Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
wusste, dass seine Mutter irgendwann ganz von allein ein Ende finden würde.

    »Wie hält sich Kat eigentlich so?«, schloss sie.
    Gray schüttelte den Kopf. »Sie hat gute und schlechte Tage.«
    Meistens schlechte.
    Seine Mutter seufzte. »Ich hol mal den Kuchen. Als ich Kat das letzte Mal gesehen habe, war sie klapperdürr, das arme Ding.«
    Kurz darauf hielt Gray einen Kuchenkarton in der Hand. Er ging durchs Haus zur Vordertür und trat auf die Veranda. In den gestapelten Kartons war der Inhalt von Monks Spind. Gray hatte auch noch ein paar Sachen aus seiner Wohnung eingepackt.
    Außerdem musste er noch ein Paket zum Bestattungsinstitut bringen. Ryder Blunt, der Milliardär, hatte Monks Handprothese geschickt. Er hatte den Flügel seines Flugboots durchsägen müssen, um sie zu lösen. Kat hatte sie nicht sehen wollen. Gray konnte es ihr nicht verdenken. Allerdings hatte sie ihn gebeten, die Hand in den leeren Sarg zu legen, der auf dem Nationalfriedhof von Arlington bestattet werden sollte. Jeder sollte für den Sarg ein Erinnerungsstück beisteuern.
    Gray hatte Monks Lieblingsfilm ausgesucht. Nach einem Abend mit Pizza und Popcorn hatte Monk das Video in Grays Wohnung liegen lassen. The Sound of Music . Monk hatte laut mitgesungen und Penelope im Takt auf dem Schoß hüpfen lassen. Monk war der gutmütigste Mensch gewesen, den er je gekannt hatte.
    Er hätte einen großartigen Vater abgegeben.
    Gray setzte sich in den Schaukelstuhl. Er zog den dreimal gefalteten und bereits etwas zerknitterten Kündigungsbrief aus der Tasche und glättete ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Er wünschte, er hätte mit Monk darüber reden können.
    Plötzlich ertönte von den Kartons her eine Art Scharren.
    Die Eichhörnchen in dieser Gegend waren ausgesprochen dreist.
    Verdammt noch mal, der Kuchen...
    Gray stand auf und ging nachsehen. Das Geräusch kam jedoch nicht vom Kuchen. Er schwenkte den Kopf, bis er den Ursprung des Geräuschs ausgemacht hatte.
    Was zum Teufel...
    Gray nahm den Deckel vom Karton.
    Painter hatte nicht nur die Beinprothese seines Vaters und den
ramponierten T-Bird reparieren lassen. Er hatte nicht gewollt, dass Monks Hand in verkohltem Zustand bestattet wurde. Deshalb hatte er die Prothese sorgfältig instand setzen lassen. Sie war in Styropor eingepackt.
    Einer der Finger kratzte am Styropor.
    Gray nahm die Handprothese heraus. Der Zeigefinger krümmte sich. Gray schauderte. Wenn Kat das gesehen hätte!
    Offenbar ein Kurzschluss in der Elektronik.
    Er legte die Hand auf den Schaukelstuhl. Der Finger tippte auf die Sitzfläche. Gray wandte sich angewidert ab. Er nahm das Handy aus der Tasche, um den Verantwortlichen bei Sigma zur Rede zu stellen.
    Als er wählte, lauschte er unwillkürlich auf das Klopfen. Allmählich erkannte er ein Muster darin.
    Ein Morsecode.
    Ein bekannter Notruf.
    SOS.
    Gray fuhr herum und starrte entgeistert die Hand an.
    Das konnte doch nicht wahr sein.
    »Monk...?«
14:45
Cardamom-Gebirge, Kambodscha
    Susan Tunis folgte der funkelnden Kaskade eines Wasserfalls und kletterte eine steile Schlucht inmitten der bewaldeten Berge hoch. Ein feiner Nebel lag in der Luft, in dem sich der Sonnenschein brach. Ein Gibbon, der mit einem Arm an einem Ast baumelte, schimpfte lautstark, das schwarze Gesicht umrahmt von grauem Pelz.
    Zielstrebig bewegte sie sich durch den Regenwald. Das Cardamom-Gebirge bildete die Grenze zwischen Kambodscha und Thailand, eine unwegsame Gegend mit dichten Wäldern und unzugänglichen Bergen. Am vierten Tag im Gebirge, unter dem Moskitonetz in einer Hängematte ruhend, hatte sie einen der vom Aussterben bedrohten indochinesischen Tiger erblickt, die einen gedrungenen Körperbau und ein besonders enges Streifenmuster
aufwiesen. Mit einem tiefen Grollen war das Tier im Wald verschwunden.
    Ansonsten hatte sie nichts Größeres als den schnatternden Gibbon zu Gesicht bekommen.
    Auch keine Menschen.
    Wegen der abgeschiedenen Lage und des unwegsamen Terrains war das Gebirge einer der letzten Rückzugsorte der Roten Khmer. Von Landminen ging noch immer eine große Gefahr aus.
    Susan glaubte allerdings, dass nicht einmal Guerillakämpfer sich in dieses Gebiet vorwagten. Als sie den Bergkamm erreicht hatte, folgte sie dem Bach über ein bewaldetes Plateau. Vor ihr glitten von umgestürzten Baumstämmen kleine Tiere ins Wasser.
    Batagur baska.
    Die asiatische Flussschildkröte. Eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten auf diesem Planeten.
    Auch als

Weitere Kostenlose Bücher