seinen, und Janson konnte sehen, dass ihre Augen rot gerändert waren.
    »Dann reden Sie doch«, sagte Janson. »Warum bin ich hier? Wo ist Peter Novak?«
    Marta Lang atmete tief durch, als würde ihr das, was sie zu sagen hatte, körperliche Schmerzen bereiten. »Er ist Gefangener der Kagama-Rebellen. Wir brauchen Sie, um ihn zu befreien. Leute wie Sie nennen das, glaube ich, eine >Exfiltration<. Andernfalls wird er dort sterben, wo er sich befindet, in Anura.«
    Anura. Ein Gefangener der Kagama Liberation Front. Ein weiterer Grund - zweifellos der Hauptgrund -, dass sie ihn für die Sache haben wollten. Anura. Ein Ort, an den er praktisch jeden Tag denken musste, und das seit nunmehr fünf Jahren. Seine eigene ganz persönliche Hölle.
    »Allmählich fange ich an zu begreifen«, sagte Janson und spürte, wie sein Mund dabei trocken wurde.
    »Peter Novak ist vor ein paar Tagen auf der Insel eingetroffen. Er wollte versuchen, zwischen den Rebellen und der Regierung Frieden zu stiften. Es hat viele hoffnungsvolle Anzeichen gegeben. Die KLF erklärte, sie würde Peter Novak als ehrlichen Makler betrachten, und man hat sich auf einen Verhandlungsort in der Provinz Kenna geeinigt. Eine Delegation der Rebellen hat vielen Dingen zugestimmt, die sie in der Vergangenheit entschieden abgelehnt hatten. Und eine nachhaltige Übereinkunft in Anura - ein Ende des Terrors - würde eine großartige Sache sein. Ich glaube, Sie begreifen das ebenso gut wie jeder andere.«
    Janson sagte nichts, aber er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
    Das Haus, das ihnen die Botschaft zur Verfügung gestellt hatte, befand sich im Viertel Cinnamon Gardens in der Hauptstadt Caligo, einem Stadtviertel, in dem immer noch viele Bäume standen, wie sie einmal das ganze Land bedeckt hatten. In der Morgenbrise raschelten Blätter und sangen Vögel. Was ihn freilich aus dem leichten Schlaf weckte, war ein leises Husten aus dem Badezimmer und dann das Geräusch laufenden Wassers. Jetzt kam Helene aus dem Bad, sie bürstete sich intensiv die Zähne. »Vielleicht solltest du heute nicht zur Arbeit gehen«, hatte er noch halb schlaftrunken gesagt. Helene schüttelte den Kopf. »Es hat gute Gründe, dass man so etwas Morgenkrankheit nennt, Liebster«, sagte sie und lächelte. »Das verfliegt wie der Morgentau.«
    Sie begann sich für den Arbeitstag in der Botschaft anzukleiden. Wenn sie lächelte, lächelte ihr ganzes Gesicht: der Mund, die Wangen, die Augen - ganz besonders die Augen ... Die Bilder drängten sich in sein Bewusstsein, überfluteten es - Helene, wie sie sich die Kleider für ihren Arbeitstag im Büro herauslegte, wo sie Berichte des Außenministeriums redigierte. Ein blauer Leinenrock. Eine weiße Seidenbluse. Helene beim Öffnen der Schlafzimmerfenster, um die frische Morgenbrise hereinzulassen, die nach Zimt und Mango und Frangipani duftete. Das Strahlen ihres Gesichts, ihrer klaren blauen Augen. Wenn die Nächte in Caligo heiß waren, vermittelte Helene seinem Körper Kühle. Wie schwielig und rau sich seine geschundene Haut immer am Samt der ihren angefühlt hatte. »Nimm dir den Tag frei, Liebste«, hatte er ihr empfohlen, und sie hatte gesagt: »Besser nicht, mein Allerliebster. Entweder vermissen sie mich oder sie vermissen mich überhaupt nicht, und weder das eine noch das andere wäre gut.«
    Sie küsste ihn auf die Stirn, als sie das Haus verließ. Wenn sie nur bei ihm geblieben wäre. Wenn.
    Anura, eine Insel im

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