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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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davon?«
    Johnny erhob sich. Er sah, dass Bertil die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    »Was soll ich ihnen sagen?«, wiederholte Johnny seine Frage.
    »Elisabeth weiß es«, sagte Bertil. Er öffnete und schloss die Hände. »Frag sie, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Was?«
    »Elisabeth weiß … warum ich abgehauen bin«, sagte Bertil. Dann drehte er sich wie im Zeitlupentempo um. »Jetzt geh ich, Bergman. Versuch mir nicht zu folgen.«
    Johnny war ihm gefolgt, aber mit Abstand. Die Figur, die Bertil war, verschwand durch die Bahnhofstüren, als Johnny das Thimons verließ. Vor dem Bahnhofseingang parkte ein Linienbus und versperrte ihm die Sicht.
    Ich kann nichts machen. Er kann in den Zug steigen und ich kann ihn nicht wieder herauszerren, und ich glaube auch nicht, dass die Polizei es könnte. Johnny dachte an Elisabeth, an den Jungen. Was wollten sie eigentlich mit ihm? Ihn durchfuhr ein Impuls, quer über die Bepflanzungen zu laufen, durch den Bahnhof und auf dem Bahnsteig hin und her zu rennen. Wie in einem Film. DU DRECKSKERL FÄHRST NIRGENDWOHIN. Erst musst du es erklären. Frag Elisabeth, hatte er gesagt. Was ist mit mir? Johnny überlief ein Schaudern, als ob der Wind im Norden umgekehrt und zurückgekommen wäre, kälter und mit größerer Kraft. Ist es das … Verschwinden? Dass Leute verschwinden. Vom Winde verweht. Bleib, du … Dreckskerl. Johnny zitterte wieder. Er versuchte klar durch die Erinnerungen zu sehen. Bleib …
    Im Zimmer sind keine Worte mehr, auch sie sind vom Winde verweht. Seved entfernt sich auf dem Gang, John stürzt hinterher. Dort draußen gibt es nichts, woran er sich festhalten könnte, der Zaun ist nicht mehr da. Er packt Seved. Es bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu packen. John begreift, das ist JETZT, JETZT geschieht es. Dann gibt es nichts mehr. Lass mich los!, schreit Seved. John schreit: DU FÄHRST NIRGENDWOHIN, DU DRECKSKERL. Seved hatte gesagt, er könnte nachkommen, aber das war lange her, schon vor Stunden. Da war es heller gewesen. Wir sind verdorben, hatte Seved gesagt. Verstehst du das nicht, John? Sie haben uns schon vor langer Zeit verdorben. Von Anfang an. Ich fühle nichts mehr. Wir gehören nicht zu denen, die fühlen. John packt ihn wieder. Bleib hier, du Scheißkerl.
    »Lass ihn gehen.« Krafft stand neben Johnny. »Ich weiß nicht, was der treibt, aber eins kann ich dir sagen, den kannst du nicht mal mit Gewalt zurückhalten.«
    Johnny antwortete nicht.
    Krafft legte ihm eine Hand auf die Schulter. Eine leichte Hand. Sie erinnerte ihn an etwas.
    »Du bist noch nicht mit den Filmen in der Box fertig, Bergman.«
     
    Als er aus der Stadt herausfuhr, schien ihm die Sonne in den Nacken. Es war wieder wärmer geworden, obwohl sich die Sonne in Richtung Meer entfernte. Er stellte das Radio mitten in den Nachrichten an: Bei den Behörden herrscht großer Mangel an kompetenten Maschinenschreiberinnen.
    Eine halbe Meile außerhalb der Stadt gab es einen Rastplatz am See.
    Er stand auf dem Steg, rauchte und sah zu, wie der Rauch in der Dämmerung davontrieb. Am anderen Ufer glommen die Lichter eines Hofes auf. Zwei Jungen ruderten in einem Kahn mit zwei Angeln im Bug vorbei. Einer der Jungen winkte und er winkte zurück. Der Kahn verschwand hinter einem Schilfdickicht. Er hörte einen Jungen lachen und wünschte, er säße selbst in einem Boot, und das Einzige, woran er denken würde, wären die Barsche, die darauf warteten, nach dem Haken zu schnappen, auf den er einen fetten Wurm gezogen hatte. Ich hab nicht so häufig geangelt, wie ich es als Junge gewollt hätte. Jungen sollen angeln, dann geht es ihnen gut. Er nahm noch einen Zug und spürte, wie seine Hand zitterte. Ich kann heute Nacht bei Sjögrens schlafen. Ich will nicht nach Hause. Ich habe keine Kraft, mir heute Nacht das verdammte Knistern von Kulas Schweißfunken anzuhören.
     
    Im Phoenix war noch Licht. Es war eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Astrid stand hinterm Tresen, er hatte sie durch das Fenster gesehen, als er vorbeigefahren war. Im Café hatte er Eskil gesehen. Andere Gäste waren nicht da.
    Er parkte auf dem Marktplatz. Die Losbude lag im Abendschatten. Die Holzluke war geschlossen. Der alte Skörd lag unter der Erde. Johnny blieb ein Weilchen unter dem Ahorn nah am Bach stehen, rauchte noch eine Zigarette. Er hatte Nackenschmerzen, als ob er den ganzen Tag mit gebeugtem Kopf dagesessen hätte. Als er auf das Café zuging, sah er einen Kapitän vor der Treppe halten,

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