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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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beieinander. Die Shannon lief mit etwa zwölf Knoten auf sie zu.
    »Lassen Sie ›Klar Schiff zum Gefecht‹ anschlagen, Mr. Morsey, wenn es recht ist. Wir sind in zwanzig Minuten in Schußweite.«
    Jetzt konnte man von Deck aus sehen, daß ein Kutter an einer Brigg angelegt hatte.
    »Der Kutter ist von englischer Bauart. Aber auf der Brigg weht noch die englische Flagge«, meldete Mr. Morsey. »Da stimmt etwas nicht.«
    Als hätte man ihn auf dem Kutter gehört, warf der von der Brigg los und steuerte unter vollen Segeln auf die seichten Gewässer zwischen zwei kleineren Inseln zu.
    »Die Jagdgeschütze sollen versuchen, ob sie den Kutter noch erreichen.«
    »An Deck! An Bord der Brigg steigt Rauch auf. Die Besatzung versucht zu löschen«, meldete der Ausguck.
    Kapitän Brisbane ließ Mr. Kelly rufen und ordnete an: »Stellen Sie ein Enterkommando zusammen, Mr. Kelly, und nehmen Sie Löscheimer und eine tragbare Pumpe mit. Ich lasse auf Höhe der Brigg kurz backbrassen. Es muß sehr schnell gehen mit dem Aussetzen!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Jagdgeschütze richteten nicht viel aus. Einmal glaubten sie, einen Treffer erzielt zu haben, aber sie mußten die Verfolgung abbrechen. Die Sonne war schon halb unter der Kimm, und das purpurne Licht würde übergangslos der Nacht weichen. Da konnte die Shannon nicht in seichte Gewässer einlaufen. Der Kapitän ließ die Royals einholen und zur Brigg zurücksegeln.
    Das Feuer war gelöscht. Schiffslaternen zeigten, daß die Cerberus in Rufweite der Brigg lag.
    »Lassen Sie bitte Mr. Haddington und Mr. Kelly an Bord rufen«, sagte der Kapitän zu Mr. Morsey. Kelly brachte den Ersten Maat der Brigg mit, die auf dem Weg von Jamaika zu den Bermudas war.
    »Ein Kutter näherte sich mit britischer Flagge, Sir«, berichtete dieser. »Ich war zunächst überhaupt nicht mißtrauisch. Aber als sie näher kamen und ich das Deck genau durch das Teleskop betrachtete, kamen mir Bedenken. Es sah nicht aus, wie auf einem Kriegsschiff Seiner Majestät, wenn Sie wissen, was ich meine, Sir. Die Ordnung fehlte. Der Kommandant war barfuß, die Aufbauten schmuddelig. Da habe ich abgedreht und versucht zu fliehen. Der Kutter hat die britische Flagge eingeholt und eine andere gehißt, die ich nicht kannte. Später sahen wir, daß eine Kiefer auf ihr abgebildet war und die Worte ›An Appeal to Heaven‹. Er hat dann auf uns gefeuert. Mit meinen vier Einpfünder-Drehbassen kann ich mir entlaufene Sklaven vom Hals halten, die sich mit kleinen Booten als Piraten versuchen, aber nicht einen voll armierten Kutter. Sie haben uns geentert. Ich habe zwei Schwerverletzte. Als sie gerade unsere Ladung und Papiere durchstöberten, wurde ihre Fregatte gemeldet. Bevor sie flohen, versuchten sie noch, unser Schiff anzuzünden, aber wir konnten den Brand mit Hilfe Ihrer Leute löschen, Sir.«
    Brisbane erkundigte sich zunächst, ob die Verwundeten versorgt seien. Dann forderte er den Maat auf, den Kutter genau zu beschreiben.
    Der vermutete, daß es sich wahrscheinlich um einen erbeuteten Zollkutter handele, etwa fünfzig Tonnen, sechs Vierpfünder und eine Besatzung von rund vierzig Mann. Er käme aus Massachusetts. Auffällig sei ein schwarzes Farbband um den Rumpf und ein aus braunem und weißem Tuch zusammengesetztes Vormarssegel.
    Die Schiffe blieben während der Nacht beieinander. Dann segelte die Brigg weiter in nordöstlicher Richtung hinaus auf den Atlantik, während die Shannon und die Cerberus Kurs auf die Bahama-See nahmen.
    Zwei Wochen kreuzten sie zwischen Kuba und den Bahama-Inseln. Eine spanische Brigg, deren Papiere eindeutig bewiesen, daß sie Waffen und Ausrüstung auf amerikanische Rechnung beförderte, und ein amerikanischer Schoner wurden als Prisen genommen und nach Jamaika geschickt.
    An einem Nachmittag erhielt die Cerberus Befehl, am nächsten Tag an den Inseln und Riffen nördlich der Exhums Inseln entlangzulaufen, während die Shannon in den tieferen Gewässern vor der Andros-Insel patrouillieren wollte. Treffpunkt sei am nächsten Abend vor Nassau.
    Das Morgengrauen wartete die Cerberus mit eingeholten Segeln ab, da die Nähe der Riffe, der kleinen und kleinsten Inselchen das Weitersegeln zum Glücksspiel gemacht hätte.
    Kaum war der Ausguck aufgeentert, da meldete er dem Deck ein Segel drei Meilen Steuerbord querab.
    »Was kannst du sonst erkennen?« fragte Haddington.
    »Ein Kutter, setzt jetzt Segel.«
    Haddington griff sich ein Teleskop und enterte auf. Er war es, der

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