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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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zu deiner Verfügung.«
    Tokei-ihto pfiff seinem Hund und ging langsam aus dem Tipi hinaus. Niemand wußte, was er vorhaben mochte. Mißtrauisch sah Red Fox ihm nach, lief dann ein paarmal im Kreis um das Feuer, stieß den regungslosen Monito an und fluchte vor sich hin. Chef de Loup hatte er offensichtlich noch gar nicht bemerkt.
    »Verdammter Bursche«, murmelte er vor sich hin, »jetzt wird er im Dorf umherlaufen und versuchen, alle gegen mich aufzuhetzen. Ich hätte ihm meinen besten Trumpf gar nicht zeigen dürfen. Wenn ich wüßte, wo das Zelt des Schonka ist …«
    Red Fox tat einen erleichterten Atemzug, als er den Namen aussprach. »Schonka wird mit weiterhelfen. Der Alte, der Zauberer, kann diesen Tokei-ihto im Grunde auch nicht leiden … ja, es muß gelingen. Auch Harry ist einmal am Ende mit seiner Kunst. Ich habe ihn in der Schlinge, schön habe ich ihn in der Schlinge. Jetzt gehe ich hinüber zu meinen Leuten, das kann er mir nicht verwehren. Dort ist die Wache, von der ich erfahre, wo Schonka haust … Dann zu dem Zauberer! Mit dreihundert Armeegewehren und für ein paar Raketen, mit denen er seinen Roten Hokuspokus vormachen kann, ist er garantiert zu haben. Es kann mir nicht fehlen …« Red Fox schritt dem Zeltausgang zu, als dieser sich gerade auftat und die athletische Gestalt Tschapas hereinschlüpfte.
    »Red Clarke?« fragte der Schlaue grinsend.
    »Ja. Das wird schon so ungefähr bekannt sein bei euch«, antwortete Red Fox gereizt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Was willst du hier? Hast du nicht die Wacht bei den Waffen im großen Zelt? Ich wollte zu dir hinüberkommen.«
    »Es ist besser, wir sprechen hier.« Schlauer Biber setzte sich ans Feuer.
    Red Fox betrachtete ihn forschend und ließ sich auch wieder an der Feuerstelle nieder.
    »Also, dann mal los …«
    »Du hast uns sehr gute Waffen gebracht. Deshalb will ich dich als Bruder warnen.«
    »Der Tokei-ihto schleicht herum und hetzt gegen mich, wie?«
    »Ja. Aber das ist dir nicht gefährlich, du hast freies Geleit. Etwas anderes … Dürfen die Langmesser erfahren, daß du uns die Waffen gebracht hast?«
    »Hölle und Teufel, was ist das wieder für eine Frage? Gar nichts dürfen sie wissen, überhaupt nichts, und wenn ihr je wieder einmal etwas von mir haben wollt, dann haltet euren Mund!«
    »Wir schweigen. Aber kannst du dich auch auf Chef de Loup verlassen … auf euren Kundschafter Tobias?«
    »Wie kommst du auf den? Der ist doch in den Black Hills.«
    »Er ist im Dorf.«
    »Wo ist er?«
    »Bei uns hier im Dorf.«
    »Dreimal verdammt! Weiß dieser Lump …?«
    »Noch weiß er nichts. Er war bei mir und wollte mich aushorchen. Aber ich habe dich nicht verraten.« Chef de Loup hörte unter der Decke mit gespanntem Interesse, was von ihm erzählt wurde. Der Biber war klug.
    Red Fox hatte die Hände in die Hüften gestützt. »Ich will dir mal was sagen … wie heißt du?«
    »Tschapa. Das heißt in eurer Sprache ›Biber‹.«
    »Also, ich will dir mal was sagen … das geht mit dem Teufel zu. Der widerwärtige Schleicher, der rote Hund, dieser Tobias … ich verschaffe ihm noch selbst den Auftrag … und er untersteht sich und reitet hierher? Wenn ich wieder auf die Station komme, sorge ich dafür, daß er seine Prügel kriegt, aber gründlich, egal wofür. Bei dir hat er nachgefragt?«
    »Ja.«
    Red Fox stampfte auf.
    »Alles verdorben, das ganze Geschäft … wie soll ich den Tokei-ihto so schnell weichmachen … so schnell geht das nicht … ich muß weg, augenblicklich weg, bevor der Tobias noch mehr ahnt … aber ganz ohne Bezahlung? Himmel und Hölle, das beste Geschäft, das je gemacht wurde, einfach ins Wasser fallen lassen …«
    Der Biber lächelte freundlich und mitleidig.
    Red Fox wurde blaß, die wütende Erregung der letzten Stunden schlug in eine momentane Mutlosigkeit bei ihm um. Dann quoll der Jähzorn wieder in ihm auf. Er griff nach den umherliegenden Dollarstücken und warf sie sinnlos gegen die Zeltwände.
    »In drei Teufels Namen! Aber das büßt mit der Tobias, der Schleicher!« Red Fox rannte aus dem Zelt hinaus. Chef de Loup horchte am Boden. Es dauerte nicht lange, bis der Galopp eines forteilenden Pferdes hörbar wurde.
    Der Delaware schlug die Decke zurück.
    »Das hast du gut gemacht!« sagte er anerkennend zu Tschapa. »Er ist fort.«
    Der Schlaue nickte. »Aber er haßt dich jetzt.«
    Chef de Loup machte eine kurze wegwerfende Bewegung.
    »Mich wird es freuen, wenn die weißen Männer

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