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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Gerichtsentscheidungen herbeiführen müßte. Erlauben Sie aber, daß mich vor allem die Frage bewegt, wieso Sie das Naturrecht für die menschliche Freiheit anrufen, obwohl Sie doch vorhin von Ihren vielen Sklaven erzählten?«
    »Nun, mein lieber Bruder, da siehst du, daß Krieger dem Juristen sehr wohl Paroli bieten können. Ich freue mich«, wandte sich Isabella zu David, »daß Sie ihm eine so knifflige Frage stellen. Er ist ein Revolutionär, dessen Auffassungen unserem Vater schon Sorge bereiten. Aber auf Besitz und Sklavenarbeit will er nicht verzichten. So weit geht die Liebe zum Naturgesetz nicht.«
    Fernando protestierte: »Sie müssen einen schlechten Eindruck von den spanischen Familien dieses Landes gewinnen, lieber Mr. Winter, wenn sich die Frauen über die Auffassungen ihrer männlichen Familienmitglieder lustig machen. Ich könnte natürlich einiges erwidern, daß nach theologischem und weltlichem Recht der Neger nicht dem Weißen gleichgestellt werden kann und insofern die juristische Frage anders zu sehen ist. Aber«, und Fernando ließ den scherzhaften Ton und wurde ernst, »ich muß ehrlich zugeben, daß ich nicht glücklich bin über den Zwiespalt, in den mich meine Gewöhnung an das Leben im Luxus und meine Gedanken über die Natur der menschlichen Freiheit stürzen. Vielleicht habe ich einmal die Kraft, nur meinen Idealen zu leben, und dazu gehört auch die Forderung nach Freiheit für die spanischen Kolonien in Amerika.«
    Seine Schwester seufzte: »Ich liebe dich für deine Überzeugungen. Aber du wirst uns alle noch ins Unglück stürzen.«
    Die Kapelle spielte zum Tanz, und David, vom Wein beschwingt, bat Isabella um einen Tanz, wobei er seine geringen Erfahrungen nicht verschwieg.
    »Kommen Sie nur, Señor Corneta, wenn Sie sich meiner Führung anvertrauen wollen.«
    Und David verbeugte sich, schritt im Takt der Musik, berührte Isabellas Hand, trennte sich für neue Schritte, drehte sich und wurde von ihr unmerklich durch die Figuren dirigiert. Sie sieht wunderschön aus, dachte David, nicht so schelmisch wie Susan, ernster blickt sie mich an, aber voller Zuneigung und Verlockung. Ich werde Susan doch nicht bei der ersten Gelegenheit untreu werden, ermahnte er sich selbst.
    Als die Musik endete, sagte Isabella: »Sie haben vorhin an eine andere Frau gedacht, Señor Corneta!«
    »Wie kommen Sie darauf?« forschte David überrascht.
    »Eine Frau spürt das.«
    »Ja, ich dachte an die Contredanse in Gibraltar, als mich eine liebe Freundin auch so geschickt durch die Tücken des Tanzes lotste«, sagte David etwas gedankenversunken.
    »Sie werden sie wiedersehen«, ein leichter Druck der Hand auf seinem Arm, und Isabella dankte für den Tanz.
    »Sie sind ja ein Schwerenöter, Mr. Winter«, neckte der Schiffsarzt David, »auch hier haben Sie schon mit der schönsten jungen Dame getanzt.«
    »Sie ist bezaubernd, Sir«, gab David zu, »und ihr Bruder ist ein sehr sympathischer junger Mann, auch wenn er etwas revolutionäre Ideen hat.«
    Mr. Lenthall berichtete von seinen Gesprächen mit einem spanischen Mediziner und war überzeugt, daß die spanische Kultur mit der freieren britischen Lebensweise in manchen Familien eine harmonische Verbindung eingegangen sei, die zu einer bewundernswerten Unabhängigkeit des Geistes und der Kultur geführt habe.
    »Aber begleiten Sie mich doch ein wenig. Ich will dem Kapitän von unseren Amputierten im Hospital berichten.«
    Sie fanden den Kapitän in der Bibliothek, in der die Herren in einigen Gruppen zusammenstanden.
    Einer der Gäste, vornehm gekleidet, eher unauffällig in Statur und Gesicht, mit etwas hervorquellenden Augen, erzählte die neueste Nachricht: »Endlich hat unsere Flotte einmal zugeschlagen und ein Rebellennest niedergebrannt. Endlich haben sie die Quittung dafür empfangen, daß sie Seiner Majestät Schiffe gekapert und die Offiziere gefangen haben. Sollen die Einwohner von Falmouth sehen, wo sie den Winter verbringen.«
    Kapitän Brisbane wandte ein: »Sie müssen sich irren, mein Herr, da hat sicher ein Kampf stattgefunden.«
    »Mit Verlaub, Sir«, mischte sich der Adjutant des Gouverneurs ein. »Wir haben heute die amtliche Nachricht erhalten. Es handelte sich um eine Strafexpedition auf Befehl von Admiral Graves. Leutnant Henry Mowat hat mit zwei Schonern und zwei bewaffneten Transportern am 18. Oktober Falmouth in der Casco Bay (heute Portland, Maine. F.A.) in Brand geschossen, nachdem die Einwohner aufgefordert worden waren, die

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