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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Königsschildkröte bekannt und verehrt als Hüter der Götter.
    Hier waren sie zu Hause.
    Gleich hinter den Schlammnestern und Überwinterungshöhlen standen am Flussufer mehrere zylindrische, etwa einen Meter hohe Tongefäße, mit Flechten bewachsen und verziert mit kunstvollen Mustern. Bestattungsurnen. Darin waren die Gebeine von Königen und Königinnen beigesetzt. Solche Orte gab es viele in den Bergen, und sie galten als heilig.
    An diesem Ort aber, dem ältesten von allen, gab es keine Besucher.
    Susan bog vom Fluss ab und schritt über den Friedhof. Das Urnenfeld und der Dschungel endeten an einer zerklüfteten Felswand.
    Sie wusste, wohin sie sich wenden musste, wusste es seit dem Moment, da Dr. Cummings sie wiederbelebt hatte. Sie hatte mehr gewonnen als nur das Heilmittel - das aber hatte sie niemandem erzählt.
    Die Zeit war noch nicht reif dafür.
    Susan hatte die Felswand erreicht. Sie näherte sich einer gezackten Spalte von etwa einem halben Meter Breite. Dann streifte sie den Rucksack ab und zwängte sich seitlich in die Spalte. Mit
vorsichtigen Schritten drang sie weiter vor. Das einfallende Sonnenlicht wurde immer schwächer.
    Bald darauf war sie von tiefer Dunkelheit umgeben.
    Susan streckte die Hand aus. Ihre Fingerspitzen leuchteten auf, dann breitete sich das Leuchten bis zur Schulter aus. Sie benutzte den Arm wie eine Lampe.
    Das war eines der Geheimnisse, die sie für sich behalten hatte.
    Jedoch nicht das bedeutendste.
    Sie wusste nicht, wie weit sie schon gegangen war, denn sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Draußen herrschte bestimmt schon tiefe Nacht.
    Irgendwann tauchte vor ihr ein Licht auf.
    Das sie willkommen hieß.
    Ein Licht, ganz ähnlich ihrem eigenen Leuchten.
    Sie schritt stetig aus, denn sie spürte, dass kein Grund zur Eile bestand.
    Schließlich gelangte sie in eine große Höhle. Jetzt sah sie, woher das Licht kam. Bis in weite Ferne brannten kleine Feuer am schüsselartig gewölbten Höhlenboden. Aberhunderte Feuer. Sie trat in die Höhle hinein und schritt an den Feuern entlang.
    Jedes Feuer war eine Gestalt, die mit ausgestreckten Armen und Beinen am Boden lag und von innen heraus leuchtete. Ihr Fleisch wirkte durchscheinend wie Kristall. Susan betrachtete eine der Gestalten. Allein das Nervensystem war noch deutlich erkennbar: Gehirn, Rückenmark und das verzweigte Netz der peripheren Nerven. Die Arme glichen ausgebreiteten Flügeln, gefiedert mit zarten Nervenleitern.
    Engel in der Dunkelheit.
    Schlummernd. Wartend.
    Susan ging weiter. Sie gelangte zu einer Gestalt, die weniger ausgezehrt war als die anderen. Das Herz schlug noch, das Blut pulste in den Adern, und die Knochen waren noch andeutungsweise zu erkennen.
    Susan legte sich auf den Boden. Sie streckte die Arme aus. Mit den Fingerspitzen berührte sie ihren Nachbarn.
    Er bediente sich eines alten italienischen Dialekts, doch sie verstand ihn trotzdem.

    Ist es vollbracht?
    Susan seufzte. Ja. Ich bin die Letzte. Der Ursprung der Krankheit wurde zerstört.
    Dann ruh dich aus, mein Kind.
    Wie lange wird es dauern? Wann wird die Welt bereit sein?
    Er gab ihr Antwort. Der Schlaf würde sehr lange währen.
    Was soll ich tun?
    Geh heim, mein Kind... geh jetzt heim.
    Susan schloss die Augen und ließ alles, was schlafen musste, von sich abfallen. Alles andere schob sie in die Blase, welche die Ganzheit ihres Lebens umfasste, und trat hinein in das, was dahinter lag.
    Die Sonne blendete sie. Blinzelnd senkte sie den Blick. Allmählich nahm die Umgebung Konturen an. Sie spürte das sanfte Schaukeln des Bootes unter den Füßen. Eine Möwe schrie, die Wellen klatschten gegen den Bootsrumpf, und der Wind strich über ihre Haut.
    War das ein Traum, eine Erinnerung... oder etwas anderes?
    Tief atmete sie die salzige Meeresluft ein. Ein wundervoller Tag.
    Sie trat an die Reling und blickte auf die blaue Wasserfläche hinaus. In der Ferne waren grüne Inseln zu sehen. Ein paar Federwolken standen am Himmel. Jemand kam den Niedergang hoch.
    Als sie sich umdrehte, zog er sich gerade an Deck, bekleidet mit Shorts und einem T-Shirt von Ocean Pacific. Als er sie sah, zeichnete sich Verwunderung in seiner Miene ab.
    Dann lächelte er. »Ach, da bist du ja.«
    Susan stürzte Gregg entgegen und schloss ihn in die Arme.
    Unten im Salon bellte Oscar. Eine mürrische Stimme rief den alten Hund zur Ordnung.
    Susan schmiegte sich an ihren Mann und lauschte auf seinen Herzschlag.
    Er erwiderte ihre Umarmung. »Was hast du denn,

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