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Der junge Goedeschal - Roman

Der junge Goedeschal - Roman

Titel: Der junge Goedeschal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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steht der Arzt.
    ›Er hat mich belauert!‹
    »Kai? Ich schalt schon das Mädchen, dass es Sie wegschickte. Bitte, hierher.«
    Das Bild einer Venus an der Wand stört Kai, er dreht ihr, sich setzend, den Rücken. ›Sich ausziehen und sie schaut zu!‹
    In Gedanken verloren wirbelt der Arzt den Brieföffner in der Hand. Plötzlich: »Sie haben Differenzen mit Ihrem Vater?«
    »Differenzen – aber wie denn? Differenzen – nein, nein!«
    Und Scham wuchs auf, dass dieser hier wusste, Zorn, dass Papa geredet hatte. ›Steht er so hoch darüber? Hat er nicht auch …? Nein, nein, jetzt nicht daran denken. Aber immerhin, dies ein Übergewicht, eine Stärkung.‹
    »Nun, Differenzen, vielleicht zu stark; sagen wir: Meinungsverschiedenheiten. Sie kommen sich unterdrückt vor, zu wenig selbständig. Auflehnung, Zorn, Schwäche, Machtlosigkeit, bittere Wut – ist’s nicht an dem?«
    Ja, so war es. Aber leicht zu raten, da gemeingültig. Die Väter waren zu alt. Aber es zugeben, ihm, der gleich ans Telephon laufen und es Papa sagen würde? Nein, und so meinte er denn: »Aber nein. Nichts von alledem.«
    »Sie sind also mit Ihrem Vater völlig in Harmonie? Nichts auszusetzen?«
    Im Spott stählte sich Trotz. »Ja, natürlich. Wie denn sonst?«
    Der Arzt legte das Papiermesser auf den Tisch, rückte daran, beugte sich vor. »Sehen Sie, Kai, zu mir können Sie doch reden. Von mir erfährt niemand was. Ich bin ja als Arzt verpflichtet, diskret zu sein. Sie wissen: Schweigegebot.«
    Und er lehnte lächelnd sein Gesicht zu Kai.
    »Reden Sie also. Ich sehe doch , dass was nicht in Ordnung ist. Dunkle Ränder um die Augen, das Gesicht spitz, Pupillen ohne Reaktion. Na, Sie kennen das alles. Nicht? Kein Buch über Aufklärung gelesen? Nun … Die Hände – spreizen Sie die Finger. Nein, nicht so. Das Handgelenk frei. Sehen Sie, wie die Finger zittern. Ein richtiger Tatterich. – Onanieren Sie?«
    »Was? Wie? Was ist das?«
    »Machen Sie mir doch nichts vor. Wir sind doch hier nicht Diplomaten. Ob Sie onanieren, sich selbst befriedigen? Sie wissen doch recht gut, was ich meine.«
    Kai senkte vor dem gleichgültigen Blick die Augen. Noch die Finger gespreizt, dachte er: ›Alles Mache. Er tut, als sei es beiläufig. Dabei entschieden wichtigst. – Was es nur ist? Nie hörte ich davon! Aber es muss schlimm sein. Er will mich fangen. Wenn ich ja sagte? Besser‹, und nun laut: »Nein, natürlich nicht.«
    »Ich denke, Sie wissen nicht …«
    »Nun, so überraschend …«
    »Was soll das Genieren! Hören Sie, Kai. Sie sind doch aufgeklärt?«
    Und, auf eine Bewegung des andern hin: »Ich meine, Sie wissen über das Geschlechtliche Bescheid?«
    »Ja, aber wie denn? Natürlich. Ich und nicht Bescheid wissen! Schon lange. Ich weiß alles, alles. Nein, sagen Sie nichts, ich weiß ja schon! Ich weiß schon, hören Sie denn nicht! Und überhaupt, was soll ich denn hier? Was soll denn dies Fragen?Ich bin doch nicht krank. Hier so sitzen und ausgefragt werden.«
    Er schweigt, weiß nicht weiter. Aber schlimm ist, wenn er länger schweigt, wird der Arzt zu reden anfangen und vielleicht darüber sprechen, über – es. Oh, man ahnt schon, was er will, aber so geht es nicht: ›Ich mag es ja schon und ich will es, aber ich werde dann schwach, ich verliere, sie machen mich gesund. Und dann nicht er, nein, nicht er. Er hat nackte Frauen an der Wand und zu Papa petzt er. Beide sprechen sie dann von – dem. Immerzu muss ich reden, dass er nicht zu Worte kommt. Gleich geht es los. Schon setzt er an.‹
    »Ja, und Differenzen mit Papa, was soll da sein? Er ist ärgerlich, wenn ich Karzer habe, aber, Herr Doktor, das sind doch keine Differenzen, das ist doch verständlich, ganz selbstverständlich. Und nein, krank bin ich gar nicht, ganz und gar nicht, wie eine Schwalbe in der Luft, so munter. Aber … jetzt muss ich zum Abendessen, schon zu spät. Ich darf doch gehen? Nicht wahr, ich darf gehen? Alles in Ordnung. Das Ganze ein Irrtum. Adieu, Herr Doktor. Nein, ich muss wirklich gehen. Sehr freundlich, nein, nein, ich kann nicht bleiben.«
    Er ist aufgestanden, geht rückwärts zur Tür. Die Augen gesenkt, aber auf den Lidern brennt des andern Blick, der ihn halten möchte. ›Ihn nicht ansehen, ist das Beste, aber auch das Beste ist schlimm, denn nun weiß ich nicht, was er tut.‹
    »Nein, Kai, das geht nicht, hier so einfach wegzulaufen. Erst muss ich Sie wenigstens untersuchen. Ihr Abendessen wird schon warten. Gehen Sie mal zum Diwan, ziehen

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