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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Nachmittag des 24. Dezember hatten sie der Shannon einen großen Schoner in die Fänge getrieben, der mit Salz und Nachschub aller Art von Saint Eustatius nach Charleston segelte. Am Abend lagen die drei Schiffe in Lee der Mayaguana-Insel, und Haddington saß mit David und Hamond in seiner winzigen Kammer bei einem Glas Wein.
    Nach dem Appell um sechs Glasen der Vormittagswache las Haddington aus der Bibel die Weihnachtsgeschichte vor. Die Sonne brannte schon unerträglich, und sie sehnten schwitzend das Ende des Gottesdienstes herbei, um wieder die leichte Bordkleidung anziehen und aus dem Windschatten der Insel auslaufen zu können.
    Es fiel David sehr schwer, an Portsmouth, seine Verwandten und an Susan zu denken, während die Brandung funkelte und fliegende Fische an Bord fielen.
    Die drei Schiffe lichteten Anker. Shannon und Cerberus nahmen Kurs auf die Wasserstraße zwischen den Turks-Inseln und Hispaniola, während die Prise zur Windward-Passage lief, um Jamaika zu erreichen. Die Mannschaften der Freiwachen hatten Freizeit und gingen ihren Lieblingsbeschäftigungen nach.
    Hamond spielte auf seiner Flöte, David las, William Hansen schnitzte, und Greg Miller hatte ein Stück Fleisch an einem Haken aufgespießt, diesen mit einer Kette an einem Seil befestigt und warf nun die Angel aus.
    John und Edmond sahen ihm zu und spotteten, ob er einen Wal fangen wolle. Miller grinste, wurde aber plötzlich auf die Planken gerissen, ohne daß er das Tau losgelassen hätte.
    »Belegt das Ende!« schrie er den beiden zu, und die knoteten das Tau an den hinteren Geschützbolzen fest. Achteraus sprang ein gewaltiger Hai aus dem Wasser.
    Vorbei war es mit dem beschaulichen Festtag. Haddington mußte Ausguck und Rudergänger scharf an ihre Pflichten erinnern. Alle anderen hatte das Jagdfieber gepackt.
    Die Schwarzen rollten mit den Augen und sprachen Beschwörungen gegen den bösen Geist. Von den Weißen schlossen einige Wetten über den Ausgang des Kampfes ab, andere gaben Ratschläge, wieder andere holten Piken und Enterhaken herbei. Alle schienen von Mordlust gepackt.
    »Seeleute hassen den Hai«, sagte Haddington, »und ich weiß selbst nicht recht, warum. Da sie selten schwimmen, kommen sie kaum mit Haien in Kontakt und daß Schiffbrüchige von Haien gefressen werden, ist auch nicht so häufig. Aber sie hassen ihn!«
    Und mit Haß verfolgten sie den halbstündigen Kampf, ehe sie Hand über Hand das Tau einholen konnten. Haßerfüllt stachen und schlugen sie auf den Hai ein, der nach einer weiteren halben Stunde ermattet am Heck hing.
    »Vorsicht! Noch nicht an Deck holen. Er lebt noch und schlägt euch mit dem Schwanz die Knochen kaputt!« rief Haddington. »Und das Deck klart ihr sofort wieder auf!«
    Sie waren zu allem bereit, wenn sie den Hai nur an Deck brachten. Endlich lag er, aus vielen Wunden blutend, tot auf den Planken und wurde mit über vier Yard Länge gemessen.
    Eine Flosse wurde am Mast angenagelt und würde nun immer für den richtigen Wind sorgen. Die andere und die Leber beanspruchten Feinschmecker besonderer Art. Die größten Zähne des messerscharfen Gebisses brach sich Miller heraus. Andere schnitten sich Teile der reibeisenartigen Haut ab.
    Als sie mit Resten des Kadavers weitere Haie angeln wollten, schritt Haddington ein: »Ihr habt euren Feiertagsspaß gehabt. Jetzt will ich Ordnung an Deck! Den nächsten Hai könnt ihr zum nächsten Weihnachtsfest angeln.«
    Kein Segel sichteten sie in den nächsten Tagen.
    »Man könnte meinen, Westindien sei ausgestorben«, sagte Kapitän Brisbane zu Mr. Morsey, der immer besser in die Aufgaben des Ersten Leutnants hineinwuchs. »Lassen Sie bitte einen Kurs auf Grand Inagua absetzen! Wir wollen dort einmal nachsehen.«
    Aber abgesehen davon, daß sie dort Wasser und Feuerholz an Bord nehmen konnten, war auch dieser Jagdgrund leer. Sie nahmen Kurs auf die Caicos-Inseln, als um sieben Glas der Dogwatch, der Wechselwache, der Ausguck zwei Segel vier Strich Backbord voraus meldete.
    »Wo steht die Cerberus?« fragte der Kapitän den wachhabenden Offizier.
    »Vier Meilen Steuerbord querab, Sir.«
    »Dann werden wir selbst nachsehen. Signalisieren Sie der Cerberus den neuen Kurs und lassen Sie die Royals setzen.«
    »An Deck!« rief der Ausguck. »Ein Kutter und eine Brigg fünf Meilen voraus.« Morsey enterte auf und sah durch das Teleskop, wie sich die beiden Schiffe einander näherten. Nach einer Weile hörte man Schüsse. Die beiden Schiffe lagen jetzt dicht

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