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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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begriffsstutzigen Johnson von der Backbordwache.«
    Haddington dachte einen Augenblick nach: »Ich glaube auch, daß wir ihm nicht trauen können. Wir waren wohl auch zu verwöhnt mit einer Besatzung tüchtiger Freiwilliger. Wenn in Kriegszeiten die Besatzungen wieder mit gepreßten Männern aufgefüllt werden, müssen wir die Augen offenhalten.«
    Mit der Cerberus im Kielwasser steuerte die Shannon Kingston an, wo ein altes Fünfzig-Kanonen-Linienschiff mit der Admiralsflagge etwa eine Meile vor der Küste auf Reede lag, etwa gleich weit von Kingston und Port Royal, dem Kriegshafen, entfernt.
    David sah die weißen Häuser von Kingston vor dem Schimmer der Blue Mountains und auf der anderen Seite die lange Sandküste mit den Vorratslagern von Port Royal, beschützt von den drohenden Mauern von Fort Augusta und Fort Charles. Die Luft war mild, die See leuchtete blau, verziert mit silbrig funkelnden Lichteffekten auf den kleinen Wellen.
    David dachte, es sei wirklich so schön, wie man im kalten England von den westindischen Stränden träume.
    »Fertigmachen zum Salut!« riß ihn Haddingtons Kommando aus seinen Gedanken.
    Hastig lief er zum Vorschiff, um das Signal der Shannon zu beachten, denn es sollte wieder im gleichen Takt gefeuert werden. Dreizehn Salutschüsse hallten über die Bucht, elf krachten als Antwort zurück.
    »Flaggschiff signalisiert an Shannon: ›Ankern Sie eine Kabellänge an Backbord‹«, rief David.
    Und die Shannon befahl der Cerberus, eine halbe Kabellänge achteraus zu ankern. Die Prisen sollten in den Hafen einlaufen.
    Angespannt achtete Haddington darauf, wann die Shannon das Ruder legen und die Segel bergen würde. Interessiert verfolgten die Offiziere auf dem alten Flaggschiff die Manöver der einlaufenden Schiffe.
    »Wie die sich amüsieren würden, wenn wir Entfernung oder Fahrt falsch einschätzen und nicht am richtigen Platz ankern«, sagte Mr. Hamond zu David.
    »Ihr Ankermanöver war ausgezeichnet und macht Ihrer Schiffsführung alle Ehre, lieber Edward«, lobte Admiral Brighton in der großen Achterkajüte des Flaggschiffs.
    »Ergebensten Dank, Sir, ich bin mit Schiff und Mannschaft zufrieden«, antwortete Kapitän Brisbane.
    »Nehmen Sie ein Glas Wein, setzen Sie sich, und berichten Sie mir mündlich, was Sie erlebt haben. Zuvor muß ich Ihnen aber noch sagen, wie enttäuscht ich bin, daß sie nur kurzfristig zur Jamaika-Station abkommandiert sind.«
    Kapitän Brisbane erzählte von der niederdrückenden Lage in Boston, von den Patrouillenfahrten bei Chesapeake und Delaware sowie von dem Besuch in Saint Augustine.
    »Sie waren so effektiv, wie Sie nur konnten. Wir beide wissen, mein Lieber, daß das nicht genug ist, um die Kolonien zu blockieren. Wir brauchten das Zehnfache an Schiffen. Wissen Sie übrigens schon, Edward, daß die Kolonie Massachusetts jetzt offiziell Kaperbriefe ausstellt?«
    Kapitän Brisbane erwiderte, daß man ihn auf eine solche Maßnahme vorbereitet habe, er aber noch nicht wußte, daß sie jetzt Realität geworden sei.
    »Dann wissen Sie vielleicht auch noch nicht, daß das Kabinett im September angeordnet hat, alle Schiffe, die Kolonisten gehören oder Eigentum der Kolonisten transportieren, zu beschlagnahmen. Wir haben die Nachricht vor drei Wochen bekommen.«
    »Hätte ich das gewußt, Sir, dann hätte ich in der letzten Woche zwei Prisen mehr gehabt.«
    »Ja, nun geht das wieder los mit den Prisen«, sagte der Admiral etwas resigniert. »Ich habe nicht vergessen, wie mancher Kapitän im letzten Krieg seinen Blockadeposten verlassen oder seine Nachrichten nicht geradewegs überbracht hat, nur um Prisen zu jagen.«
    Brisbane wandte ein: »Ich hoffe, Sie trauen mir keine Pflichtverletzung zu, Sir!«
    »Aber nein«, wehrte Brighton ab, »das wissen Sie doch, mein Lieber, aber das ganze System der Prisengelder ist mir etwas suspekt, obwohl ich zugebe, daß ich meinen Anteil aus ganz privaten Gründen gern annehme. Und die Entscheidungen des Prisengerichts in der Harbour Street in Kingston sind manchmal recht merkwürdig. Ich hoffe, Sie haben einen tüchtigen Prisenagenten, der Ihre Interessen gut vertritt. Die Offiziere des Flaggschiffs haben übrigens auf eigene Kosten eine kleine Ketsch gekauft, die als unser Tender Prisen jagt. Sie verdienen so gut daran, daß sie bald ein größeres Schiff kaufen können.«
    Sie verabredeten noch einige wichtige dienstliche Angelegenheiten, bevor der Admiral Brisbane mit einer Einladung zum Dinner

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