Der Jüngstre Tag
würde, um früh schlafen zu gehen.
»Ich verabschiede mich jetzt von euch«, sagte Allison.
Steven sah sie fragend an.
»Ich glaube, ich schaffe es nicht, morgen am Strand zu stehen und zu winken«, erklärte sie matt. »Ich stehe morgen früh auf und gehe zum Shakespear Park. Ich winke euch von den Klippen aus zu. Gebt meiner Mutter bitte diese Briefe und sagt ihr, dass ich sie liebe.« Steven und Penny mochten Allison beide sehr. Sie hätten sie gerne umarmt und ihr zum Abschied einen Kuss gegeben. Mit Tränen in den Augen drehten sie sich um und kehrten nach Fisherman’s Cove zurück. Aber sie legten sich nicht früh schlafen. Stattdessen standen Steven und Penny auf der Veranda, schauten aufs Wasser und genossen die letzte Nacht in Neuseeland.
Steven wollte weder seinen Vater noch Zach und Nicole verlassen. Er wollte weder die Gemeinschaft, für die er so hart gearbeitet hatte, noch das Land verlassen, das seine Heimat war. Doch er wollte Penny nicht verlieren, und er wollte für Lee und den kleinen David da sein. Es war eine schwere Entscheidung gewesen, aber als Penny sich eng an ihn schmiegte, wusste er, dass sie richtig war.
36
Als Mark am Kai wartete, um sich von Steven zu verabschieden, überwog seine Wut die Trauer. Er wünschte sich Allison an seine Seite. Als sie vor der Morgendämmerung aus ihrem gemeinsamen Bett aufgestanden war, war Mark aufgewacht und hatte gespürt, dass sie eine Weile neben dem Bett stehen blieb und ihn betrachtete. Dann spürte er ihren Kuss auf der Stirn, als wollte sie sich entschuldigen, dass sie ihn nicht unterstützte, wenn er sich von Steven verabschiedete. Für diesen Kuss liebte er sie umso mehr.
Sie hatten beide die Spannung gespürt, die vor der Abreise der Archangel in der Luft lag. Es gab Streitereien, und beide waren kühl und distanziert. Vielleicht würde sich nach der Abreise der Archangel alles wieder zum Guten wenden. Nein, sicher würde es das. Mark nahm sich fest vor, mehr Zeit mit Allison zu verbringen. Er war entschlossen, ihre Liebe neu aufleben zu lassen.
Ihm fiel auf, dass ein Kind aus der Gruppe fehlte. »Wo ist Holly?«, fragte er Zach.
»Sie ist krank. Sie hat zu viel Kuchen gegessen, als wir uns nachts den Bauch vollgeschlagen haben«, erklärte Nicole, ehe ihr Bruder antworten konnte.
»Warum habt ihr euch denn nachts den Bauch vollgeschlagen?«
»Das machen alle Kinder ab und zu«, sagte Jessica schnell. Sie wollte nicht, dass es vor der Abfahrt der Archangel noch Streit gab. Es war auch so schon schwer genug.
Fergus stand mit gestrafften Schultern am Kai. Er hielt seine Tochter Chelsea auf dem einen Arm und hatte den anderen um Jessicas Schultern geschlungen, als wollte er sie instinktiv zurückhalten, damit sie nicht zu ihrer Cousine Penny lief. Marion, das andere Zwillingsmädchen, schlief tief und fest in Jessicas Armen. Tommy hüpfte wie immer vergnügt umher. Er konnte sich nicht erklären, warum so eine Aufregung herrschte. Misty lag in der Nähe im Gras und beobachtete alles durch ein halb geöffnetes Auge.
Sowohl die Gruppe, die in Neuseeland blieb, als auch die, die zur Reise nach England aufbrach, schien plötzlich furchtbar klein und verwundbar zu sein. »Du kannst deine Meinung immer noch ändern«, sagte Mark zu Steven. »Es ist nicht zu spät.«
Doch es war zu spät. Das wussten alle. Noch schlimmer war, dass sie nicht in der Lage waren, sich zu umarmen und sich vernünftig zu verabschieden.
»Wenn du unbedingt fahren musst«, fuhr Mark fort, mit Wut und Enttäuschung ringend, »solltest du wenigstens zur Westküste Amerikas segeln und nach weiteren Mitgliedern der Chatfield-Familie suchen.«
»Dad, das haben wir nicht vor. Tante Margaret hat vor unserer Abreise aus England nur gesagt, dass dein Onkel in einer Stadt in Amerika, die mit »San« beginnt, ein Kind gezeugt hat! Weißt du, wie viele Städte an der Westküste mit San beginnen? Wir können genauso gut eine Nadel im Heuhaufen suchen.«
»Sie meinte, es wäre San Francisco oder San Diego gewesen«, entgegnete Mark stur.
»Ja, aber sicher war sie sich nicht. Jedenfalls habe ich Penny versprochen, dass wir vor Beginn des Winters in England ankommen. Wir haben also gar nicht die Zeit dazu.«
Plötzlich verspürte Steven nur noch den Wunsch, schnell aufzubrechen. »Pass auf dich auf«, sagte er zu seinem Vater. »Und ihr auch.«
»Du auch«, brummte Mark.
»Tschüss, Onkel Steven«, rief Nicole, worauf die anderen Kinder sich ebenfalls von ihm
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