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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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aufheulen.
    »Ich habe beschlossen, mich Zip zu nennen, Pa«, erklärte der Junge.
    »Zip? Was ist das denn für ein Name?«
    Der Mann auf der Straße begann, wie verrückt zu hupen. Er stieg aus dem Auto, hob aufgeregt gestikulierend den Blick zum Haus Nummer 320. »Worauf wartet ihr denn noch? Lasst uns wenigstens eine Runde drehen, verflucht!«, brüllte er hinauf.
    »Weißt du, dass ich eine eigene Gang habe, Pa?«, sagte Zip.
    »Eine Gang?« Der Vater gab ihm eine Kopfnuss. »Wie lange willst du noch so einen Blödsinn erzählen?«, fragte er und sah hinüber zum Fenster auf der anderen Straßenseite. »Siehst du den da?« Er zeigte auf einen eleganten jungen Mann ganz in Schwarz, der lachend neben einer Frau stand und ebenfalls den Besitzer des Cadillacs beobachtete. »Das ist Christmas Luminita. Der hat es geschafft, hier herauszukommen. Er ist reich.«
    Zip erkannte ihn wieder. Es war der Mann, der ihm aufgetragen hatte, auf den Cadillac aufzupassen. Christmas ist wirklich ein Niggername, dachte er grinsend und befühlte den Zehn-Dollar-Schein in seiner Ta s c h e.
    »Glaubst du etwa, aus dem wäre etwas geworden, wenn er Blödsinn erzählt hätte?«, setzte der Vater hinzu und schloss das Fenster.
    Der Mann im Cadillac hupte noch immer.

70
    Manhattan, 1929
    Christmas fröstelte an dem kalten Januarabend. Er schlug den Kragen seines Kaschmirmantels hoch und wickelte den weißen Seidenschal ein weiteres Mal um seinen Hals. Mit den Fingern strich er über die verwitterten Holzbretter der Bank im Central Park, dann stand er auf.
    Die Lincoln-Limousine wartete in zweiter Reihe geparkt auf ihn. Dort wo einst Fred, der Fahrer des alten Saul Isaacson, auf Ruth gewartet hatte.
    Christmas stieg ins Auto. »Fahren wir«, sagte er.
    Der Lincoln setzte sich in Bewegung.
    Christmas zog den Schal aus und richtete den Mantelkragen. Er sah aus dem Fenster. New York glänzte im Licht der Reklameschilder. Doch am hellsten strahlte das Theater in der West 42nd Street Nummer 214. Diamond Dogs , verkündete eine Leuchtschrift, bestehend aus mehr als tausend Glühbirnen, auf dem Vordach.
    Die Limousine hielt inmitten einer Menschenmenge, die von Absperrgittern und Polizeibeamten in Schach gehalten wurde. Ein Statist mit umgehängtem Maschinengewehr öffnete die Tür des Lincoln. Er war in grelle Farben gekleidet wie ein echter Gangster. Christmas lächelte ihm zu und stieg aus. Der Statist richtete das Maschinengewehr auf die Menge. Eugene Fontaine, der Impresario, war auf die Idee gekommen. »Die Vorstellung beginnt auf der Straße«, hatte er gesagt.
    Die Leute klatschten Beifall. Die Fotografen entzündeten ihre Magnesium-Blitzlichter. Zwei weitere falsche Gangster kamen hinzu und geleiteten Christmas durch die Menge, die ein Spalier gebildet hatte. Am Theatereingang empfing ein als Prostituierte zurechtgemachtes Mädchen Christmas mit einem langen, aufreizenden Blick. Und dann stolperte ein ärmlich gekleideter Junge mit schmutzigem Gesicht Christmas in den Weg und rempelte ihn an. Auch der Junge war Teil der Inszenierung. Als er zur Seite trat, zeigte er der Menge eine Taschenuhr. Die Leute lachten und applaudierten erneut. Unaufhörlich leuchteten die Fotografen den Schauplatz mit ihren Blitzlichtern aus.
    Christmas betrat das Foyer. Er schüttelte Dutzende Hände, lächelte in die Runde und beantwortete die Fragen der Reporter. Dann steuerte er auf die Bühne zu. Er nahm einen Hinterausgang und blieb auf der schmalen Ladegasse stehen. Sogar von dort war das Stimmengewirr der Leute auf der Straße und im Theater zu hören.
    »Davon wird einem ganz schwindlig, nicht wahr?«, sagte jemand hinter ihm.
    Christmas drehte sich um. Im Dämmerlicht der Gasse sah er einen ärmlich gekleideten Jungen mit wachsglänzenden Händen eine Zigarette rauchen. Er war dünn und unter den Augen dunkel geschminkt.
    »Ich bin Irving Solomon«, erklärte der Junge. »Ich spiele ...«
    »Joey Sticky Fein, ja«, warf Christmas ein.
    »Also eigentlich ...«, sagte der Junge betreten, »spiele ich Phil Schultz, genannt Wax.«
    Christmas lächelte ihn an. »Ja, natürlich.«
    »Es gibt keinen ... Joey Sticky Fein in Ihrem Stück.«
    Christmas schlug, in Erinnerungen versunken, den Blick nieder. Dann sah er zu dem jungen Schauspieler auf. »Spiel den Wax mit Würde«, sagte er. »Er war nicht nur ein Verräter.«
    Der Junge runzelte irritiert die Stirn. »War ...?«
    Christmas erwiderte nichts. Er betrachtete die gewachsten Hände des jungen

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