Der junge Häuptling
zwischen den Decken noch zusammengesucht hatte.
»Tokei-ihto mag es wieder an sich nehmen.«
»Das magst du behalten, Biber. Du hast deinem Stamm sehr genützt.«
»Was soll ich mit dem Geld? Ich will es nicht. Tokei-ihto mag mir lieber ein Stück allerzartester Büffellende schenken, damit ich mich stärke zum Kampf wider den Geist, der in der Mutter meiner Mutter wohnt und der mich zwingen will, in meinem Zelt sehr alten Stier zu essen.«
»Du magst einen ganzen jungen Büffel haben!« Über
Tokei-ihtos Züge glitt ein flüchtiges Lächeln. Uinonah und Untschida wurden gerufen. Auch Tschetansapa fand sich wieder ein. Lange noch, als man in den anderen Zelten schon in Schlaf gesunken war, blieb das Gespräch am Feuer des Häuptlings im Gang.
»Du hast den Unterschied zwischen den Dakota und den Watschitschun hier gesehen«, hatte Tokei-ihto zu dem Delawaren gewandt begonnen.
»Tschapa Kraushaar nimmt das Gold nicht, das ich ihm schenken will. Ein weißer Mann aber wagt dreizehn Jahre und länger sein Leben, um es zu gewinnen.«
»Ich möchte wissen, wofür!« rief Tschetansapa, obwohl er nicht angesprochen war. »Was tun die Watschitschun mit dem Gold? Das habe ich noch nie verstanden.«
»Sie tauschen damit«, erklärte der Delaware, »sie tauschen sich damit alles ein, was man nicht daraus machen kann.«
»Das ist ein sonderbares Geheimnis.«
»Das ist es. Aber Tschetansapa muß daran denken, daß unsere Krieger früher mit Muscheln getauscht haben. Diese waren auch zu nichts nütze.«
»Du hast recht. Aber nun habe ich gehört, daß manche Watschitschun Tausende und aber Tausende von Goldkörnern aufstapeln, um sie zu besitzen … Es ist einem Dakota aber niemals eingefallen, sein Zelt bis oben hin mit Muscheln zu füllen.«
»Die weißen Männer haben mehr einzutauschen als wir, und darum brauchen sie mehr Gold, als wir Muscheln brauchten«, meinte der Delaware. »Wir haben nur Zelte, sie haben Häuser – wir essen Fleisch, sie essen Fleisch und Fisch und Zucker und Milch und Mehl und Kräuter und noch vieles andere – wir haben ein Kleid an, sie haben wenigstens drei Kleidungsstücke übereinander – wir haben ein Zeltfeuer, das uns wärmt, das Fleisch kocht und das Tipi hell macht, aber die weißen Männer haben dafür drei verschiedene Feuer. Ich müßte Tage und Nächte reden, wenn ich alles erzählen wollte, was die weißen Männer besitzen, und mit allem, was sie besitzen, tauschen sie auch untereinander.«
Tschetansapa schüttelte den Kopf.
»Das ist ein sehr merkwürdiger Stamm, der Stamm der Watschitschun. Ich kann auch immer noch nicht verstehen, wozu das viele Gold einem einzelnen Mann nütze ist. Mehr als essen und wohnen und sich anziehen können er und seine Weiber doch auch nicht!«
»Doch, das können sie«, warf Tokei-ihto ein, »und das ist das wahre Geheimnis des Goldes bei den Watschitschun. Wer das Gold hat, kann nicht nur essen und wohnen, er kann sich Land kaufen, sehr viel Land. Er kann sich auch Männer, Frauen und Kinder kaufen oder mieten, die selbst kein Land besitzen und die für ihn arbeiten müssen. Wer bei den weißen Männern Gold besitzt, der lebt nicht nur gut, er ist auch ein Häuptling über die anderen. So habe ich in vergangenen Sommern die Watschitschun bei der Union Pacific herrschen und dienen sehen, und die, die gehorchen mußten, haben mir das erklärt.«
»Ja, das ist wahr«, bestätigte Tschapa. »Mein Vater hat mir das auch gesagt. Ihn hat ein weißer Mann mit Gold gekauft. Er mußte hart arbeiten auf dem Feld, das dem weißen Mann gehörte, und oft wurde er geschlagen.« Tschetansapa hatte eine der Lederdecken vom Boden aufgenommen und befühlte die Prärieerde mit der Hand.
»Erde kaufen?« fragte er ungläubig. »Und Menschen kaufen?«
Er schüttelte den Kopf.
»So ist es«, berichtete Chef de Loup wieder. »In den Blockhäusern am Niobrara ist ein junger Reiter mit Haaren hell wie Mais. Er kann den mächtigen weißen Männern, die das Gold besitzen, die Erde nicht bezahlen, auf der sein Vater Korn baut, und darum muß er weg von seinem Land und muß sich selbst verkaufen. Er schießt nur darum auf die Dakota, weil er sich an die Langmesser verkauft hat, nicht weil er euch haßt.«
»Das ist nicht gut, sondern schlecht«, entschied Tschetansapa. »Die Erde ist da. Sie gehört allen.«
»Aber die weißen Männer können nicht gemeinsam das Land nutzen, wie wir immer getan haben«, sagte Tokeiihto.
»Sie berauben nicht nur die Dakota, sie
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