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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Stadt zu verlassen. Etwa zweihundert der dreihundert Häuser wurden zerstört.«
    »Das geschah auf Befehl des Admirals und ist eine amtliche Nachricht?«
    Brisbane konnte es nicht fassen.
    »Jawohl, Sir!«
    Der Gast mischte sich ein: »Sie sind wohl mit dem Befehl und der Bestrafung der Rebellen nicht einverstanden?«
    Brisbane antwortete sehr langsam und mit ernstem Nachdruck: »Es steht mir nicht an, die Befehle meiner Vorgesetzten zu beurteilen, mein Herr. Ich kann nur für mich sprechen und Ihnen versichern, daß ich lieber meinen Abschied eingereicht als einen solchen Befehl ausgeführt hätte.«
    Hitzig fuhr der Angeredete dazwischen: »Dann fehlt es Ihnen wohl an dem Mut und der Entschlossenheit, die Seine Majestät von seinen Offizieren erwarten kann!«
    Mit unbewegtem Gesicht entgegnete Brisbane beherrscht: »Würden Sie mir gütigst mitteilen, wo meine Sekundanten Sie heute noch aufsuchen können? Mein Dienst erzwingt diese Eile.«
    Der General trat zu Brisbane: »Es wäre mir eine Ehre, Sir, Ihnen als Sekundant zu dienen. Ihre Haltung ist die eines wahren Gentlemans.«
    Ehe jemand noch etwas sagen konnte, mischte sich der Gouverneur ein. »Meine Herren! Als Gouverneur dieser Kolonie verbiete ich jedes weitere Wort über ein Duell. Kapitän Brisbanes Mut und Ehre sind über jeden Zweifel erhaben. Ich persönlich verbürge mich dafür und werde nicht zulassen, daß er am Dienst für unseren König gehindert wird. Sie, Mr. Twiss«, wandte er sich an den Hitzkopf, »haben bei Ihrer Vertreibung aus Georgia Haß und Unrecht erfahren. Aber das berechtigt Sie nicht, meinen Gast, einen Kapitän Seiner Majestät, ungerechtfertigt zu beleidigen. Ich bestehe auf Ihrer sofortigen Entschuldigung, oder ich muß Sie der Kolonie verweisen.«
    Mr. Twiss war bei diesen entschlossenen Worten förmlich geschrumpft. Verstört sah er in die Runde, ohne Unterstützung zu finden.
    »Es, es tut mir leid. Ich habe unbeherrscht gesprochen und entschuldige mich. Ich wollte die Ehre des Kapitäns nicht antasten.«
    »Akzeptiert!« antwortete Brisbane und wandte sich ab.
    Die Stimmung auf dem Fest war dahin. Die Nachricht von dem Eklat verbreitete sich in Windeseile. Fernando de Alvarez fragte David, und dieser berichtete ihm.
    »Sie haben einen bemerkenswerten Kapitän, Mr. Winter. Aber, verzeihen Sie mir, was in Falmouth auf Befehl Ihres Admirals geschehen ist, war schlimmer als ein Verbrechen, es war eine Dummheit. Es wird das Feuer weiter anfachen, die Radikalen werden die Überhand gewinnen, und viele Menschen werden Furchtbares erleiden.«
    »Sie mögen recht haben, Mr. de Alvarez. Aber wir beide können nichts tun. Ich freue mich, daß wir uns kennengelernt haben, und wäre glücklich, wenn wir mehr Zeit hätten.«
    Fernando reichte ihm beide Hände: »Wollen wir uns nicht mit unseren Vornamen anreden? Mir ist, als kennten wir uns schon lange. Kommen Sie bitte, ich möchte Sie meinen Eltern vorstellen. Sie werden Ihnen und mir immer willkommen sein.«
    Kapitän Brisbane ging früh, und seine Offiziere folgten ihm. Schweigend passierten sie die livrierten Neger, die jetzt Fackeln hielten, und bestiegen die Kutschen.
    Mr. Grant berichtete in der Offiziersmesse, der Kapitän habe keine Silbe gesprochen. Nur als sie die Shannon erreichten, habe er gemurmelt: »In diesem Krieg kann man seine Ehre noch leichter verlieren als sein Leben.«

Patrouillenfahrt in der Karibik
    Die Cerberus lief mit der unsteten Morgenbrise langsam auf die Ostspitze Kubas zu. Noch wenige Meilen, und sie würden den Kurs nach Südwest ändern und in die Windward-Passage einlaufen.
    Haddington stand mit David in der Nähe des Ruders und sah den Matrosen bei den morgendlichen Routinearbeiten zu.
    »Wie bist du zufrieden mit dem Ersatz, den wir für unsere Verluste vor Südkarolina erhalten haben, David?«
    David erwiderte, daß die beiden Männer der Prisenbesatzung, die sie in Saint Augustine übernommen hätten, gute Seeleute seien. Die drei freigelassenen Sklaven seien kräftig und willig, aber völlig unerfahren.
    »Es ist sehr mühsam, ihnen die einfachsten Handgriffe beizubringen, und sie haben sich immer noch nicht daran gewöhnt, Vorgesetzte mit ›Sir‹ und nicht mit ›Massa‹ anzureden.« Der Deserteur, der der Todesstrafe entgangen und nur mit zwei Dutzend Hieben bestraft worden war, sei ihm unheimlich. »Dankbar für sein Leben ist er bestimmt nicht, und dauernd tuschelt er mit dem Fischer, der in Somers Cove angemustert hat, dem etwas

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