Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
während Astrid und Eskil gleichzeitig herauskamen. Er wartete an Sjögrens Hausecke. Astrid drehte sich um und schloss ab. Im Phoenix war es jetzt dunkel, auch die Neonbrezel über der Treppe war ausgeschaltet. Astrid sagte etwas zu Eskil, das er nicht verstand, und dann stieg sie in den Kapitän, der mit quietschenden Reifen startete. Er fuhr rückwärts, während er an Johnny vorbeischoss, aber Johnny konnte nicht erkennen, wer am Steuer saß. Als er wieder vortrat, sah er Eskil immer noch vor dem Phoenix stehen. Er überquerte die Straße.
    »Mir kam es doch so vor, als hätte sich etwas bewegt«, sagte Eskil.
    »Wie geht es?«, fragte Johnny. Er sah, dass Eskil schwankte. »Wie geht es?«
    » Long Tall Sally ist Samstag rausgeflogen.«
    »Das hab ich nicht gemeint.«
    »Ich auch nicht«, sagte Eskil.

16
    Eskil saß am offenen Fenster, wie zum Sprung bereit, als würde Musik vom Lunden zum Fenster hereingetragen wie ein Versprechen. Aber der letzte Abend der Saison war vorbei, der letzte Dienstagstanz. Es war nicht einmal Dienstag.
    »Übernachtest du bei Sjögrens ?«, fragte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    »Ja.«
    »Na, dann prost.«
    Johnny hob sein Glas, prostete Eskil zu und trank. Es war nur eine leichte Mischung, nicht viel Klarer im Glas. Er hatte stopp gesagt, als Eskil einschenkte.
    Sie saßen im Frisiersalon, auf den mit Kunststoff bezogenen Stühlen an dem schrägen Tisch neben der Tür.
    »Manchmal sitze ich hier«, hatte Eskil gesagt, als sie hereingekommen waren. »Das beruhigt ein wenig.«
    Johnny sah sich selbst und den Friseur in den großen Spiegeln an der Wand gegenüber. Ihre Gesichtsfarben wechselten ständig in dem rotierenden Licht der Friseursäule und streiften sie schwarz und gelb, wäre es Tag gewesen, dann wäre es rot und weiß.
    Die beiden Barbierstühle vor den Spiegeln sahen aus wie elektrische Stühle. Johnny nippte am Glas. Es schmeckte nach nichts, nur süß. Ja. Von hier aus gesehen wirkten die lederbezogenen Monster wie elektrische Stühle. Auf dem Fußboden und unter den Stühlen ringelten sich elektrische Leitungen.
    Es roch nach Haarwasser und Rasierwasser und nach abgeschnittenen Haaren, ein süßer und gleichzeitig verbrannter Geruch, den es nur in Frisiersalons gab. Es ist wie in der Bäckerei, dachte er, genauso und doch ganz anders. White Horse Haarwasser anstelle von Kirschwasser, Brillantine anstelle von Vanillecreme.
    Eskil hatte Flaschen und Döschen auf zwei Regale gestellt, die zu beiden Seiten der Spiegel befestigt waren. Johnny sah die Scheren und Messer silbern aufblitzen, wenn das rotierende Licht von draußen sie traf. Sie waren ordentlich auf der Ablage unter den Spiegeln aufgereiht. Eskil war genau. Ihm zitterten vielleicht die Hände, aber sein Werkzeug legte er ordentlich hin. Beim Distriktarzt konnte es vor kleineren Eingriffen kaum anders aussehen.
    Auf dem Tisch zwischen ihnen lagen einige Nummern der Illustrierten Bildjournalen. In einer kleinen Vase steckte eine einsame Plastikblume.
    Johnny spürte immer noch einen schwachen Schmerz in der Brust, wenn er sich bewegte, und seine Kopfhaut tat immer noch weh.
    Eskil sagte etwas, das er nicht verstand.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du hast dich nicht weiter nach diesen … Losen erkundigt?« Eskil beugte sich mit dem Glas in der Hand vor. »Die Nieten von meinem Vater.«
    »Nein … ich wüsste nicht, wen ich fragen sollte.«
    »Die gehören ja jetzt mir«, sagte Eskil.
    Lass sie einfach verschwinden, dachte Johnny. Wenn ich nicht von diesen verflixten Losen rede, verschwinden sie vielleicht.
    »Vielleicht sind sie doch was wert«, fuhr Eskil fort.
    Er nahm wieder einen Schluck und starrte vor sich hin. Im Spiegel sah Johnny einen Laster am Fenster hinter ihnen vorbeifahren, lautlos, als ob jemand dort draußen den Ton abgeschaltet hätte. Eskil drehte sich wieder zu ihm um.
    »Ich hör immer noch das Geräusch, wie sie eine Schaufel Erde auf den Sarg geworfen haben«, sagte er.
    »Mhm.«
    »In der Erde waren Steine. Die müssen Kratzer in den Sarg gemacht haben.«
    Johnny konnte nichts sagen, das Einzige, was er tun konnte, war einen weiteren Schluck zu nehmen.
    »Man möchte doch, dass der Sarg wenigstens eine Weile schön ist«, erklärte Eskil.
    Johnny behielt das Glas am Mund.
    »Es waren nicht viele Leute da«, sagte Eskil.
    Johnny war nicht auf der Beerdigung gewesen. Er hatte Gösta Skörd nicht gut gekannt. Eskil hätte ihn vermutlich gefragt, wenn er ihn hätte dabeihaben

Weitere Kostenlose Bücher