Der junge Seewolf
helfen uns für den Winter.«
Eine hellere Stimme entgegnete: »Aber wenn sie jetzt Newport besetzen, verlieren wir einen wichtigen Stützpunkt.«
Die dritte Stimme fiel ein: »Und was wird aus der Nachrichtenübermittlung?«
Nesbit stieß David an: »Du hörst ja gar nicht zu. Was hast du denn?«
David sagte, er werde es gleich erklären, denn er hatte mitgehört, daß der Wirt am Nebentisch kassierte.
»Bitte seht euch die drei vom Nebentisch genau an, wenn sie gehen.«
Als ein Armeemajor in die Gaststube trat, standen die drei Männer vom Nebentisch auf, begrüßten ihn und verließen mit ihm das Wirtshaus.
David erzählte seinen Gefährten, was er gehört hatte.
»Haben sie Mellish gesagt?« fragte Nesbit.
Als David bejahte, erklärte er, daß der Transporter Mellish Mitte November von den Rebellen gekapert worden wäre und fast die gesamte Winterbekleidung für die Truppen in Kanada an Bord gehabt hätte.
Abercrombie sagte, daß der zuletzt aufgetauchte Armeemajor in der Transportabteilung des Generals Howe sei. Und dann wollte er wissen, was sie über Newport gesagt hätten.
»Das ist eine ganz wichtige Information. Ich darf noch nicht mehr darüber sagen. Der hessische Offizier gehörte zum Regiment des Obersten Rahl, das in New Jersey vorrückt. Zu schade, daß wir die beiden anderen nicht kennen. Wenn Sie einen wiedersehen, informieren Sie doch bitte Hauptmann Plate vom Stab des Generals, aber nur ihn persönlich unter Berufung auf meinen Namen.«
Sie unterhielten sich noch eine Weile über die große Bedeutung, die dem Verrat in diesem Kriege zukomme, und verabschiedeten sich dann.
Abercrombie sagte, wenn er in New York sei und ihre Schiffe im Hafen lägen, würde er versuchen, sie zu erreichen. Auf jeden Fall würde er dann abends in dieses Gasthaus schauen.
Der nächste Abend war pompöser. Lord Battesham hatte in Hicks Taverne einen Raum für die Offiziere der Albion reservieren und ein großes Menü vorbereiten lassen. Er lud ein, wie er diskret noch einmal einfließen ließ, und er zahlte alles – was er nicht zu sagen brauchte, da es alle wußten.
David fühlte sich in seiner neuen Uniform ein wenig aufgeputzt, aber wenn er sich verstohlen in einem der vielen Spiegel musterte, gefiel ihm doch, was er sah.
Einige der anderen Offiziere schienen sich bei Lord Battesham mit Schmeicheleien beliebt machen zu wollen. Er genoß die Lobreden sichtlich. Andere waren reservierter, wie der Hauptmann der Seesoldaten, ein älterer, narbenbedeckter Kämpfer.
Der Master, ein weißhaariger Hüne, sah manchmal recht ablehnend zu dem Trubel um den Ersten Leutnant hin.
Lord Battesham hob in seiner Tischrede Davids Taten hervor und brachte einen Toast auf den König aus. Den größten Teil der Unterhaltung bestritt er, und alle erfuhren, wie eng seine Verbindungen zum Hofe und zur Admiralität waren. Nur David schien das Thema neu zu sein.
Mit einigem Geschick hatte sich David neben den Master postiert, denn er hatte nicht vergessen, daß sein nächstes Ziel die Ablegung des Examens als Steuermannsmaat war. Der Master, Mr. Patton, war interessiert, als David Josuah Hope, den Master der Shannon, erwähnte.
Ja, sie seien Schiffskameraden gewesen, und als David einflocht, Mr. Hope habe ihn zum Examen als Steuermannsmaat vorgeschlagen, war Patton sehr angetan.
»Ich werde dafür sorgen, daß Sie mir bei der Navigation zur Hand gehen können. Die jungen Herren auf der Albion haben sonst etwas andere Interessen. Und Sie können Ihre Kenntnisse etwas auffrischen, Mr. Winter, denn auf den kanadischen Seen war wohl nicht viel zu navigieren. Hier im Hafen allerdings auch nicht«, räumte er ein. Aber er hoffe auf baldiges Auslaufen.
Der Master des Flaggschiffes habe übrigens die Vollmacht des Trinity Houses, solche Examen abzunehmen. Man werde sehen.
Lord Battesham hatte ebenfalls Zukunftspläne. Das frühere John Street Theatre sei als ›Royal Theatre‹ wieder eröffnet worden. Gentlemen der Flotte und des Heeres würden für wohltätige Zwecke Rollen in den Stücken übernehmen, sogar weibliche, wie er schelmisch vermerkte.
Allerdings seien auch professionelle Aktricen engagiert. Man müsse an einem der nächsten Abende etwas für die Bildung tun. Und das Amüsement dürfe auch nicht fehlen.
Die unverheirateten Herren sollten sich doch mal in Mrs. Porters Etablissement treffen. Sie solle ein sehr gepflegtes Haus unterhalten und ständig junge Damen aus allen Nationen zur Unterhaltung der Gäste
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