Der junge Häuptling
mich mißhandeln, denn ich weiß, wofür ich es ertrage.«
»Gut. Ich muß nun die anderen holen. Du brauchst dich nicht zu verbergen.« Tschapa ging an Bacerico heran.
»Sieh da«, bemerkte er, »Monito hat die Augen wieder offen. Das ist gut. Wir wollen mit ihm weiter verhandeln.«
Tschapa Kraushaar verließ das Zelt, blieb aber nicht lange aus. Schon nach wenigen Minuten kam er mit zwei bärtigen Schmugglern zurück. Die beiden Männer in ihren Lederjoppen, ein älterer und ein jüngerer, sahen wie echte Präriejäger aus. Ihre Haut war wie Leder, von Sonne und Wind gegerbt, ihre Joppen waren alt und geflickt, aber die Flintenläufe spiegelten blank.
»So«, fing Tschapa an, »sprecht mit Bacerico. Da sitzt er.«
Die beiden Bärtigen gingen auf Bacerico zu.
»Nun, sage noch einmal«, forderte der Ältere das Äffchen auf, »nun, sage uns noch einmal, was du uns für Lohn geben wolltest – und dann sagst du uns, was du selbst an dem Geschäft verdienst. Lüge nicht, du Vampir, denn wir wissen schon Bescheid.«
Bacerico stierte die beiden an. »Ihr Hunde«, kreischte er.
»Zehn Dollar für jeden Mann, habe ich euch gesagt, wenn das Geschäft glückt. Aber es glückt nicht. Darum werde ich euch auch nichts geben … nichts, nichts, ihr Räuber und Faulenzer!«
»Du brauchst uns auch nichts zu geben, du kleiner Affe, du!« riefen die Männer voll Zorn. »Was wir haben wollen, das nehmen wir uns schon selbst.« Sie fingen an, die umherliegenden Dollarstücke aufzusammeln.
Bacerico sprang auf und hob die geballten Fäuste.
»Laßt das liegen, ihr Betrüger! Ich werde euch das Genick brechen, ihr … ihr …«
Der jüngere der beiden Schmuggler trat vor das Äffchen.
»Halt den Mund, Monito, oder wir brechen dir das Genick. Wir sind in der Prärie … und da sind wir Herr, nicht du! Merk dir das! Die Waffen gehören uns, und wir sind uns handelseinig geworden mit der Rothaut da oder dem Nigger oder was er sonst ist … ein Kerl ist er jedenfalls und hat uns Bescheid gesagt. Und nun schlüpf wieder unter die Decke und halt deine Schnauze, oder es bekommt dir schlecht!«
»Verrat!« schrie Bacerico. »Mord! Erpressung! Hilfe …!« Aber keiner hörte auf ihn, keiner kam, keiner half.
»Es ist wirklich besser, wenn du schweigst«, riet ihm der schlaue Tschapa. »Sieh dich um in diesem Zelt. Dort liegt Tobias. Wenn du nicht den Mund hältst, zeigt er dich an, und du wirst gehängt, sobald du in die Stadt zurückkehrst …«
Bacericos Mienen verzerrten sich.
»Aber die auch …«, ächzte er, »die beiden auch, diese Räuber hier, diese Erpresser!«
»Nein, die nicht«, lachten die beiden Bärtigen, »wir zwei nicht, denn wir wollen gar nicht in die Stadt zurück, wir bleiben in der Prärie, wo kein Hahn nach uns kräht. Aber du, mein Bester … du hast wohl keine Lust hierzubleiben, du mußt zurück und an den Galgen, wenn du uns hier noch lange reizt …«
Bacerico sackte in sich zusammen. Seine Hände verkrampften sich, er hustete und spuckte. Dann sank ihm der Kopf auf die Brust. Mit einem letzten Blick voll Gier und Haß brachen seine Augen. Sein Herz hatte versagt.
Der Biber legte eine Decke über den Toten.
Die beiden Schmuggler warfen kaum einen Blick mehr auf den Körper, dessen raffinierter Geist sie lange übertölpelt und ausgenützt hatte.
Sie sammelten die Münzen ein und gingen dann mit Tschapa zusammen hinaus, um im Beratungszelt das Geld mit ihren Gesellen zu teilen.
Als Tschapa diesmal in das Häuptlingszelt zurückkehrte, atmete er tief auf. Von draußen her war der verklingende Galopp einer ganzen Reiterschar zu vernehmen.
»Fort sind sie«, berichtete der Schlaue dem Delawaren, »und die Waffen und die Maultiere sind hiergeblieben. Wir haben gesiegt.«
Er setzte sich ans Feuer und steckte sich eine Pfeife an. Als der Häuptling in sein Zelt zurückkehrte, setzte er sich erst dem Biber still gegenüber.
»Du hattest von mir verlangt«, sagte er nach einiger Zeit, und seine Stimme klang noch spröder, »daß ich dir die Hand frei lasse, zu tun, was du für richtig hältst. Nun berichte mir. Was hast du getan, und was ist geschehen? Warum reiten diese Männer alle fort und lassen die Waffen hier?«
Tschapa Kraushaar berichtete.
»Ich habe die Waffen gekauft, mit Tokei-ihtos Geld gekauft«, schloß er, »es war ein ehrlicher Handel. Ich kann nicht dafür, daß diese Männer es so eilig hatten und einige Münzen liegenließen.« Er deutete auf zwei Häufchen Dollars, die er im Zelt
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