Der Jüngstre Tag
verabschiedeten.
Misty, der zu spüren schien, dass etwas Besonderes in der Luft lag, stand auf und krümmte den Rücken. Dann ging die Katze langsam auf Steven zu und rieb sich an seinem Bein.
Als die Stimmen verstummten, begann Jessica zu weinen, und kurz darauf brachen alle in Tränen aus – auch Mark und Steven. Die Reisenden stiegen ins Dingi. Sie hatten es eilig, die Abschiedszeremonie zu beenden. Steven stieß das Dingi ab, und Sekunden später steckten die Ruder schon in den Dollen. Als er sich von den winkenden Gestalten entfernte, stiegen Schuld, Trauer und Angst vor der Zukunft in ihm auf.
Als sie die Archangel erreichten, entspannte Steven sich ein wenig. Doch das Bedürfnis schnell abzulegen war noch nicht abgeklungen. Er stieg an Bord und ging sofort zu der Ankerwinde. Penny und Luke zogen das Dingi hoch, während Lee auf das Baby aufpasste.
Sobald sie den Anker gelichtet hatten, rollte Steven das Vorsegel aus. Penny und Lee waren noch damit beschäftigt, das Dingi zu sichern, als Steven sich ans Ruder stellte und den Bug der Jacht in Richtung Hauraki Gulf ausrichtete. Er wusste, dass unter Deck noch Arbeit auf ihn wartete. Vorräte, die sie in letzter Minute an Bord gebracht hatten, mussten verstaut werden, doch er wollte jetzt so schnell wie möglich weg. Alles andere konnte warten.
Vom Cockpit aus sahen sie die Gestalten am Ufer, die eifrig winkten und immer kleiner wurden. Als die Archangel den Rakauananga Point passierte und Steven die Gruppe am Ufer nicht mehr sehen konnte, nahm er Kurs auf Rakino Island.
»Das war schrecklich«, sagte Steven zu Penny, als sie sich neben ihn ans Ruder stellte.
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich weiß, dass es schwierig für dich war. Danke. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich nicht so wie sie«, scherzte Luke. »Aber ich danke dir auch.«
Lee wollte nicht zurückstehen. Er schlang die Arme um die Taille seines Adoptivvaters. »Ich liebe dich auch, Dad«, sagte er.
Steven stiegen wieder Tränen in die Augen. Er hatte vergessen, seinem Vater diese Worte zu sagen.
Eine Brise kam auf, und Luke half Steven, das Großsegel zu setzen. Kurz darauf glitten sie durch die flachen Buchten an der Südküste der Halbinsel. Sobald die Segel richtig gesetzt waren, nahm Steven das Fernglas und suchte die Klippen ab. Die Gestalten tauchten auf dem alten Golfplatz auf, und wieder winkten sich die beiden Gruppen wild zu.
Steven schaute auf die Anhöhe am Ende der Halbinsel, wo er Allison vermutete, doch von ihr war nichts zu sehen. Er reichte Penny das Fernglas und half Luke, das Besansegel zu setzen. Die Archangel machte gute Fahrt, und das Kielwasser schäumte, als hätte die Jacht es ebenfalls eilig, das Land zu verlassen.
»Wie geht es Holly?«, fragte Mark Zach, als sie zum Marina Hill zurückkehrten.
»Sie hat Durchfall«, sagte Nicole.
»Warum habt ihr euch denn nachts den Bauch vollgeschlagen?«, fragte Mark noch einmal.
Zach schaute auf den Boden.
»Was ist los?«, fragte Mark in so strengem Ton, dass alle wie angewurzelt stehen blieben.
»Es war Lees Schuld«, sagte Gina plötzlich schluchzend. »Er hat einen Kuchen aus der Speisekammer seiner Mutter geklaut und ist damit um Mitternacht zu uns gekommen. Er wollte sich richtig von Tommy verabschieden.«
»Ich habe es erst erfahren, als es zu spät war«, verteidigte Zach sich. »Und dann hatte ich Angst, es dir zu sagen.«
»Vielleicht war es gar nicht der Kuchen«, mischte Nicole sich ein. »Sie wurde sofort krank, nachdem sie den Kuchen gegessen hat. Allerdings war sie gestern und vorgestern nicht krank.«
In Marks Wut mischte sich Schrecken.
»Wann habt ihr den Kuchen gegessen?«
»Vor drei Tagen«, sagte Zach leise.
Mark und Fergus rannten zurück zum Haus. Holly lag in ihren Exkrementen.
Die Kleine schwitzte stark. Sie lag auf dem Rücken und hatte sich das Nachthemd vom Leib gerissen. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Jadeanhänger ihres Vaters, den sie immer um den Hals trug.
»Das ist der Grund!«, schrie Mark nach ein paar Sekunden.
Er lief hinaus und rannte Fergus beinahe um.
»Welcher Grund?«, fragte Fergus.
»Der Grund, warum sie gestorben sind.«
Fergus sprang die Treppe hinter seinem Onkel hinauf.
»Was meinst du?«, fragte er noch einmal. Ohne zu antworten, lief Mark zum Kleiderschrank, riss das Gewehr heraus und lief zum Fenster. Er feuerte vier Schüsse ab.
»Was ist los?«, fragte Fergus.
Als Mark sich umdrehte, um ihm zu antworten, sah er den Briefumschlag mit
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