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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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acht Sechspfünder im Kampf einsetzen und »nicht wie auf einer ›Ozeanpostkutsche‹ nur hin- und hertransportieren wollte«, wie er es ausdrückte.
    Auf dem Weg von Halifax hatte er keine Gelegenheit gefunden. Zwei Segel hatte er auf seinem Kurs entdeckt, aber sie waren geflohen, als sie die Brigg sichteten, und zeitraubende Verfolgungen durfte er sich nicht erlauben.
    »Die Herren von der Flotte haben es verlernt, den Morgenschlaf zu genießen. Immer treibt es sie in der frühesten Dämmerung an Deck.«
    David wandte sich um und lächelte den Sprecher, einen jungen Armeeleutnant, an.
    »Guten Morgen, Sir, wenn die Armee nicht so schläfrig wäre, stünde es vielleicht besser um die britische Sache in Amerika.«
    »Schon am frühen Morgen beißen sie zurück, die jungen Herren der Flotte. Kein Respekt mehr vor dem Alter«, scherzte Leutnant Abercrombie. »Was gibt es denn zu sehen?«
    David erklärte ihm, daß sie auf die nur gut eine Meile breite Meerenge zwischen Staten Island und Long Island zusteuerten. Steuerbord voraus lägen Gravesend und New Utrecht.
    Ob er denn schon hier gewesen sei, wollte Abercrombie wissen.
    Nein, aber er habe sich die Karte angesehen, und der Name Gravesend habe ihn erinnert, daß es nur gut zweieinhalb Jahre her sei, daß er Gravesend an der Themsemündung erblickt habe.
    »Und mich sollten die Namen daran erinnern, daß hier am 22. und 25. August unsere Truppen und hessische Brigaden unter General Heister und Colonel Donop gelandet sind, um Long Island freizukämpfen«, sagte Abercrombie.
    David fragte, ob der Kampf um New York schwer gewesen sei.
    »Keinesfalls«, antwortete Abercrombie. Schwer sei nur die Warterei gewesen. Ende Juni hätten sie schon Staten Island besetzt und dann sieben Wochen mit der Landung auf Long Island gewartet.
    »Danach hatten wir Washington mit seiner Armee auf den Hügeln von Brooklyn so gut wie im Sack, als vor einem drei bis vier Fuß tiefen Graben ›Halt‹ befohlen wurde.«
    Dort hätten sie gelagert, bis Washington seine Truppen bei Nacht über den East River nach Manhattan evakuieren konnte, denn natürlich hatte man versäumt, den East River mit der Flotte zu blockieren.
    Dann habe die Armee wieder gewartet, weil die Brüder General und Admiral Howe mit Abgesandten des Kongresses verhandelten. Das sei von Beginn an aussichtslos gewesen, denn die Rebellen forderten die Anerkennung der Unabhängigkeit, und die konnten ihnen die Friedenskommissare Howe nicht gewähren.
    Mitte September sei man dann in Manhattan gelandet, aber man habe wieder gewartet, bis der Feind sich zurückziehen konnte. Als er die Armee verlassen habe, belagerte sie die Stellungen der Rebellen fünf Meilen nördlich von Harlem bei Fort Lee und Fort Washington.
    Leutnant Abercrombie schloß seinen Bericht: »Wir werden bald wissen, ob sie dort immer noch warten. Dabei sollte man meinen, General Howe hätte es eilig, in das Bett seiner amerikanischen Geliebten, einer Mrs. Loring, zu kommen. Aber wahrscheinlich ist er sowieso öfter dort als bei seinen Truppen. ›Fröhlich sein und sich amüsieren‹, das ist seine Devise.«
    »Sie sind verbittert, Sir«, sagte David.
    »Ja, zum Teufel, das bin ich, seitdem ich die blamable Niederlage bei Fort Sullivan miterlebt habe, die wir der stümperhaften Vorbereitung General Clintons verdanken. Ich stamme aus einer Familie, die der Krone seit Generationen Colonels und Generäle gestellt hat. Die Herren im Stab wissen, wie ich über sie denke und was ich meiner Familie schreibe. Darum habe ich jetzt den Posten eines Kurieroffiziers und darf hin- und hersegeln, damit ich an Land nicht zu viel sehe, und vielleicht versenkt uns ein Kaperschiff, oder wir gehen im Sturm unter.«
    Während dieser Unterhaltung hatten sie Red Hook erreicht und steuerten auf die Spitze von Manhattan zu. Der Hudson und der East River waren mit Schiffen aller Art gefüllt, und der Wald der Masten erinnerte David fast an den Londoner Hafen. Abercrombie und David gingen zum Achterdeck.
    Der Leutnant sagte, er werde am East River östlich des großen Docks anlegen. David habe es dann nicht weit zum Hauptquartier des Admirals am Hannover Square 10.
    »Na und Sie, Mr. Abercrombie, kennen ja das Hauptquartier des Generals in der Broad Street.«
    Er könne es kaum erwarten, wieder dort zu sein, spottete Abercrombie.
    David verabschiedete sich schon jetzt von den beiden und ging hinunter zu der kleinen Kammer, in der Hansen ihre Habseligkeiten verschnürt hatte.
    »Das war

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