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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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einen Toppgasten mehr hatte. Er gab David seine Wache sowie seine Gefechtsstation – Steuerbordbatterie Oberdeck – bekannt und ließ ihn zum Cockpit führen. William hatte Davids kleines Bündel einem Servant in die Hand gedrückt und war schon im Vordeck verschwunden.
    David berührten die Eigenheiten seines neuen Kommandos nicht sonderlich, da er davon ausging, daß es nur vorübergehend war. Aber lästig wurde es ihm schon, daß er im Cockpit vor allem nach seiner Herkunft und seinen verwandtschaftlichen Beziehungen ausgefragt wurde, sich aber niemand dafür interessierte, wo er Dienst getan und was er erlebt hatte.
    Davids Wachoffizier, Mr. Fernes, Dritter Leutnant, war der erste, der ihn danach fragte.
    »Gott sei dank, Sie scheinen ja etwas vom Dienst zu verstehen«, war die Reaktion. »Damit Sie hier nicht unnötig auffallen, will ich Ihnen noch einige Tips geben.«
    Und David erfuhr, welche Details der Kleidung besonders beachtet wurden, wie man zu gehen, woran man Interesse zu zeigen habe. Daß die Signalflaggen stets sauber und die Flaggleinen geweißt waren, war ebenso wichtig wie der tiefschwarze Anstrich der Geschütze.
    »Aber fragen Sie nicht, wann zum letztenmal Scharfschießen geübt wurde!«
    Am nächsten Tag erhielt David Urlaub, um sich einkleiden zu können. Der Schneider war auf das Stichwort Albion hin orientiert, hielt drei neue Hemden, drei Paar Seidenstrümpfe für das absolute Minimum, war auch nicht bereit, ein billiges Uniformtuch zu wählen, und versorgte David gleich mit Adressen für den Schuhmacher und für eine Wäscherei.
    Die Strümpfe konnte David mitnehmen, die Hemden wären morgen bei der Anprobe, die Uniform übermorgen fertig. Der Preis hätte David vor der Nachricht über sein Konto in Verzweiflung gestürzt, jetzt trug er ihn mit Fassung.
    Auf dem Weg zum Schuhmacher kam ihm ein Leutnant entgegen.
    Das ist doch … dachte David, als der Leutnant schon freudestrahlend rief: »David, alter Junge! Wie kommst du hierher.«
    Es war Nesbit Greg, jetzt Dritter Leutnant auf seiner Majestät Fregatte Active, der ihm nun strahlend die Hand schüttelte.
    In dem Gasthof, in dem sie sich bei einem Glas Bier gegenübersaßen, erzählte Nesbit zuerst von seinem Glück, daß er bald nach bestandenem Examen die Kommission erhalten habe. Dann mußte David berichten, wurde wegen seiner Abenteuer in der Wildnis bestaunt und löste ein Gelächter aus, als er den Namen seines jetzigen Schiffes erwähnte.
    »Was ist denn an dem alten Pott so komisch, daß du so lachen mußt?« fragte David.
    Das sei das kurioseste Schiff der ganzen New Yorker Flotte, klärte ihn Nesbit auf. Der spleenige Lord verstünde außer Kleidung und Etikette nichts vom Flottendienst, sei aber steinreich und habe viele Beziehungen zum Oberhaus und zur Regierung.
    Der Kapitän sei ein alter Seebär, der sich vom Leichtmatrosen hochgedient habe und so beeindruckt von dem hochadligen Leutnant wäre, daß er ihm völlig freie Hand ließe.
    »Stell dir vor, David, nun heißt er auch noch Butterdish, traut sich in Gesellschaft kaum den Mund aufzutun, kann nur notdürftig schreiben und lesen und sieht hilflos zu, wie seine Lordschaft aus der Albion ein Modehaus macht.«
    David erzählte, daß er in etwa drei Wochen auf die Shannon zurückkönne, und beide verabredeten, daß sie am nächsten Abend gemeinsam speisen wollten.
    Am nächsten Vormittag setzte Lord Battesham eine seiner häufigen Inspektionen an. Divisionsweise trat die Mannschaft an, und David sah zu seinem Amüsement, wie William Hansen sein Haar naß und straff gekämmt hatte, damit es an der Stirn nicht locker flatterte.
    Dem Kapitän wurde gemeldet, aber der korpulente alte Mann mit den groben, schlaffen Gesichtszügen schien sich nicht recht wohl zu fühlen und zog sich bald zurück. Seine Lordschaft war dagegen in ihrem Element.
    Aber mit David war der Lord nicht zufrieden. Seine Dienstuniform sei eines Offiziers unwürdig, und rasieren hätte er sich auch können. David hatte sich noch nie rasiert, und diese Mahnung löste nicht nur Unbehagen bei ihm aus.
    Ich bin eben ein Mann nun, dachte er und reckte sich.
    Als die Mannschaften wegtraten, konnte David ein paar Worte mit William wechseln. Der war zufrieden, wie er untergekommen war, hatte aber Schwierigkeiten mit dem Zahlmeister, weil er die auf der Albion geforderte Kleidung aus der Kleiderkiste beziehen mußte, aber keine Soldgutschriften auf der Albion hatte und hier auch nicht viel Sold erwarten

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